Drei Traditionshäuser unter einem Dach. So heißt es bis heute noch auf der Website des Eichsfeld Klinikums. Und weiter: „Die Erfolgsgeschichte begann im Jahr 2001. Aus der Fusion des Kreiskrankenhauses Reifenstein mit dem St. Elisabeth-Krankenhaus Worbis entstand das Eichsfeld Klinikum. Ein Jahr später kam das St. Vincenz-Krankenhaus Heiligenstadt als dritter Partner hinzu. Alle drei Krankenhäuser blicken mit Stolz auf ihre Geschichte zurück.“ Für Worbis ist die Geschichte als Krankenhaus nun zu Ende.

Armin Sülberg (li.), Dr. Uwe Schotte und Leandra Conradi beim Pressegespräch.

Geschäftsführer Armin Sülberg stellte am Nachmittag der Presse die neuen Pläne zum Eichsfeld Klinikum vor. Gestern Abend hatten die Gesellschafter des Eichsfeld Klinikums – Landkreis Eichsfeld, Stiftung St. Elisabeth und Stiftung St. Vincenz – einstimmig den Beschluss gefasst. Heute Vormittag wurden dann die Mitarbeiter informiert. Die Stimmung sei gut gewesen, sagte der Geschäftsführer. Die Entscheidung würde nicht im Kreistag stattfinden, sondern bei den Gesellschaftern und er verwies auf deren Sitzung gestern Abend. Der Aufsichtsrat habe schon vor etwa zwei Wochen dem Plan für die weitere Entwicklung zugestimmt.

Die Gesellschafter haben gestern Abend beschlossen, das Krankenhaus Worbis zu schließen. Im Detail führte der Geschäftsführer aus, dass alles startklar sei für die Neuausrichtung. Die Pläne stehen, der Antrag für die finanzielle Förderung ist erstellt und nun müsse nur noch das Gesundheitsministerium zustimmen.

„Mit der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen, die in Übereinstimmung von Geschäftsführung, Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung verabschiedet wurden, wird ein modernes Eichsfeld Klinikum entstehen, das für Patienten und Mitarbeiter gleichermaßen attraktiv und zukunftsfähig ist. Nicht zuletzt ist und bleibt das Eichsfeld Klinikum mit mehr als 1.000 Mitarbeitern eines der größten Unternehmen und damit bedeutende Wirtschaftskraft in der Region.“, so Armin Sülberg, Geschäftsführer des Eichsfeld Klinikums.

Vor diesem Hintergrund führt der Geschäftsführer des Eichsfeld Klinikums die beschlossene Strategie aus: „Aus drei wird zwei – Grundsätzlich wird es eine 2-Haus-Standortstrategie geben: Die Häuser in Heiligenstadt und Reifenstein sind für die medizinische Versorgung vorgesehen, das Haus in Worbis für krankenhausnahe Dienstleistungen.“ Armin Sülberg betonte: „In alle drei Häuser wird investiert werden, um sie für die zukünftige Versorgung sowohl strukturell als auch räumlich fit zu machen.“

Investitionen von rund 90 Millionen Euro für Bau- und Modernisierungsarbeiten        

Zwischen 2021 und 2026 sind an allen drei Standorten des Eichsfeld Klinikums umfangreiche Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen geplant. Insgesamt werden rund 90 Millionen Euro in eine leistungsstarke, zeitgemäße Infrastruktur investiert.

Konkret bedeutet dies zum Beispiel, dass am Standort Heiligenstadt die Notfallversorgung und Kardiologie hierzu ausgebaut werden und das Herzkatheder-Labor, dass gegenwärtig noch in Worbis ist, nach Heiligenstadt kommt. Außerdem soll in Heiligenstadt ein Parkhaus gebaut werden für die Mitarbeiter. Das Haus 2 in Heiligenstadt sei nicht mehr zu halten und müsse abgerissen werden.

Im Detail soll das Klinikum wie folgt aufgestellt werden:

Notfallversorgung in der Region

Notfallpatienten sollen auch weiterhin in Heiligenstadt und Reifenstein rund um die Uhr versorgt werden.  Hierfür sollen umfangreiche Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten vorgehalten werden, wie etwa Computertomografie, notfallmäßige Herzkatheteruntersuchungen, Schockraum, operative Notfallversorgung einschließlich Unfallchirurgie sowie Intensivbetten für internistische und chirurgische Patienten. Damit würde das Klinikum der wichtigste Notfallversorger im Eichsfeld bleiben und seine Verantwortung in diesem Bereich in vollem Umfang wahr nehmen.

Zukünftig geplante medizinische Fachrichtungen

Aktuell stehen 352 Planbetten für die stationäre Versorgung zur Verfügung, 2026 sollen es rund 300 Planbetten sein.

 Haus St. Vincenz Heiligenstadt

  • Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin
  • Gynäkologie und Geburtshilfe
  • HNO-Belegabteilung
  • Innere Medizin:

– Gastroenterologie

– Hepatologie

– Kardiologie

– Onkologie

– Stroke Unit

  • Kinder- und Jugendmedizin
  • Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie
  • 24h-Notfall-Ambulanz

 

Haus Reifenstein

  • Allgemeine- und Viszeralchirurgie
  • Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin
  • Urologie
  • NEU: Palliativmedizin (bisher im Haus Worbis)
  • 24h-Notfall-Ambulanz

