(v. li.) Dr. Möller, Thomas Spielmann, Ilona Helbing vom Jugendamt, Probst Hartmut Gremler und Dr. Gregor Bett bei der Eröffnung der Babyklappe. Foto: Ilka Kühn

Im Jahr 2019 sind in Deutschland 12 Neugeborene tot aufgefunden worden, vier weitere wurden von ihren Müttern abgelegt, sind aber noch lebend entdeckt worden. Die Dunkelziffer ist sicherlich höher. Im vergangenen Jahr wurde im Landkreis Eichsfeld ein Neugeborenes tot aufgefunden wie auch in Eschwege. Eine Babyklappe soll helfen, damit Kinder überleben können.

Was man bislang nur aus Großstädten kennt, wurde nun auch im Eichsfeld installiert, eine Babyklappe. Verschiedene Partner hatten sich zusammengefunden und darüber beraten, ob auch bei uns so etwas notwendig ist: Eichsfeld Klinikum,Landkreis, Heilbad Heiligenstadt, und die betreffenden Stiftungen vom Klinikum. Am vergangenen Donnerstag wurde die Babyklappe eröffnet und gesegnet. Dr. Gregor Bett, Geschäftsführer des Eichsfeld Klinikums, sagte in seiner Begrüßung, dass er das Eichsfeld in den anderthalb Jahren seiner Tätigkeit hier, als große Familie erlebt hat. Und in einer Familie stützte man sich gegenseitig, besonders in schweren Situationen. Eine Babyklappe sei nicht nur für die Kinder da, sondern auch für die Mütter, die damit die Möglichkeit hätte, für sich und die Kinder die richtige Entscheidung zu treffen, sagte Dr. Bett. Er betonte, dass die Babyklappe das Angebot von Caritas, Schwangerschaftsberatungen oder ähnlichem, ergänze.

Es handelt sich um eine Einrichtung, wo man sich wünscht, dass sie nicht gebraucht wird. Mütter sollten ihre Kinder gebären können und sich darauf freuen. Doch es gibt auch Mütter, die sich nicht über ihr Kind freuen können und verzweifelt sind. Manche sind so verzweifelt, dass sie es nach der Geburt töten. Im vergangenen Jahr gab es zwei solcher Fälle, ein totes Neugeborenes im Landkreis Eichsfeld und ein weiteres in Eschwege.


Der Geschäftsführer des Eichsfeld Klinikums, Doktor Gregor Bett, machte den Vorschlag, im Eichsfeld Klinikum solch eine Babyklappe zu installieren. Sein Vorschlag wurde von den Partnern beraten und für gut befunden. Darüber hinaus gäbe es im Eichsfeld Klinikum auch das Angebot der Anonymen Geburt.

Man hätte es sich mit dem Raum auch nicht leicht gemacht, um eine richtige Lösung zu finden. Nun befindet sich die Babyklappe im hinteren Teil des Eichsfeld Klinikums des Hauses St. Vincenz in Heiligenstadt. Es ist ein kleiner Raum mit einem kleinen Babybettchen und einem wichtigen Briefumschlag für die Mutter, die hier ihr Kind ablegt. Der Chefarzt der Kinderklinik im Eichsfeld Klinikum, Doktor Oliver Möller, erklärte den anwesenden zur Einweihung, wie solch ich eine Babyklappe funktioniert.
Video

Dr. Oliver Möller erklärte, wie die Babyklappe funktioniert.

Informationen kann die Mutter dann in dem dabei gelegten Briefumschlag an das Eichsfeld Klinikum senden. Der darin enthaltene Flyer ist mit einem Kenn-Code versehen, so dass die Mediziner auch genau wissen, dass es dieses Kind betrifft. Wenn die Klappe wieder verschlossen wird, lässt sie sich nicht mehr öffnen. Das Kind wird dann von der Kinderklinik aufgenommen und in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt an Pflegeeltern vermittelt.

Wenn eine Frau in höchster Not ist und keinen Ausweg mehr sieht, dann ist es gut, dass sie solch ein Angebot annehmen kann, sagte Heiligenstadts Bürgermeister Thomas Spielmann, dankte für dieses Angebot und betonte, dass er hoffe, dass es so wenig wie möglich angenommen werden muss.

Propst Hartmut Gremler beim Segnen der Babyklappe. Foto: Ilka Kühn


Propst Hartmut Gremler sagte, dass er sich freue, dass es nun auch hier im Eichsfeld solch ein Angebot gäbe, dass wir hier Müttern in Not helfen können. Er kennt die Babyklappe bereits von Erfurt, wo sie von der Caritas eingerichtet wurde. Aus christlicher Überzeugung erbitten wir den Segen Gottes, dass es sowohl dem Kind gut geht, es gerettet werden kann und auch besonders der Mutter, damit man ihr in ihrer konkreten Situation helfen kann. Der Propst segnete die Babyklappe. Sie sei ein bleibendes Zeichen der Solidarität und Hilfsbereitschaft.
Ilka Kühn