Der Seniorenbeirat hatte zu einem wichtigen Thema eingeladen. Foto: Ilka Kühn

Wie wird es weitergehen? Diese Frage trieb auch gestern Nachmittag die Mitglieder des Seniorenbeirates der Stadt Leinefelde-Worbis um. Sie waren zur öffentlichen Informationsveranstaltung, die sich mit dem Thema Klimaschutz und der gegenwärtigen Situation befasste, gekommen. Die Veranstaltung ging zwar fast drei Stunden, aber es gab auch wertvolle Informationen von den Referenten, denen auch Fragen gestellt werden konnten.

Der Vorsitzender des Seniorenbeirates, Helmut Funke, erklärte in seiner Begrüßungsrede, mit welchen Themen sich der Beirat, dessen Mitglieder aus allen Ortsteilen der Stadt kommen, befassen. So hatte sich Helmut Funke bereits im November 2021 wegen des Neubaus der Bergschule an den Erfurter Bischof gewandt und freut sich sehr, dass diese Schule nun nach Leinefelde kommt. Er verwies darauf, dass sich aktuell wohl jeder Sorgen um die Zukunft mache und der Seniorenbeirat deshalb das Thema Klimaschutz und Energie auf die Agenda gesetzt hat. Manches wird der Beirat in einer gesonderten Veranstaltung aufgreifen. Von Bürgermeister Christian Zwingmann, der derzeit mit einer Delegation der Stadt in Japan weilt, verlas er ein Grußwort. Hier nachzulesen: https://www.eichsfeldnachrichten.de/vor-20-jahren-partnerschaft-mit-japanischer-stadt-besiegelt/

Als Referenten hatten gestern Nachmittag teilgenommen: Tino Hartlep, Geschäftsführer der WVL; Jörg Schiering vom Vorstand der LWG; Stefan Gunkel, Klimaschutzbeauftragter der Stadt; Marcus Düsel, Energiemanager der Stadt; Walter Preis, Energieberater der Verbraucherzentrale und der Geschäftsführer des WAZ, Oliver Thiel.

Alle hatten aus ihren Bereichen berichtet, wie die gegenwärtige Lage ist und wie jeder selbst dazu beitragen kann, dass wir gut über den Winter kommen. Wie problematisch die Situation ist, verdeutlichte vor allem der Geschäftsführer der Wohnungsverwaltung (WVL), Tino Hartlep. Er legte dar, welche Hürden jetzt von den Wohnungsunternehmen genommen werden müssen, damit die Mieter nicht im Kalten sitzen. Alles wird geprüft, was Energie sparen hilft. WVL und LWG seien in Bezug auf die Stromwerke sozusagen nur deren Inkasso. Jährlich strecke allein die WVL 3,2 Millionen Euro für Strom vor. Verschiedenste Maßnahmen werden jetzt getroffen, bis hin zur Beratung der Bürger. Dazu gehöre richtig heizen und lüften, aber nicht mit angekippten Fenstern. Viele Mieter werden Sozialleistungen in Anspruch nehmen müssen, ergänzte Jörg Schiering von der LWG.

Was die Stadtverwaltung zum Thema Energiesparen umsetzen möchte, stellte Stefan Gunkel als Klimaschutzbeauftragter vor. So werden die Straßenlaternen auf LED umgestellt, im Oktober schon 50 an der Birkunger Straße in Leinefelde und weitere im Kreuzungsbereich in Worbis. Von 23 bis 5 Uhr soll die Beleuchtung in der Worbiser Straße in Breitenbach gedimmt werden. Bei der Straßenbeleuchtung hat die Stadt einen Verbrauch von 1 100 000 kWh, im Hochbau sind es 717 000 kWh. Das sind Kosten bei der Beleuchtung von 300 000 Euro und bei den Objekten von 200 000 Euro. Mit LED kann einiges gespart werden. Auch bei der Landesgartenschau wird Klimaschutz eine große Rolle spielen. 2023 soll auch das Klimaschutzkonzept der Stadt fertig sein.

Marcus Düsel ist Energiemanager bei der Stadtverwaltung und erklärte, was jeder einzelne beitragen kann, zum Energiesparen. Das beginne bei der Regelstufe des Kühlschranks bis hin zu Steckerleisten, die im Standby laufen. Auch im richtigen Umgang mit den Heizkörpern gab er einige Tipps. Was vielen noch neu sein dürfte ist, dass eigene Pools nicht mehr aus dem öffentlichen Netz beheizt werden dürfen.

Mit Walter Preis, Energieberater der Verbraucherzentrale, trat ein Redner ans Pult, der täglich seit 25 Jahren mit Energie zu tun hat. Bereits seit 43 Jahren beobachtet er die Natur und meldet Daten dem Wetterdienst. Bestens vertraut also, was Klimawandel angeht. Er berät die Bürger in der Verbraucherberatung im Sozialen Zentrum in Leinefelde. Walter Preis machte deutlich, dass wir mehr verbrauchen, als wir produzieren und machte es an mehreren Beispielen deutlich.

Bei Raumwärme und Warmwasser könne man am meisten sparen. Man sollte wissen, wohin die Wärme geht, was am meisten Wärme verbraucht. Verstaubte Heizkörper machen den Raum nicht warm, aber die Uhr läuft. Man sollte die Zähler immer ablesen. Kühltruhen im Keller, die dick voll Eis sind, sind beispielsweise Stromfresser. Walter Preis berichtete auch davon, was sie in seiner Heimatgemeinde Gernrode alles für die Umwelt tun. Schon 1990 haben sie eine Umweltaktion ins Leben gerufen und heute ist die Gemeinde immer noch am „Ball“.

Nach mehr als zwei Stunden kam dann mit einem ebenfalls sehr interessanten Thema Oliver Thiele, Chef des Wasser- und Abwasserzweckverbandes an die Reihe. Er sagte, dass in seinem Verband die Energiekosten nach den Personalkosten den zweitgrößten Posten belegen. Es gehe vor allem darum, die Energiekosten stabil zu halten. Aber Wasser müsse zu jeder Tages- und Nachtzeit vorgehalten werden, das kann man nicht einfach abstellen. Wir befinden uns derzeit im 5. Dürrejahr in Folge. Ab 1,50 Meter in der Tiefe ist der Boden hart wie Beton, sagte Oliver Thiele Er zeigte auf, wie der WAZ die Probleme versucht in den Griff zu bekommen und konnte es an einigen Beispielen belegen. Bei dem Modellprojekt INEWA steht der WAZ kurz vor der Förderzusage.

Der Seniorenbeirat kann sicher noch viele Veranstaltungen dieser Art organisieren, jeder der Redner hat Potential dazu. Es sind Themen, mit denen sich nun alle befassen müssen. Dem Seniorenbeirat muss man danken, dass er sich solcher Sachen annimmt und sie versucht in die Öffentlichkeit zu bringen. Vielleicht sollte die Uhrzeit noch angepasst werden, da freitagnachmittags sicher auch viele Rentner noch zu tun haben. Die vielen Fragen haben jedenfalls gezeigt, dass Informationsbedarf da ist.

Ilka Kühn

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