Die gestern auf ARTE gezeigte Dokumentation „Rinder für den Orient“ von Manfred Karremann macht einmal mehr deutlich, dass Tiertransporte in Drittländer ein gravierendes Tierschutzproblem darstellen. Die Zustände auf Transporten insbesondere in den Nahen Osten und Nordafrika und die dortige Schlachtung sind nicht mit EU-Gesetzen vereinbar. Der Deutsche Tierschutzbund wiederholt deshalb seine Forderung: Deutschland und die EU müssen Lebendtiertransporte in alle Länder außerhalb Europas stoppen.„Die Dokumentation ist eine erneute und drastische Mahnung an Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner, die deutsche Ratspräsidentschaft zu nutzen: Es braucht dringend ein europaweites, konsequentes und dauerhaftes Verbot von Tiertransporten und zwar in alle Drittländer“, macht Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, deutlich. „Es gibt keinen vernünftigen Grund, Tiere über endlose Strecken zu transportieren, an deren Ende ihnen eine brutale Schlachtung bevorsteht.“ Anstelle lebender Tiere könne Fleisch oder genetisches Material transportiert werden.

Hintertürchen müssen geschlossen werden

Zwar haben die meisten Bundesländer im Lauf der letzten Monate Verbote von Tiertransporten in bestimmte Drittländer erlassen, doch ein striktes, einheitliches und umfassendes Vorgehen fehlt in Deutschland weiterhin. Das führt dazu, dass Drittlandtransporte über den Umweg über jene Bundesländer auf den Weg gebracht werden, die diese Transporte noch abfertigen. Oder die Umwege führen gar über andere EU-Staaten, beispielsweise Ungarn. „Solche Hintertürchen gehören ausgeschlossen. Ansonsten werden Millionen von Rindern und Schafen weiterhin aus der EU in Drittstaaten gekarrt und die schockierenden Bilder werden uns weitere Jahrzehnte verfolgen. Das allgemeine Entsetzen über die schonungslos gezeigte Realität in Dokumentationen allein wird den Tieren nicht helfen. Es ist Zeit für die Politik, diesem Grauen endlich den Riegel vorzuschieben, indem die EU-Transportverordnung endlich nachgebessert wird“, so Schröder.

Auch Länder fordern klares Vorgehen vom Bund

Auf der Agrarministerkonferenz vergangene Woche hatten auch die Länder den Bund gebeten, sich bei der Europäischen Union für eine zeitnahe Überarbeitung der Tierschutztransportverordnung einzusetzen. Die Landesminister sprachen sich darüber hinaus für ein bundesweites Verbot für Tierexporte in Drittstaaten aus, solange es kein EU-weites Verbot gebe. „Die EU-Mühlen mahlen langsam“, so Schröder. Deshalb müsse das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) auch unabhängig vom Vorgehen der EU endlich schnellstmöglich prüfen, ob – dem Beispiel der Niederlande folgend – ein bundeseinheitlicher Exportstopp in außereuropäische Länder kurzfristig machbar wäre.

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