Haus St. Elisabeth Worbis

  • NEU: Katholisches Altenpflegeheim St. Benedikt (bisher im Haus Reifenstein)
  • NEU: Bildungsinstitut (bisher im Haus St. Vincenz Heiligenstadt)
  • NEU: Sozialpädiatrisches Zentrum (bisher im Haus Reifenstein)
  • NEU: stationäres Hospiz
  • bestehende Arztpraxen
  • Sozialstation / Caritativer Pflegedienst Eichsfeld gGmbH
  • Ambulantes Hospiz- und palliatives Beratungszentrum mit seinen Hospizdiensten sowie Haus Emmaus Worbis

Eichsfeld Klinikum als Nachfrager von Sach- und Dienstleistungen

Von 2021 bis Ende 2026 sind umfangreiche Baumaßnahmen geplant, durch die die bestehenden Gebäudekomplexe modernisiert bzw. teilweise ersetzt und auch vollständig neugebaut werden soll. Insbesondere in Heiligenstadt ist der Erweiterungsanbau unter anderem auf der angrenzenden bestehenden Parkfläche avisiert.

Das Eichsfeld Klinikum sei dabei nicht nur Arbeitgeber, der direkt Arbeitsplätze unterschiedlichster Qualifikationen vom Chirurgen bis zum Haustechniker anbietet; sondern auch rund 100 Ausbildungsplätze und viele Arbeitsplätze in nachgelagerten Bereichen.  Hinzu käme die Wirtschaftskraft als Nachfrager von Dienst- und Sachleistungen aus der Region. Ob lokale Baufirmen, Handwerker, Lebensmittel-Lieferanten oder Reinigungsfirmen – sie und viele andere existieren zu einem nicht geringen Teil vom Bedarf des Eichsfeld Klinikums nach unterschiedlichsten Waren und Leistungen. Arzt- und Therapiepraxen, Apotheken und Pflegeeinrichtungen profitieren von der engen Kooperation mit dem Eichsfeld Klinikum und seinen Häusern an den bereits bestehenden Standorten.

Armin Sülberg unterstreicht, dass in die Standortkonzeption unterschiedlichste Zukunftszenarien eingeflossen sind, die im Eichsfeld die demografische Entwicklung, strukturelle Veränderungen und  gesundheitspolitische Parameter in der 10-Jahresvorausschau berücksichtigen. „Letztendlich brauchen wir heute, morgen und übermorgen eine wohnortnahe medizinische Versorgung unter Berücksichtigung der regionalen Besonderheiten.“

Aufgabe des Eichsfeld Klinikums sei es auch, im Rahmen von langfristig bestehenden Miet- und Pachverträgen eine weitere Nutzung der bestehenden Häuser vorzunehmen. Bei einem Neubau würde das für Heiligenstadt und Reifenstein nicht möglich sein. Zu Worbis sagte der Geschäftsführer, dass es mit der Nachnutzung dort ganz anders aussehen würde. Es gäbe schon einige Interessenten. Auch die Küche des Eichsfeld Klinikums soll dort bleiben.

Ein Neubau würde nach Erhebung von Architekten rund 165 Millionen Euro kosten. Gehe man von einer 75 Prozent Förderung aus, dann blieben noch 25 Prozent Eigenanteil. Beim jetzigen Zweistandort-Konzept gehe es um 90 Millionen. Der Eigenanteil wäre also viel geringer.

Basis für die Neuausrichtung ist auch das Medizinkonzept, in dessen Mittelpunkt die konsequente Bildung von Kompetenzschwerpunkten stehen wird. Dieses Konzept, wie es jetzt aufgestellt sei, würde dem Klinikum eine Realisierungs-Chance bieten, wie sie nie vorher diskutiert wurde, so Armin Sülberg.

Geplante Termine Haus St. Vincenz Heiligenstadt:

  • Beginn 2021:  Strategie-Umsetzungsstart, beginnend mit Umbau Herzkatheter Labor
  • Mitte 2021:     Inbetriebnahme Herzkatheter-Labor
  • Mitte / Ende 2022:      Baugenehmigung, Beginn der Abrissarbeiten
  • Beginn 2023:  Start des Rohbaus
  • Beginn 2025:   geplante Inbetriebnahme

Für die abschließende Umsetzung des Strategiekonzeptes wartet Armin Sülberg nun auf das grüne Licht aus der Landeshauptstadt. Dort soll es in den kommenden Tagen detailliert vom amtierenden Geschäftsführer im Thüringer Ministerium präsentiert werden. Auch für das Haus St. Elisabeth Worbis sind die abschließenden Gremienentscheidungen offen: „Wir gehen unter anderem von der Etablierung eines stationären Hospizes aus.“

Es wird in den nächsten Wochen auch einen neuen Geschäftsführer geben: Dr. Gregor Bett. Sein Dienst beginnt am 1. November. Er kommt aus Baden Würtemberg , sei sehr erfahren und habe auch schon ein Krankenhaus mit 350 Betten und mehreren Standorten geleitet. Armin Sülbergs Tätigkeit im Eichsfeld Klinikum geht am 30. Oktober 2020 zu Ende, er wird aber Dr. Bett noch ein paar Monate zur Seite stehen.  Es habe insgesamt 35 Bewerbungen gegeben, zehn waren in die nähere Auswahl gekommen. Der Aufsichtsrat habe sich für Dr. Bett entschieden, so Armin Sülberg.

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Im Eichsfeld Klinikum werden jährlich etwa 18.000 Patienten stationär und mehr als 20.000 ambulant behandelt. Im Haus St. Vincenz Heiligenstadt erblicken über 800 Babys im Jahr das Licht der Welt – rund 3.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 0-18 Jahren mit kinderneurologischen Erkrankungen, Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten sowie Behinderungen werden im Sozialpädiatrischen Zentrum untersucht, behandelt und begleitet.

 

 

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