Das sind keine Skulpturen am Teich in Leinefelde. Das sind Bäume, die einer Kappung zum Opfer fielen. Wie der Baum darunter leidet, lesen Sie im folgenden Beitrag. Foto: Ilka Kühn

Man sieht es immer wieder – erst im vergangenen Jahr wurden sämtliche Bäume an der Kirche in Breitenbach so gekappt. Wir fragten die Zert. Baumkontrolleurin, Dipl.Ing. Forst Angela Burkhardt-Keller vom Bund Naturschutz, wie ihre Meinung zu dieser „Art“ Baumschnitt ist:

„Der Großteil der Krone wurde gekappt. Das ist ein sehr starker Eingriff in die natürliche Erscheinungsform eines Baumes und beeinträchtigt die Optik für den Betrachter. Für den Baum stellt eine derartige Kappung auch baumbiologisch eine große Beeinträchtigung dar. Er muss sich weiter versorgen, hat aber den Großteil seiner Krone eingebüßt. In der nächsten Zeit wird der Baum versuchen, den Verlust an Ästen, Zweigen und Blättern durch einen massiven Neuaustrieb zu kompensieren. Das wird zu einem erhöhten Pflegeaufwand in den kommenden Jahren führen, weil dieser wilde Neuaustrieb immer wieder nachgepflegt werden muss und die vielen neuen Äste vereinzelt werden müssen, da sie sonst drohen abzubrechen.

Noch dazu sind große Schnittstellen und damit Wunden entstanden, über die Pilze und Bakterien große Eintrittspforten in den Baum finden. Damit erhöht sich in den nächsten Jahren die Gefahr von Fäulen im Stamm, die die Stabilität und damit die Sicherheit des Baumes gefährden.

In bestimmten Ausnahmefällen können derartige Kappungen sinnvoll sein: Ist ein Baum aufgrund von Verletzungen und Fäulen im Stammbereich bruchgefährdet und damit nicht mehr verkehrssicher, kann eine Kappung der Krone Entlastung bringen und den Baum damit wieder sicher machen. Damit kann man den Baum dann zumindest auf eine begrenzte Zeit noch erhalten und die Kappung ist zur Vermeidung einer Fällung und zum Erhalt des Baumes das letzte mögliche Mittel. Das ist aber eine Notmaßnahme und keine reguläre Baumpflege.
Einen gesunden und bruchsicheren Baum derart zu verstümmeln ist dagegen nicht fachgerecht und verursacht in der Folge einen deutlich erhöhten Pflegeaufwand für den Baum und damit Kosten und hat eine verkürzte Lebensdauer des Baumes zur Folge. Mit einer nicht fachgerechten Kappung machen Sie einen Baum zum Pflegefall.“

Der BUND Naturschutz habe leider immer wieder die Erfahrung, dass derartige Kappungen von Mitarbeitenden der Kommunen als normale Baumpflege deklariert werden. Es braucht für die Pflege von Bäumen einfach Fachleute, wie ausgebildete Baumpfleger, so Angela Burkhardt-Keller. Das sei ein Spezialgebiet für das es auch einschlägige Regelwerke gibt, wie z.B. die ZTV-Baumpflege. In Kommunen sollte standardmäßig nach diesem Regelwerk gearbeitet werden, erklärt die Baumspezialistin.  

Ilka Kühn

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