Vor rund einem Monat hat die erste Bestätigungsbohrung nahe der Ortslage Haynrode begonnen. Nun konnte das eigentliche Ziel der Bohrung , die Gewinnung der Kali-
salzkerne, erreicht werden – ein fast schon historischer Moment: Erstmals seit der Einstellung der Förderung des Bergwerks Bischofferode 1993 wird im Eichsfeld wieder Kalisalz an die Oberfläche gebracht.

In Stücken von zirka drei Metern Länge und mit einem Durchmesser von rund 6 Zentimetern werden die Salzkerne aus der Tiefe geholt. „ Es ist für uns ein sehr spannender Augenblick , wenn die Kalisalzkerne die Tagesoberfläche erreichen. Insgesamt benötig t en wir zirka sechs Tage, um alle Kerne mit einer Gesamtlänge von rund 160 Metern nach oben zu holen. Somit erhalten wir Proben von nahezu dem gesamten Abschnitt der Salzgesteine “, sagt Jason Wilkinson, Geschäftsführer der Südharz Kali GmbH.

Das Unternehmen steht für modernen und nachhaltigen Kalibergbau, ohne dauerhafte Salzhalden oder salzhaltige Abwässer. Im Auftrag der Südharz Kali GmbH führt H. Anger’s Söhne Bohr- und Brunnenbaugesellschaft mbH die Bohrung durch . Trotz Orientierung an den Alt-Unterlagen der historischen Bohrung brachte das Bohren einige unerwartete Entwicklungen mit sich. So mussten beispielsweise alle Bohrabschnitte im Deckgebirge, also den Schichten über dem Salzhorizont, tiefer verrohrt und zementiert werden, als ursprünglich geplant.

„Dies bedeutete tiefer bohren, mehr Rohrlängen einbauen und mehr Zement verpressen“, erklärt Andre Zucker, Betriebsführer von Anger. Im Salzhorizont trat eine unvorhergesehene Reihe von technischen Unwägbarkeiten auf, die auch durch die geologischen Gegebenheiten begründet sein können. Diese führten zu Verzögerungen im geplanten Bohrablauf.

So musste zum Beispiel die Kernbohrgarnitur mehrmals auf die wechselnd en Härten der einzelnen Zechsteinschichten angepasst werden, um ein optimales Gewinnen der Kerne zu gewährleisten. Dazu mussten spezielle Komponenten vom Hersteller aus Frankreich an die Bohrstelle gebracht und für den Einsatz auf die dortigen Bedingungen angepasst werden. „Auf all diese Unwägbarkeiten konnten wir aber operativ gut reagieren und somit auch die Vorgaben der Behörden vollständig erfüllen“, so Zucker.

Die Gesteine des Zechsteins im Eichsfeld sind rund 255 Millionen Jahre alt. Der Salzhorizont – das ist der Bereich ab ca. 530 Metern Teufe, die Kalisalze lagern noch ca. 120 m tiefer – wurde bereits vor einigen Tagen erreicht. ​Nachdem die darüber liegenden Gesteinsschichten mit einem Rollmeißel durch bohrt wurden, kam
dann das Kernbohrverfahren zum Einsatz. Damit können die Kerne im Ganzen aus dem Gestein erbohrt und unbeschädigt nach „ über Tage “ gezogen werden. Sobald ein Bohrkern entnommen wird, wird das Innenrohr wieder bis ganz unten eingebaut und der nächste Kern abschnitt gebohrt.

Während der Bohrarbeiten werden verschiedene Bohrspülungen eingesetzt Sie dienen zur Stabilisierung des Bohrloches, zur Reinigung der Bohrlochsohle und zur Kühlung im Bohrloch. Es handelt sich dabei um eine übliche, grundwasserverträgliche Art des Bohrverfahrens . Die Bohrspülungen werden in einem in sich geschlossenen System im Kreislauf gepumpt, „recycelt“ und wiederverwendet. Sie sind sozusammengesetzt, dass es zu keiner Beeinträchtigung der Umwelt sowie des Grundwassers kommt.

Die Aktivitäten zur Gewinnung der Salzkerne sind so gut wie abgeschlossen und wurden – ebenso wie die Vorbereitung des Bohrplatz es und die spätere Wiederherstellung des Ausgangszustandes – unter Berücksichtigung der strengen gesetzlichen Auflagen des Umwelt- und Naturschutzes sowie insbesondere der Regelungen zum Schutz des Grundwassers ausgeführt. Alle Aktivitäten sind durch die Behörden des Freistaates Thüringen sowie den Behörden des Landkreises Eichsfeld zugelassen und werden bei der Durchführung überwacht. Nach Abschluss der Bohrarbeiten wird das Bohrloch
vollständig bis zur Oberfläche rückverfüllt, der Bohrplatz zurückgebaut und die in Anspruch genommenen Flächen in ihren ursprünglichen Zustand versetzt.

Die Bohrkerne werden in den kommenden Wochen und Monaten ausführlich untersucht. Ziel ist es, die chemische und mineralogische Zusammensetzung der einzelnen Salzgesteinsschichten herauszufinden. Zusätzlich werden durch geophysikalische Messungen im Bohrloch weitere Informationen
zu den Eigenschaften der gesamten Gesteinsabfolge gesammelt.

Die Bestätigungsbohrung nahe der Ortslage Haynrode ist die erste von zwei Bestätigungsbohrungen im Ohmgebirge, um das dortige Kalisalzvorkommen auch physisch bewerten zu können. Die zweite Bestätigungsbohrung ist nahe der Ortslage Worbis geplant. Aktuell wird dieser Bohrplatz bereits vorbereitet. Die zweite Bohrung wird voraussichtlich im März beginnen. Erst wenn beide Bohrungen abgeschlossen und die Bohrkerne ausführlich untersucht und analysiert sind, können Entscheidungen über das weitere Vorgehen getroffen werden.

Das Bergwerkseigentum „ Ohmgebirge “ ist eines von drei Bergwerkseigentümern , die das Unternehmen im traditionsreichen Südharz Kalirevier erworben hat. Das Bergwerkseigentum „Ohmgebirge“ im Bereich der Ortslagen Kirchworbis – Haynrode – Brehme grenzt an die alten Kaligruben Bischofferode und Sollstedt. Die hier vorhandenen Kalisalze waren bereits während der 1980er Jahre als bilanzierte Reserven für eine spätere Gewinnung ausgewiesen. Die Untersuchungen im Ohmgebirge
sind die ersten wissenschaftlich-technischen Maßnahmen zur Entwicklung des Projektes für die Gewinnung von Kalisalzen, die Südharz Kali unternimmt.

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