Sind beim TIP-Projekt dabei: Sidney Weide (li.) hat ihr erstes Praktikum im DRK-Kindergarten Sonnenschein, Nele Hentrich und Erik Krämer sind im Autohaus Albertsmeyer. Foto: Ilka Kühn

Der Tag in der Praxis (TIP) ist ein neues Projekt von verschiedenen Partnern, der Agentur für Arbeit, der IHK, der Kreishandwerkerschaft und dem Staatlichen Schulamt Nordthüringen. Thüringen Bildungsminister Helmut Holter wollte in Leinefelde wissen, wie das Projekt läuft und besuchte die teilnehmende Projektschule Johann-Carl-Fuhlrott.

Schulleiterin Gabriele Körner begrüßte Minister Helmut Holter (Mitte) und die Partner wie Karsten Froböse (li.) aufs Herzlichste. Foto: Ilka Kühn

Wie erklärt man Kindern in der achten Klasse einen Beruf? Bei manchen funktioniert es sehr gut über die Eltern, aber auch sie können meist nur ihren eigenen Beruf oder ihre Tätigkeit erklären. Davon haben die Mädchen und Jungen aber keinen Einblick in den eigentlichen Berufszweig. Zu DDR Zeiten gab es den Unterrichtstag in der Produktion, UTP, später hieß es dann PA – Produktive Arbeit. Die Jungen und Mädchen wurden dann einen Tag im Monat in Betriebe geschickt, wo sie verschiedene Dinge lernen sollten. Es betraf meist nur einen Betrieb und es waren vorwiegend die gleichen Arbeiten, die sie erlernten.

TIP ist ein Projekt, das die Schülerinnen und Schüler aus 8. Klassen sehr vielseitig mit verschiedenen Berufen in Verbindung bringen soll, jeden Mittwoch. Unter Federführung der Agentur für Arbeit wurde dieses Projekt im vergangenen Jahr initiiert und startete im Februar diesen Jahres. Für Nordthüringen gibt es bislang drei Projektschule, eine in Nordhausen, eine in Sondershausen und eine in Leinefelde, hier ist es die Johann Carl Fuhlrott Schule. Deren Schulleitern, Gabriele Körner, hat sich mit ihrem Team sehr für dieses Projekt eingesetzt. Bereits bei der Vorstellung im Oktober vergangenen Jahres waren sehr viele interessierte Unternehmer gekommen. Die geplante Berufsmesse an der Schule musste Corona bedingt zunächst ausfallen, soll aber zu einem späteren Zeitpunkt noch stattfinden.

Wie nun dieses Projekt angelaufen ist, davon wollte sich auch Thüringens Bildungsminister Holter ein Bild machen und er besuchte in der vergangenen Woche die Schule. Auf die Pandemie Rücksicht nehmen wurde diese Veranstaltung in kleinerem Rahmen durchgeführt und stellvertretend für die 43 beteiligten Unternehmen waren nur drei präsent.

Gabriele Körner, Minister Helmut Holter, Carsten Froböse und auch Schulamtsleiter Bernd Uwe Althaus machten deutlich, dass es bei diesem Projekt um die Schüler gehe, sie stehen im Mittelpunkt. “Die Jugend soll ihre eigenen Wege gehen, aber ein paar Wegweiser können nicht schaden”, zitierte die Schulleiterin die Schriftstellerin Pearl S. Buck. Das Zitat sei die Seele des Projektes, sagte sie und erklärte auch warum. Den Jugendlichen fällt es immer schwerer, einen geeigneten Beruf zu finden. Trotz Berufsorientierung ab der 7. Klasse wird nicht das erreicht, was Schule und Partner sich wünschten.

Der Tag in der Praxis scheint bereits in den ersten Wochen erfolgreich zu sein. Wenn auch die Mädchen und Jungen anfangs mit ein bisschen Aufregung in ihre Praktikumsbetriebe gingen, haben sie sich doch gut eingelebt. “Wir erleben nun von Woche zu Woche, dass das Projekt zum aktiven Lernen in der Schule beiträgt. Schülerinnen und Schüler erleben die Realität außerhalb der Schule und können erahnen, wozu sie später das schulische Wissen benötigen. Nach den ersten vier Wochen können wir auch wahrnehmen, wie stolz unsere Schüler auf ihr Tun sind und somit auch ihr Selbstwertgefühl eine Stärkung erfährt.”, erklärte Gabriele Körner.

Helmut Holter betonte, dass es einen großen Unterschied gäbe, ob man sich über einen Beruf im Internet informiert oder ihn in der Praxis kennenlernt. Es sei sehr wichtig, sich beruflich vorab auszuprobieren. Und manche wüssten gar nicht, was sie für Unternehmen gleich um die Ecke haben.
Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, Karsten Froböse, wandte sich vor allem an die Schülerinnen und Schüler, die an der Veranstaltung stellvertretend für alle teilnahmen und hob die Chance hervor, die sie durch diese praxisnahe Ausbildung erhalten.

Bernd Uwe Althaus erläuterte die Aufgabe des Schulamtes bei diesem Projekt, die staatliche Aufsicht. Aber es ginge dem Schulamt auch darum, Brücken zu bauen und Türen zu öffnen.

Elektro Fiedler, Autohaus Albertsmeyer und Modehaus Senft waren stellvertretend für die insgesamt 43 Eichsfelder Unternehmen präsent und teilten ihre Erfahrungen mit.

Die drei Projektschulen werden für im TIP-Projekt sicher nicht die einzelnen bleiben. Es ist erst der Anfang, versicherte Karsten Froböse den eichsfeldnachrichten in einem Gespräch.
Ilka Kühn

Print Friendly, PDF & Email