Viele Gäste waren zur Sitzung in Worbis gekommen. Hier vor der Sitzung an der Grundschule. Fotos: Ilka Kühn

Worbis. Die Aula der Grundschule in Worbis war geradezu ideal, um eine Versammlung wie diese am Montagabend abzuhalten. Gemeint ist die Sitzung des Ortsteilrates Worbis der Stadt Leinefelde-Worbis, zu der sich insgesamt 38 Bürger als Gäste – meist Worbiser – einfanden. Der Worbiser Bürgermeister Thomas Rehbein war über die Anzahl der Gäste sehr erfreut und wünschte sich immer so eine Teilnahme. Was besonders zu erwähnen wäre: es gab keinen Streit, kein Zoff, keine Beleidigungen – obwohl ein sehr brisantes Thema auf der Tagesordnung stand: die Wipperwelle. Aber es gab viele Standpunkte.

Eigentlich war es ein Punkt für die Nichtöffentliche Sitzung. Doch Thomas Rehbein fand, man müsse darüber im Öffentlichen Teil informieren und auch diskutieren. Die Räte und die Gäste nahmen es dankbar an. Thomas Rehbein verlas kurz ein paar wichtige Punkte des Entwurfs der Beschlussvorlage zur Entwicklung der Wipperwelle mit der Begründung, dass es ihm ein Anliegen ist, dazu etwas zu sagen und die Ratsmitglieder inhaltlich wissen, worum es geht. 

In der Beschlussvorlage steht: Es gibt ein konkretes Kaufangebot. Thomas Rehbein ging auf die Schwerpunkte darin kurz ein.

  • Erhalt für min. 5 weitere Jahre für Schul- und Vereinssport, sofern keine zu hohen Reparaturkosten entstehen. 
  • bei Schließung ist Nachnutzung gesichert
  • kein Leerstand des Gebäudes
  • Schulschwimmen im Leinebad möglich

Jedes Ratsmitglied konnte sich äußern. So ergriff Uwe Semmelroth, er ist auch Vorsitzender des Fördervereins Wipperwelle, zuerst das Wort und machte auf einige Dinge aufmerksam in Bezug auf die Thüringer Kommunalordnung und darauf, dass eine Kommune schon Vermögensgegenstände verkaufen kann, aber nur zu vollem Wert. Weiter ging er auf die Auslastung der Wipperwelle ein. Im vergangenen Jahr hatte der Förderverein mit Andreas Ebert einen neuen Plan aufgestellt. Personalkosten sollen gespart werden. So werden Zeiten im Bad vermietet. Es sei eine 100 prozentige Auslastung der Wipperwelle, so Uwe Semmelroth.  Schulen mit 45 Prozent, Kurse mit 17 und Sauna mit 22 Prozent. Es gäbe kein kommunales Bad, was annähernd kostendeckend arbeitet. 84 000 Euro fallen für Personalkosten an. 

Außerdem vermisse er eine Ausschreibung zum Verkauf der Wipperwelle. Er zeigte sich auch enttäuscht, dass der Bürgermeister nicht anwesend war, aber der Ortsbürgermeister machte ihn darauf aufmerksam, es sei eine Sitzung des Ortsteilrates Worbis und man wolle sich hier erstmal informieren und Argumente sammeln.

In den vergangenen Jahren sind zwischen 12 000 und 15 000 Schüler in  die Wipperwelle gekommen. Alle könnten sie zu Fuß ins Bad, erklärte der Fördervereinsvorsitzende. Wie soll das werden, wenn sie alle ins Bad nach Leinefelde müssen? Diese Frage stellten sich viele. Die Stadt würde in diesem Fall am Anfang die Fahrkosten übernehmen, erklärte Andreas Ebert, Geschäftsführer der Sport- und Freizeit GmbH Leinefelde-Worbis. Von fünf Bahnen im Leinebad seien zwei für das Schulschwimmen am Vormittag, die anderen drei für die Öffentlichkeit. Die würden aber Vormittags nicht gebraucht, man könne da noch Bahnen für das Schulschwimmen bereit stellen, so Andreas Ebert. 

Das Fazit von Uwe Semmelroth war jedenfalls, dass die Wipperwelle schon seit Jahren vernachlässigt und in den Sand gesetzt wurde. Auch andere Mitglieder des Ortsteilrates sowie Gäste der Sitzung äußerten sich. Die Ratsmitglieder wollen einem Verkauf nicht zustimmen.

Doch was soll mit dem Bad angesichts der Kosten werden. So sagte Thomas Rehbein, dass pro Tag in Leinefelde 1000 Besucher kommen, in Worbis sind es zehn. Da kann man kein Bad halten. Andreas Ebert sagte sinngemäß, dass er kein Personal für zehn Leute hinsetzen könne. 

Susann Mai sagte: ”Ich hatte am Anfang der Legislaturperiode einen Antrag gestellt, sich zur Wipperwelle zu positionieren. Der Antrag wurde abgelehnt. Ist sicher jetzt eine neue Situation. 60 Prozent der Kinder lernen nicht mehr richtig schwimmen. Ich finde es sehr bedenklich, wenn das Bad nicht mehr zur Verfügung gestellt werden kann.” Sie sagte weiter, dass noch andere Möglichkeiten gesucht werden sollten, auch Kooperationen mit Firmen, die mit Technik und Fachwissen helfen, damit es auch keine Reparaturstaus mehr gäbe. gibt. 

Karl-Heinz Klose erachtet es als außerordentlich wichtig, dass das Bad erhalten bleibt. Schulschwimmen sei eine wichtige Angelegenheit. Viele Worbiser hätten ihn angesprochen. “Wir haben jetzt die Braustraße bekommen, das ist gut. Aber alles andere geht doch in Worbis den Bach herunter. Wir werden dem Beschluss nicht zustimmen.”, sagter er.

Marko Godau bezweifelt, dass es mit den 15 000 Schülern, die dann nach Leinefelde ins Bad müssten, alles so reibungslos laufen würde. Immerhin ginge auch viel Zeit für nur eine Schwimmstunde mit dem Transport verloren. Dieses Argument und weitere kam dann auch aus den Besucherreihen.

Wenn Verkaufsinteresse besteht, dann gibt es meist auch schon einen Kaufinteressenten. So auch in diesem Fall. Sascha Albertsmeyer, seit vielen Jahren mit seinem Autohaus gegenüber der Wipperwelle ansässig, hat Interesse. Ihm geht es aber vorerst mehr um die Außenanlagen, die er gern als Parkflächen nutzen würde. Der Unternehmer hatte Gelegenheit, zu zeigen, wie er sich das vorstellt. Auch könne das Bad weitere fünf Jahre bleiben. Da ist allerdings die Voraussetzung der Stadt, dass es nicht zu hohe Kosten verursacht. Nach diesen fünf Jahren wäre die Wipperwelle dann aber kein Bad mehr. 

Nach Meinung vieler Räte und Gäste solle das Bad als Lehrschwimmbad erhalten bleiben. Da Schwimmsport zum Landkreis gehöre, sei hier der Kreis auch mit in der Verantwortung. 

Die Beschlussvorlage zur Entwicklung der Wipperwelle geht zur Abstimmung dann in den Stadtrat. 

Ilka Kühn

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