Birkungen. Hope – diese vier Buchstaben stehen, übersetzt man sie aus dem englischen, für Hoffnung. Und sie stehen für eine ganz besondere Institution, das Ambulante Hospiz- und Palliativzentrum Eichsfeld. Es gehört zum St. Martini-Krankenhaus Duderstadt. Das neue Zentrum hatte bis Juni dieses Jahres seinen Sitz noch in Worbis, ist seit Juli im Mühlenweg 1 in Birkungen zu finden. Gestern trafen sich dort die Ehrenamtlichen des Hope – Hospiz- und Palliativzentrums Eichsfeld.

Ein Hinweisschild, ein paar Luftballons deuteten dezent darauf hin, dass es ein Tag ist, an dem man sich im neuen Domizil umschauen kann. Während vor knapp einer Woche zum Tag der offenen Tür eingeladen wurde und sich viele Birkunger und Interessierte das Zentrum angesehen und Pfarrer Wagenführ das Haus gesegnet hatte, war gestern das Team eingeladen, das aus über 80 Ehrenamtlichen Frauen und Männern besteht.

Helga Peter, Ruth Stolze, Mechthild Wolf und Inge Müller (v.li.) sind als Ehrenamtliche von der ersten Stunde an bei Constance Hunold im Team. Foto: Ilka Kühn

Es war zum Teil eine große Wiedersehensfreude, da die Pandemie im vergangenen Jahr ja so manche größere Veranstaltung hat platzen lassen. Als Außenstehender spürt man aber sofort, die Ehrenamtlichen kennen sich gut, man ist vertraut miteinander. Es ist eine große Familie. Anders könnte es auch nicht sein, ihre Arbeit ist nicht einfach, fordert viel Mitgefühl, Geduld, Hilfsbereitschaft. Alles, was man sich selbst vielleicht auch von anderen wünschen würde. 

Neben dem Leitungsteam um Constance Hunold mit Christiane Klett, Sarah Dornieden und Michaela Ertmer als Koordinatorinnen treffe ich gestern auch vier Frauen, die von Anfang an dabei sind: Helga Peter, Ruth Stolze, Mechthild Wolf und Inge Müller. Herbert Hahn aus Worbis hatte das Thema Palliativ- und Hospizdienst aus seiner Heimatstadt Halle mit ins Eichsfeld gebracht und immer wieder  angesprochen. 1999 gründete sich die erste ambulante Hospizgruppe mit 15 Frauen und Männern in Worbis unter der Leitung von Constance Hunold. Schwerstkranke Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten, ihnen beizustehen, sie wissen zu lassen, dass sie nicht allein sind oder einfach mal nur deren Hand zu halten. 

Manchmal hört man, so etwas kann ich nicht, traue ich mir nicht zu. Aber wer es nicht mal anfängt, wird es nie erfahren. Und die Erfahrungen der Ehrenamtlichen lösen starke Empfindungen aus. Jeder von uns hat bereits Erfahrungen im Umgang mit Tod und Sterben, erklärt Mechthild Wolf. Aber es gehört auch viel Kraft dazu, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. So geht die Betreuung oft auch über Jahre, wie beispielsweise bei Ruth Stolze. Sieben Jahre sorgt sie sich um einen vordem fremden Menschen. Da wächst eine große Vertrauensbasis. Da kann man auch nicht von einem Tag auf den anderen die Betreuungsperson austauschen. Das würden die Schwerstkranken sicher nicht verstehen. 

Zu Gesprächen auf der Terrasse. Foto: Ilka Kühn

Das Team des Hospiz- und Palliativzentrums betreut schwerstkranke Erwachsene, Kinder und Jugendliche in ihrer letzten Lebensphase. Ein Job, der viel abverlangt. Aber die Frauen und Männer sind auch für die Angehörigen da, stehen ihnen in der Trauer bei, lassen sie nicht allein. Im neuen Haus in Birkungen gibt es entsprechende Räume. Auch ein Zimmer, wo Kinder um ihre Geschwister oder Mama und Papa gemeinsam trauern können, wo sie sich Kraft geben, untereinander und wo vom Hospiz immer jemand bei Ihnen  ist, dies und jenes erklärt, sich mit den Kindern beschäftigt und aber auch Fragen beantwortet, die einem Tränen in die Augen treiben.

Im Flur hängen viele mit Farbe applizierte kleine Hände und Füße, als Schmetterlinge dargestellt. Butterfly of Hope – Schmetterlinge der Hoffnung. Und daneben Gedanken dazu: 

Wenn jemand im Hospizteam mitarbeiten möchte, erhält derjenige eine Ausbildung. Auch Weiterbildungen stehen auf dem Programm. Alle insgesamt 85 Frauen und Männer sind für ihr wichtiges Ehrenamt gut ausgebildet worden. Das wissen die Angehörigen von Schwerstkranken sehr zu schätzen. 

Das Hope-Team freut sich, über die sich schon jetzt anbahnenden guten nachbarschaftlichen Beziehungen, über hilfsbereite Birkunger, über das Interesse an der Arbeit. Der ortsansässige Pfarrer Wagenführ kennt die Arbeit nur zu gut, hat er als Polizeiseelsorger in Thüringen schon vielen Menschen beigestanden. Den Hinterbliebenen Kraft zu geben, dafür steht  Hope in Birkungen. Franz Kafka hat einmal geschrieben: Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es dunkel ist. 

Aber die Sonne geht auch immer wieder auf. Dank solcher Menschen wie im Hope-Team im doppelten Sinne.

Ilka Kühn

 

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