Die Geschichte der MS Eichsfeld hat viele Leserinnen und Leser fasziniert. Im ersten Teil des Beitrages hat Dr. Michael Kruppe die gesamte Entwicklung dieses Schiffes, das den Namen „Eichsfeld“ trug und auch mit der Leinefelder Baumwollspinnerei verbunden war, beleuchtet. Im Teil 2 geht es um ein Gemälde, dass die MS Eichsfeld nie in Vergessenheit geraten lässt. Dr. Kruppe sprach mit dem Künstler.
Im Februar 2002 fand im Foyer des Heiligenstädter Rathauses die Ausstellung „Von der
Segelschiffzeit bis zur Gegenwart“ statt. Der örtliche Verband der Marinekameraden um den
Leinefelder Jürgen Buch hatte sie organisiert. Die Ausstellung erregte in der Eichsfelder
Öffentlichkeit auch deswegen so große Beachtung, weil die Besucher ein Ölgemälde der MS
„Eichsfeld“ zu Gesicht bekamen. Zu diesem Zeitpunkt war das Schiff bereits lange in
Vergessenheit geraten.
Der bekannte Thüringer Marinemaler Olaf Rahardt aus Rudolstadt hatte das Bild eigens zu der Ausstellung angefertigt. Rahardt wurde 1965 in Bad Langensalza geboren und wuchs in Großengottern auf. Als junger Mann fuhr er selbst zur See und diente bei der Volksmarine. Mitte der 1990er Jahre machte Rahardt sein Hobby zum Beruf, eröffnete ein Atelier in Rudolstadt und wurde einer der bekanntesten Marinemaler unserer Gegenwart.
In vielen namhaften Marinemuseen, aber auch in zahlreichen Privatsammlungen des In- und
Auslands, finden sich seine Werke. 21 Jahre nach der Ausstellung im Heiligenstädter Rathaus
gab er uns nun interessante Einblicke in die Geschichte seines bekannten Werkes.
Sehr geehrter Herr Rahardt, wann wurde das Ölgemälde mit der MS
„Eichsfeld“ gemalt?
Rahardt: Das Gemälde entstand zwischen 2001 und 2002.
Anhand welcher Vorlagen wurde es gemalt?
Rahardt: Fotos aus meinem Bildbestand.
Ihr Ölgemälde mit der MS „Eichsfeld“ gab es bzw. gibt es auch als Kalender. Was hat
Sie an dem Frachtschiff so fasziniert, dass Sie dieses künstlerisch verewigen wollten?
Rahardt: Eine meiner Gewohnheiten besteht darin, wenn ich in einer Stadt oder Region
ausstelle, dann werde ich immer wenigstens ein Gemälde dabeihaben, dass deren Namen
trägt. Als es die ersten Überlegungen gab, in Heiligenstadt auszustellen, war klar, dass es
auch ein Gemälde der EICHSFELD geben muss. Daraufhin begannen somit auch die
Arbeiten an diesem Gemälde der EICHSFELD.
Wie kam es zu der Ausstellung im Rathaus von Heiligenstadt im Februar 2002?
Rahardt: Ideengeber dafür war der Vorsitzende der örtlichen Marinekameradschaft, Herr
Jürgen Buch aus Leinefelde. Er organisierte das gesamte Rundum. Wir lernten uns während
einer anderen Veranstaltung im Thüringer Landtag kennen, wo ich ebenfalls eine Ausstellung
meiner Werke präsentierte.
Wie war die Resonanz auf das Bild?
Rahardt: Unerwartet gut!
Wann wurde das Gemälde verkauft und wo befindet es sich heute?
Rahardt: Das Gemälde wurde letztlich nach Lübeck verkauft. Der Hintergrund ist aber ganz
interessant! Ich glaube sogar durch diese Ausstellung bekam eine junge Frau Kenntnis davon
und kontaktierte mich. Sie sah darin nämlich ein perfektes Geschenk zur Silberhochzeit ihrer
Eltern. Diese waren früher beide mal auf der EICHSFELD gefahren und lernten sich wohl
dort auch erst kennen: er als Techniker, sie als Stewardess. Das Bild wurde gekauft und es
löste bei Übergabe eine Riesenfreude aus. Im August 2021 betraten zwei Leute (er + sie)
meine Galerie und betrachteten alles sehr genau. Dann bekundeten sie Interesse an einem
meiner Gemälde, der ROSTOCK, welches sie letztlich dann auch erwarben. Im Gespräch
stellte sich heraus, dass sie hier im Urlaub seien und rein zufällig vor dem Schaufenster
gelandet sind. Da fielen ihnen bei den Bildern und in den Auslagen der Name auf. Sie
berichteten mir dann voller Stolz, dass sie ja schon ein Gemälde von mir hätten, nämlich die
EICHSFELD !!! Zufälle gibt’s …! Na jedenfalls haben wir uns noch lange unterhalten und sie
berichteten noch viel von ihren Erinnerungen an die EICHSFELD und die ROSTOCK, auf
der sie ebenfalls beide gemeinsam zur See gefahren waren.
Was für eine tolle Geschichte!
Und – Zufälle gibt’s … ?!?
Wer sich selbst ein Bild vom künstlerischen Schaffen des Marinemalers Olaf Rahardt machen
will, dem sei ein Besuch seiner Galerie „Bilder von HIER und MEE(-H)R“ in der Marktstraße
4 in 07407 Rudolstadt empfohlen. Dort erhält man auch die Möglichkeit, dem Künstler bei
der Arbeit über die Schulter zu schauen.
Dr. Michael Kruppe