Reifenstein. Der Tag der Hernie wurde von der Hernien-Selbsthilfe Deutschland e. V. initiiert und ist seit 2018 jährlich deutschlandweit am 3. November. Der Aktionstag findet anlässlich des Todestages des Künstlers Henri Matisse statt, der selbst von dieser Problematik betroffen war.

Was ist überhaupt eine Hernie?
In der Medizin spricht man von einer Hernie (lat. „Bruch“), wenn man einen Eingeweidebruch meint. Dabei handelt es sich um eine angeborene oder erworbene Lücke in den Bauchwandschichten, durch die Eingeweide hervortreten. Das Wort „Bruch“ meint hier einen Defekt in den Schichten der Bauchwand.

Es werden äußere (in der Bauchwand) und innere (in der Bauchhöhle) Hernien unterschieden. Eine Voraussetzung für die Entstehung einer Bauchwandhernie ist eine Schwachstelle in der Bauchhöhlenwand, die entweder angeboren ist oder im Verlauf des Lebens entsteht – beispielsweise durch Operationen, Verletzungen oder Bindegewebsschwächen. Aufgrund der Häufigkeit ist der Leistenbruch eine der bekanntesten Hernienformen. Ein Viertel aller Männer (und drei Prozent der Frauen) erleiden im Laufe ihres Lebens einen Leistenbruch. Doch auch Narbenhernien sind nicht selten. Bei ca. 10 Prozent der Operationen, bei denen die Bauchhöhle geöffnet werden muss, treten später Narbenbrüche auf.

Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 300.000 Operationen aufgrund von
Eingeweidebrüchen (auch: Weichteilbrüche oder Hernien) durchgeführt, im Eichsfeld Klinikum Haus Reifenstein jährlich rund 400 ambulante und stationäre Eingriffe. Diese treten als Bauchwandbrüche in Form von Leistenbrüchen, Nabelbrüchen, Narbenbrüchen im Bereich von Operationsnarben sowie epigastrischen Brüchen in der Mittellinie des Oberbauchs auf.

Eingeweidebrüche entstehen aber auch im Bereich von künstlichen Darmausgängen
(parastomale Hernien) und in Lücken des Zwerchfells (Hiatushernien). Obwohl die operative Versorgung von Brüchen nach allgemeinem Verständnis zu den Routineeingriffen in der Chirurgie zählt, ist die Möglichkeit erneuter Bruchbildungen vorhanden.

Um die Ergebnisse und die Qualität der Hernienchirurgie zu verbessern, wurde im Jahre 2009 die gemeinnützige Gesellschaft Herniamed gegründet. Dabei handelt es sich um ein
bundesweites Netzwerk von besonders an der Hernienchirurgie interessierten Chirurgen und Einrichtungen. Kernpunkt des Herniamed-Projekts ist eine internetbasierte Qualitätssicherungsstudie, in die alle Kliniken und niedergelassenen Chirurgen kostenfrei ihre durchgeführten Hernienoperationen nach fundiertem wissenschaftlichen Standard
eingeben können. Die Ergebnisse der Behandlungen werden bis zu zehn Jahre nachverfolgt, um später auftretende Probleme sicher zu erkennen. Auf der Basis dieser
Ergebnisse können die Experten dann die besten Therapieoptionen für die Patienten
erarbeiten.

Qualitätsgesicherte Hernienchirurgie mit Nachsorge
Seit Ende 2019 beteiligt sich das Eichsfeld Klinikum ebenfalls an diesem Projekt. Stolz blicken Dr. med. Lutz Pickart, Chefarzt Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie und sein Team auf das verliehene Siegel der Deutschen Hernien Gesellschaft „Qualitätsgesicherte
Hernienchirurgie“. Pickart betont: „Wir bieten an unserer Klinik alle aktuellen Operationsmethoden für die Versorgung von Brüchen an. Dabei geht es speziell darum, für jeden Patienten die für ihn geeignete und beste Methode anzuwenden.“

Mit der Etablierung der klinik- und praxisübergreifenden Qualitätssicherungsstudie für die Hernienchirurgie eröffnen sich neue Perspektiven: ergeben sich im Rahmen der Qualitätssicherungsstudie Hinweise auf spezifische Probleme bei Hernienoperationen – beispielsweise hinsichtlich der Operationsmethode oder verwendeter Materialien wie
Kunststoffnetze, können sofort klinikübergreifend praktische Konsequenzen gezogen und
Verbesserungen in die Wege geleitet werden. Die Erkenntnisse der Studie haben sich
insbesondere auch in der Entwicklung bzw. Verbesserung standardisierter Leitlinien
niedergeschlagen, die als Richtwert für die Durchführung hernienchirurgischer Eingriffe in Deutschland dienen.

Das Besondere der Qualitätssicherungsstudie: auch nach Abschluss der Behandlung wird das Wohlergehen der Patienten nachverfolgt. Bei den Patienten erfolgt nach 1 Jahr, nach 5 Jahren und 10 Jahren eine so genannte Nachsorge-Befragung. Hierzu wird der Patient
angeschrieben und gebeten, Informationen über das langfristige Ergebnis der Operation,
insbesondere eingetretene Komplikationen oder erneutes Auftreten der Erkrankung,
mitzuteilen.

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