Aus der Festschrift 800 Jahre Kallmerode. Der Anfang des Tierparks.

Der Alternative Bärenpark in Worbis besteht jetzt genau 25 Jahre. Sein Geburtstag war der 31. Mai 1997. Aber solch ein Ereignis feiert man ja nicht nur an einem Tag, da kann man schon über das ganze Jahr daran erinnern. Noch dazu, wo durch Corona fast nichts möglich war. Nun werden aber einige Veranstaltungen kommen. Und die eichsfeldnachrichten.de möchten aufzeigen, wie alles begann.

Spricht man vom Bärenpark in Worbis, dann liegt klar auf der Hand, dass man ein paar Worte über dessen Entstehungsgeschichte verliert. Die führt zurück in das Jahr 1955. Die Geschichtebringt uns nach Kallmerode. Der heutige Stadtteil von Leinefelde-Worbis gehörte zum damaligen Kreis Worbis. 

In der Festschrift zu 800 Jahre Kallmerode habe ich folgenden Artikel zum Tierpark gefunden:

Im Juni 1951 stellte der damalige Mitarbeiter des Kreisrates Heiligenstadt, Herr Josef Breitenstein, Kallmerode, an den Kreisrat Worbis den Antrag auf Errichtung eines Wildgeheges in der Gemeinde Kallmerode. Durch langwierige und zähe Verhandlungen des Auftraggebers mit den Kreislichen Behörden konnte 1954 mit dem Bau der Anlage auf ca. zwei Hektar begonnen werden. In dörflicher Gemeinschaftsarbeit (NAW = nationales Aufbauwerk) wurden von Erwachsenen und Schülern der Gemeinde rund 2000 freiwillige unentgeltliche Arbeitsstunden geleistet. 

Planierungsarbeiten wurden durchgeführt, Holz für Zaunbau und Gatter geschlagen und bearbeitet, Gelasse für Tiere errichtet. Die Arbeiten gingen so zügig voran, dass im April 1955 die ersten Tiere,z.B. die Rothirschkuh ,,Gretchen“, begrüßt werden konnten. Danach folgten Rehe, Wildschweine, Damwild und die heimischen Raubvögel. Auch das Leben der heimische Kriechtiere konnte in Terrarien beobachtet werden. 

Am 5. Juli 1955 wurde die Anlage als ,,Zoologische Station Kallmerode“ eröffnet und später als Station ,Junger Naturforscher` umbenannt. Besonders für unsere Schüler war die Station eine wesentliche Bereicherung des Biologieunterrichts. So konnte unter sachkundiger Führung des Leiters Josef Breitenstein, Wissenswertes über die heimische Flora und Fauna vermittelt werden. 

Allein im Eröffnungsjahr, ab Juli 1955, besuchten 2260 Schüler mit 151 Lehrern diese Anlage. An Sonn- und Feiertagen herrschte dort Hochbetrieb. Im Durchschnitt der beiden Jahre des Bestehens wurden 25 000 Besucher aus dem Eichsfeld, aber auch aus den Kreisen Nordhausen, Mühlhausen, Langensalza und Gotha registriert. Alle anfallenden Arbeiten wurden im Wesentlichen durch zwei Personen geleistet. So entwickelte sich der Tierpark zu einem kulturellen Mittelpunkt unseres Kreises. Das hat vielen kreislichen Funktionären nicht gepasst, so dass die Eingliederung des Tierparks in die Kreisstadt Worbis ab 1958 systematisch vorbereitet und 1959 durchgesetzt wurde, gegen den Willen vieler Besucher

Zum Zeitpunkt der Übergabe hatte der Tierbestand einen Wert von 10.000 DM. Josef Breitenstein hat mit seiner Initiative ein Stück erwähnenswerter Kulturgeschichte unseres Dorfes mitgeschrieben.
(Aufgeschrieben von J. Rödiger und G. Meyer vom Traditionsverein Kallmerode).

So entstand in Worbis ein sogenannter Heimattierpark, den es ohne das Engagement einiger Tierfreunde in Kallmerode nicht gegeben hätte, zumindest nicht 1959.

Ilka Kühn

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