Vor allem für die Kallmeröder ist es ein langer Traum gewesen, die neue Umgehung. Foto: Ilka Kühn

Die Ortsumfahrung Kallmerode der B 247 ist gestern Vormittag feierlich für den Verkehr freigegeben worden. 30 Jahre mussten vergehen, bis dieser Tag kommen konnte. 30 Jahre haben wir gekämpft, damit es in unserem Ort wieder ruhiger wird, so Helmut Hornemann, Sprecher der Bürgerinitiative Ortsumgehung Kallmerode. Gestern war für ihn einer der glücklichsten Tage.

Weiterlesen: Ein langer Kampf fand ein glückliches Ende für die Kallmeröder
Man kann es sich gar nicht vorstellen, dass wir 30 Jahre lang nicht nachgelassen haben, sagt Helmut Hornemann, aber erst mit dem Spatenstich wussten wir, dass es jetzt wirklich losgeht. Für ihn war der Tag gestern einer der bedeutendsten. Foto: Ilka Kühn

Zur Eröffnung der Ortsumgehung waren Gäste Politik und Wirtschaft, Bauarbeiter, am Bau beteiligte Unternehmen, Mädchen und Jungen vom Kindergarten Kallmerode, Mitglieder der Bürgerinitiative, Einwohner, Geistliche und natürlich Vertreter der DEGES, des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr und des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft gekommen.

Dirk Brandenburger, Technischer Geschäftsführer der DEGES begrüßte alle herzlich zu diesem bedeutsamen Termin, besonders aber die Staatsekretärin des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur, Prof. Dr. Barbara Schönig und die für Thüringen zuständige Referatsleiterin beim Bundesverkehrsministerium, Stefanie Schäfer.

Stefanie Schäfer überbrachte vom Parlamentarischen Staatssekretär Michael Theurer die besten Grüße. Er konnte aus terminlichen Gründen nicht nach Kallmerode kommen und sagt zur neuen Ortsumgehung: „Verkehrssichere und leistungsfähige Straßen sind ein wichtiger Standortfaktor. Mit dem Ausbau der Ortsumgehung Kallmerode an der B247 konnte eine wichtige Verkehrsachse in Nordthüringen mit überregionaler Bedeutung gestärkt werden. Die rund 37 Millionen Euro, die der Bund in dieses Großprojekt investiert hat, sind somit gut investiert, denn davon profitieren sowohl die Bürger, als auch die Wirtschaft in der Region. Für Sie hier in Kallmerode und Birkungen eröffnen sich damit auch neue Chancen zur Verbesserung und Umgestaltung Ihrer Dorfkerne für die ich Ihnen gutes Gelingen wünsche.“

„Am Ende eines langen Weges stehen wir vor einem bedeutenden Streckenabschnitt. Denn die Ortsumfahrung um Kallmerode ist für die Bürgerinnen und Bürger vor allem eines: Das Ende eines langen Kampfes gegen die Belastungen, die das stetig wachsende Verkehrsaufkommen mit sich brachte. Es ist das Ende des Geduld-aufbringen-Müssens, das viele Jahre Planungs- und Bauzeit erforderten. In Kallmerode kann man jetzt wahrlich aufatmen“, erklärte Staatssekretärin Prof. Dr. Barbara Schönig anlässlich der feierlichen Verkehrsfreigabe und ergänzt: „Zusätzlich zur Entlastung der Anwohnerinnen und Anwohner gibt es auch einen deutlichen Gewinn an Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden.“

Die rund 5,5 Kilometer lange Strecke führt an Birkungen und Kallmerode vorbei. Im Norden schließt sie an die Ortsumfahrung Leinefelde, im Süden an die Ortsumfahrung Dingelstädt an. Neu gebaut wurden 4,5 km und auf 1,0 km wurde die vorhandene Strecke ausgebaut. Eine Radwegverbindung mit einer Länge von 300 m über den Knoten bei Dingelstädt wird noch neu errichtet. Zusätzlich wurde für die vorhandene Radwegverbindung Dingelstädt – Kallmerode ein Rad-/Wirtschaftsweg auf 1,5 km ausgebaut. Der Bund hat rund 37 Mio. Euro in die Realisierung der Gesamtmaßnahme investiert. Die Planungskosten trug der Freistaat Thüringen.

Die Geistlichen, Pfarrer Karl-Josef Wagenführ aus Bikrungen, Pfarrer Johannes Möller aus Heiligenstadt (er ist derzeit zuständig für die evangelische Kirche Leinefelde und der evangelische Pfarrer Peter-Michael Schmudde aus Worbis wünschten allen auf der neuen Straße unfallfreies Fahren und gaben den Segen dazu. Karl-Josef Wagenführ konnte sich an zehn schwere Unfälle auf der alten Straße erinnern. Er sagte auch zur neuen Ortsumgehung: „Damals haben wir das Land gegeben, heute geben wir den Segen!“

Hier noch ein paar Fotos von der Verkehrsfreigabe. Fotos Ilka Kühn


Fakten zur Umgehungsstraße:

Die Bundesstraße 247 ist zusammen mit der B 176 und B 4 von enormer verkehrsstrategischer Bedeutung, denn sie verbindet die Wirtschaftsräume Mittelthüringen, Südniedersachsen und Nordhessen. Zudem schafft sie die Verbindung zwischen den Thüringen passierenden Autobahnen A 38, A 71 und A 4 und stellt den Anschluss für die Mittelzentren Mühlhausen und Bad Langensalza her. Vor diesem Hintergrund wurde eine Vielzahl von Maßnahmen entlang der B 247 in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030 eingestuft.

Der Planfeststellungsbeschluss für den Bau der Ortsumfahrung Kallmerode im Zuge der B 247 wurde 2009 erlassen. Über mehrere Jahre konnte die Finanzierung nicht gesichert werden. Bevor die ersten Bagger für den Straßenbau rollen konnten, wurden außerdem umfangreiche archäologische Untersuchungen angestellt, dank derer die mittelalterlichen Wüstungen Wirkenhagen und Kirrode gesichert wurden. Spatenstich für den Bau war im Oktober 2019. Insgesamt vier Brücken wurden errichtet und seit 2020 die Straße selbst gebaut. Die neue Ortsumfahrung Kallmerode wird über zwei elektronische Wildwarnanlagen im Dingelstädter Stadtwald verfügen, mit denen in dem wildreichen Gebiet ein Mehr an Sicherheit für die Tiere und die Verkehrsteilnehmer geschaffen werden sollen.

Nach Verkehrsfreigabe erfolgen noch Restleistungen an der Anschlussstelle Kallmerode und dem Radweg. Zusätzlich soll bis Ende 2024 die Anschlussstelle Leinefelde-Süd umgebaut und dabei die Leistungsfähigkeit erhöht werden.

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