Landrat Werner Henning: Gefühlt werden die wöchentlichen Corona-Spaziergänge lauter und unstrukturierter. Aus den Vorbehalten gegenüber der einen oder anderen Infektionsschutzmaßnahme ist längst geworden: „Staat, lass uns in Ruhe.“ Und es dreht weiter in: „Mach, was wir wollen.“ „Wir sind jedenfalls dagegen.“ Wogegen im Detail, bleibt weithin unbestimmt.

Die gebrauchte Rechtfertigung lautet dann „Demokratie“. Gestritten wird über die wahre oder die falsche. Beides hilft nicht wirklich. Was in dieser quasi politischen Kultur zunehmend verloren zu gehen scheint, ist der Anstand, die Sitte, die Moral, das gute Benehmen, deren traditionelle Institute Familie, Kirche, Schule und bürgerliche Gesellschaft spürbar schwächer geworden sind. Die etablierte Parteienpolitik ist da-
ran nicht unschuldig. Sie hat sich zunehmend an deren Stelle gesetzt und dazu eingeladen, alle Erwartungen an sie zu adressieren, die sie dann „demokratisch“ beantworten wolle.

Selbst dringt sie mit den von ihr geschaffenen Methoden immer weniger durch und erwartet nun, dass andere, die Gemeinde oder die Zivilgesellschaft, deren wenig wirksame Instrumentarien besser führen sollen. Das geht nicht.

Wir müssen wieder mehr auf der verkümmerten Ebene des „guten Benehmens“ miteinander ins Gespräch kommen und der Wahrheit, in unterschiedlichster Betroffenheit, die Ehre geben.

Mit Blick auf die schon gesetzlich verbriefte Impfpflicht für medizinische und pflegerische Berufsgruppen würde ich mir wünschen, dass die hiervon betroffenen Personen sich selbst, aus Respekt gegenüber ihren Patienten, impfen ließen. Der staatlich verordnete Zwang sollte hingegen aufgehoben werden. Er ist nicht durchsetzbar. Zusätzlich verheizt er nur noch die hiervon tangierte öffentliche Verwaltung.

Dr. Werner Henning

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