Im Rahmen einer Blitzumfrage waren die Mitgliedsunternehmen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt aufgerufen, sich zu den gültigen gesetzlichen Vorgaben, insbesondere 3G am Arbeitsplatz sowie zur aktuellen öffentlichen Debatte zu äußern. An der Befragung beteiligten sich 150 Unternehmen aller Branchen.

64 Prozent der Befragten stehen hinter der ab heute geltenden 3G-Regelung am Arbeitsplatz und halten diese für angebracht. Etwas mehr als ein Drittel der Unternehmen bewerten die 3G-Regel am Arbeitsplatz als nicht akzeptabel. In den Bereichen Handel und Gastronomie unterstützen drei Viertel der Unternehmen die neuen 3G-Regelungen. Unabhängig von staatlichen Vorgaben erwägt jeder fünfte Befragte 2G-Zutrittsregelungen für bestimmte Bereiche im Unternehmen, beispielsweise Kantinen oder Sozialräume. „Das zeigt, die Wirtschaft bleibt Teil der Lösung und trägt nun noch mehr Verantwortung bei der Pandemiebewältigung. Die 3G-Regelung weitet den Gesundheitsschutz für die Belegschaft weiter aus. Auch im Kundenkontakt besteht nun größere Sicherheit“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Cornelia Haase-Lerch.

79 Prozent der Unternehmen lehnen weitergehende Belastungen ab, die über die bisherige Testangebotspflicht für die Beschäftigten zweimal pro Woche und die nun hinzugekommenen Kontroll- und Dokumentationspflichten im Zuge der Einführung von 3G am Arbeitsplatz hinausgehen. „3G am Arbeitsplatz bedeutet jedoch auch zusätzlichen Aufwand und Risiken für die Unternehmen. Die Belastungsgrenze ist erreicht. Durch strengere Regelungen besteht die Gefahr, dass sich der Fachkräftemangel weiter dramatisch zuspitzt“, warnt Haase-Lerch.

Die vergleichsweise niedrige Impfquote sehen 62 Prozent der Unternehmen mehrheitlich als Nachteil für den Wirtschaftsstandort Thüringen. Auch die aktuell breit diskutierte Einführung einer generellen Impfpflicht in Deutschland findet bei 60 Prozent der Befragten Zustimmung, 40 Prozent haben sich dagegen ausgesprochen.  „Die Gefahr, dass die Wettbewerbsfähigkeit unter der niedrigen Impfquote leidet, ist real und sollte Berücksichtigung finden. Großer Handlungsdruck besteht daher weiterhin bei den Impfungen“, betont die Hauptgeschäftsführerin.

Ein geteiltes Meinungsbild zeigt sich bei der Bewertung des Ausschlusses von Ungeimpften aus weiten Teilen öffentlicher und gesellschaftlicher Bereiche: Mit 52 Prozent der Befragten hält eine knappe Mehrheit zudem den Ausschluss von ungeimpften Personen aus weiten Teilen öffentlicher und gesellschaftlicher Bereiche nicht für zielführend.

Auch bei der Bewertung, ob mehr für 2G-Regelungen geworben werden sollte, um die Impfdichte zu erhöhen, anstatt Test- und Zugangsmöglichkeiten für Ungeimpfte aufrecht zu erhalten, ergibt sich ein geteiltes Meinungsbild. Insgesamt stimmten 52 Prozent dieser Aussage zu. In den Bereichen Handel und Gastronomie haben sich 44 Prozent dafür ausgesprochen, im Bereich der Industrie stimmen 62 Prozent für diese Aussage. Branchen mit größerer, eigener 2G-Betroffenheit und mehr direkten Kundenkontakt stehen den Test- und Zugangsmöglichkeiten für Ungeimpfte offener gegenüber als andere Branchen.

Darüber hinaus wünschen sich die Unternehmen mehr Einheitlichkeit und Verlässlichkeit politischer Entscheidungen und bessere Planbarkeit bei deren Umsetzung, eine Ausweitung der Testmöglichkeiten und keine weiteren Belastungen für die Unternehmen.

„Es müssen jetzt alle Voraussetzungen geschaffen werden, dass die vierte Welle die letzte bleibt. Planbarkeit und Verlässlichkeit müssen wieder messbare Größen in der Politik werden, damit Unternehmen wieder Raum für ihre geschäftlichen Tätigkeiten haben und Vertrauen in politische Entscheidungen entsteht. Für eine nochmalige Abfederung der Pandemie durch die Wirtschaft wird vielen Unternehmen die Kraft fehlen“, so Haase-Lerch abschließend.

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