Von Pfarrer Gregor Arndt

In den biblischen Lesungen der Gottesdienste wird in diesen Tagen das Leben und Wirken des Propheten Samuel geschildert. Eine tiefe innere Verbundenheit mit Gott lässt in ihm die Überzeugung wachsen, dass es aufgrund der Gebote Gottes und direkter religiöser Erfahrungen keiner politischen Institutionen – auch keines Königs – bedarf.

Jeder weiß doch was vor Gott richtig ist. Warum die Freiheit durch Beamte und weltliche Herrscher einschränken? Dennoch werden am Ende aller Auseinandersetzung Saul, David und Salomon als erste Könige eingesetzt. Im biblischen Israel führen und leiten somit zwei Institutionen das Land: Prophet und König. 

Ein Foto des vergangenen Jahres stellt sich mir noch einmal vor Augen: auf einer internationalen Tagung in Brüssel sitzen Ursula von der Leyen als politisches Oberhaupt Europas und Greta Thynberg als Klimaaktivistin vor der tagenden Versammlung. Die eine wird mit ihren „Panik“-Appellen den Ernst der Lage inszenieren, die andere wird auf dem Weg der Kompromisse und Verhandlungen nach praktischen Lösungen Ausschau halten.

Die eine Stimme ist notwendig, um mit ihrem Engagement Menschen zur Umkehr zu motivieren, die andere, um den Alltag mit seinen Aufgaben praktisch zu bewältigen. Die Politik kann blind werden für die wahren Herausforderungen, die Prophetie kann sich in ideologische Gewalt wandeln. Mögen Politik und Prophetie in rechtem Maß 2022 zugeordnet sein.

Gesegneten Sonntag!   

Pfarrer Gregor Arndt

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