In der Villa Lampe hat am heutigen Donnerstag, 4. November 2021, eine  Mitarbeiterversammlung zum Verdacht stattgefunden, in der Einrichtung sei es  durch einen Mitarbeiter zu sexuellen Belästigungen gekommen. Eine  entsprechende Pressemitteilung hatte der Landkreis Eichsfeld am Vortag  versendet.

Darin heißt es, es seien „Vorwürfe bekannt geworden, nach denen  eine Fachkraft der Villa Lampe in den Jahren 2014 – 2019 seine Stellung  missbraucht und sexuelle Belästigungen begangen haben soll“. Laut  Pressemitteilung handelt es sich um einen „Anfangsverdacht“. Zuvor hatte das  Kreisjugendamt Pater Franz-Ulrich Otto, den Geschäftsführer der Villa Lampe, in  einer Anhörung zu Vorwürfen sexueller Belästigung befragt, die eine  Mitarbeiterin der Villa Lampe gegenüber dem Jugendamt des Landkreises  geäußert hatte. 

In der Mitarbeiterversammlung erklärte Pater Otto, dass die erhobenen  Vorwürfe seitens der Villa Lampe sorgfältig geprüft und untersucht werden.  Daran habe er selbst das größte Interesse. Der beschuldigte Mitarbeiter sei  beurlaubt und somit sichergestellt, dass es in der Villa zu keinen Kontakten mit  Mitarbeitern und Jugendlichen kommen könne.

„Der Schutz von Kindern und  Jugendlichen stand und steht in unserer Arbeit immer an erster Stelle. Wir  werden aufklären, mit allen Konsequenzen und ohne Rücksichten auch auf die  weiteren Geschicke der Villa Lampe“, sagte Pater Otto. Auch der Rechtsbeistand  der Villa habe in einem Schreiben an den Landrat jegliche Unterstützung bei der  Aufklärung zugesagt. Im gleichen Schreiben bittet er aber auch um genaue  Angaben, was vorgefallen sein soll. „Konkret wissen wir nur von einer Angelegenheit aus dem Jahr 2018, die aber längst aufgeklärt ist“, sagt Pater  Otto.  

Damals habe sich eine Mitarbeiterin wegen sexueller Belästigung an die  Hausleitung gewandt, weil sie anzügliche WhatsApp-Mitteilungen von einem  Arbeitskollegen erhalten hatte. Die Hausleitung habe Gespräche mit den Beteiligten geführt, der Mitarbeiter sei verwarnt worden. Außerdem habe man  in der Villa dafür gesorgt, dass beide nicht mehr eng zusammenarbeiten müssen, sagt Pater Otto. Weitere arbeitsrechtliche Maßnahmen seien aufgrund  des Vorfalles nicht angemessen gewesen. 

Dieselbe Mitarbeiterin hat nun gegenüber dem Jugendamt den Vorwurf  erhoben, besagter Mitarbeiter habe auch Jugendliche über Jahre hinweg per  WhatsApp sexuell belästigt. „Das müssen wir aufklären, keine Frage. Aber das  können wir nur, wenn uns das Kreisjugendamt detailliert mitteilt, was dem  Mitarbeiter vorgeworfen wird und wer mutmaßlich davon betroffen ist“, meint  Pater Otto. Denn von diesen Vorwürfen habe er erst in der Anhörung erfahren,  sagt Franz-Ulrich Otto.

Er habe ausdrücklich alle Mitarbeiterinnen und  Mitarbeiter aufgefordert, bei der Aufklärung mitzuwirken. „Ich stehe auch  jederzeit für persönliche Gespräche zur Verfügung, sei ein Verdacht auch noch  so vage. Wir müssen hier klären, was Sache ist“, unterstreicht Pater Otto. Das  könne man aber nur, wenn das Jugendamt die entsprechenden Informationen  bereitstellt. Im Nebel zu stochern, führe zu nichts, sagt Franz-Ulrich Otto und  fügt hinzu: „Es wäre angesichts des Ernstes der Angelegenheit auch nicht  angemessen.“

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