Angesichts des Großeinsatzes der Polizei, die nach einer mutmaßlichen Löwin in Berlin und Brandenburg suchte, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund die lückenhaften gesetzlichen Regelungen, die Handel und Haltung der meisten exotischen Wildtiere hierzulande problemlos und ohne Einschränkungen ermöglichen.

So ist die private Haltung von Löwen und anderen auch gefährlichen Exoten in vielen Bundesländern wie etwa Brandenburg grundsätzlich erlaubt und es ist unklar, in wie vielen deutschen Haushalten exotische Wildtiere leben. Der Verband bekräftigt seine Forderung nach einer Positivliste für Heimtiere, wie auch Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir sie zu Beginn des Jahres vorgeschlagen hatte.

„Ob es sich im konkreten Fall nun um eine gefährliche Großkatze handelte oder nicht, ändert nichts am grundsätzlichen Problem. Die ‚Löwin‘ und der immense Aufwand dieser teuren Suchaktion sind schon jetzt Sinnbild für eine inkonsequente und verfehlte Politik im Bereich Wildtierhandel und Heimtierschutz“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Immer wieder kam es in den letzten Jahren zu größeren Einsätzen von Polizei, Feuerwehr und Wildtierexperten, um entkommene Giftschlangen, Löwenbabys oder andere Wildtiere einzufangen und zu versorgen. Die Regierung muss nun endlich handeln und sowohl Tier als auch Mensch entsprechend schützen!“

Gefahr für Artenvielfalt und menschliche Gesundheit

Deutschland ist einer der größten Absatzmärkte für Exoten weltweit. Während es innerhalb Deutschlands verboten ist, heimische Wildtiere einzufangen, dürfen Tierbestände in Asien, Afrika und Südamerika für den deutschen Heimtiermarkt geplündert werden. Hunderttausende wildgefangene Reptilien, Amphibien und Fische werden hierzulande legal verkauft – auch ohne dass die Halter irgendeine Sachkunde vorweisen müssten. So leiden anspruchsvolle und teils sogar vom Aussterben bedrohte Arten oft jahrelang unter nicht artgerechten Bedingungen oder werden aus Überforderung schließlich ausgesetzt. Überleben die Tiere das hier herrschende Klima, können sie teils sogar zum Problem für heimische Ökosysteme werden. Auch die Gesundheitsgefahren, die von Exoten ausgehen, sind unterschätzt: Laut Robert-Koch-Institut sind bis zu 90 Prozent der Reptilien in Terrarienhaltung mit Salmonellen infiziert und stellen somit eine Infektionsquelle für den Menschen dar.

Tierschutz badet Gesetzeslücken aus

Für Tierheime ist es eine große Herausforderung, den großen Zulauf nicht mehr gewollter Exoten zu bewältigen und Reptilien und exotische Säuger tiergerecht unterzubringen. In ganz Deutschland gibt es für Tiere wie Großkatzen oder Affen nur sehr wenige Plätze in spezialisierten Auffangstationen, die allesamt von Tierschutzorganisationen getragen werden. Nach Auffassung des Deutschen Tierschutzbundes sollten Wildtiere grundsätzlich nicht in Privathaushalten gehalten werden dürfen. Der Verband wünscht sich eine Positivliste wie es sie in vielen anderen europäischen Ländern bereits gibt. Im Gegensatz zu Verboten würde eine Positivliste nur die Tierarten definieren, die ohne Bedenken gehalten werden dürfen – aus Tier-, Natur- oder Artenschutzsicht sowie aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und des Gesundheitsschutzes.