Fotos: Peter Weidemann

Erfurt (BiP). „ZusammenFinden“. Unter diesem Motto stand die Bistumswallfahrt zum Erfurter Dom am Sonntag, 18. September. 1.000 Wallfahrerinnen und Wallfahrer hatten sich dazu sich auf dem Domplatz zusammengefunden. Sie waren über verschiedene Pilgerwege in die Thüringer Landeshauptstadt gekommen, zu Fuß, per Fahrrad und von Hochheim aus sogar über Wasserwege mit Kanus.

Die Unbeständigkeit des Wetters und die Möglichkeit eines durch den Feiertag am Dienstag verlängerten Wochenendes mochten mit die Gründe sein, dass weniger Wallfahrtsteilnehmer gekommen waren als gehofft. Einige hatten dafür teils lange Wege auf sich genommen. Zum Beispiel die Familie von Annika Fischer aus der Schweiz. Die damals zehnjährige Annika hatte vor knapp zwei Jahren den Erfurter Bischof in der ARD-Fernsehshow „Klein gegen Groß“ bei einem Glockenklang-Duell geschlagen. Bischof Neymeyr stellte die Siegerin, die gemeinsam mit ihren drei Brüdern im Wallfahrtsgottesdienst als Ministranten diente, am Ende der Messe vor. Außer aus der Schweiz nahmen zwei Priester aus Indien und Argentinien sowie Pilger aus Belgien teil.

Für den Glauben sei es eine unerlässliche Stütze, „wenn wir ihn gemeinsam feiern, leben und teilen“, sagte Bischof Ulrich Neymeyr in seiner Predigt in der Wallfahrtsmesse. „Zusammen finden wir Gott“, weitete Neymeyr das Wallfahrtsmotto aus.

Die Band Heaven’s Gate aus Leinefelde. Foto: Peter Weidemann

Der Bischof rief dazu auf, besonders auf jene Katholikinnen und Katholiken zu achten, die aus dem Ausland nach Thüringen gekommen sind und keinen Kontakt zur Kirche vor Ort hätten. „Manche sind zum Studium hier. Manche sind zur Arbeit hier und ihre Familie lebt zu Hause. Viele sind aber auch mit ihrer Familie hierhergezogen und wollen hierbleiben.“ Die mit Abstand größte Gruppe unter diesen katholischen Mitchristen stamme aus Polen. „Es ist wichtig, auf sie zu zugehen und sie einzuladen, am Leben der Kirche vor Ort teilzunehmen“, unterstrich der Bischof. „Zusammenfinden“ sei das Gebot der Stunde.

Mit Blick auf den Synodalen Weg, mit dem die katholische Kirche in Deutschland die Fragen aufarbeiten will, die sich durch den sexuellen Missbrauch in der Kirche ergeben haben, sagte Bischof Neymeyr, dass es unterschiedliche Vorstellungen über den Weg der Kirche in die Zukunft gebe. Das habe die jüngste Synodalvollversammlung gezeigt. „Es ist eine große Herausforderung, ‚synodal‘, wörtlich ‚auf einem gemeinsamen Weg‘ zu bleiben. Manches können wir in unserer katholischen Kirche hier in Deutschland selbst gestalten. In vielen Bereichen sind wir aber eingebunden in die Weltkirche“, sagte Neymeyr

Es gebe keine deutsche katholische Kirche. „Wir sind katholische Kirche in Deutschland“, stelle der Bischof heraus. Das verhindere nationale Irrwege und Alleingänge und es verhindere, dass die Kirche an die Mächtigen ausgeliefert sei. „Das haben diejenigen unter Ihnen, die die SED-Diktatur miterlitten haben, in lebendiger Erinnerung“, so Neymeyr. Auf dem Synodalen Weg, auf den sich die katholische Kirche in Deutschland gemacht habe, werde diese Einbindung in die Weltkirche oft als Hindernis oder gar Fessel empfunden.

Das sieht Bischof Neymeyr anders. „Für mich ist sie ein wichtiger Anker, der nicht gekappt werden darf, auch wenn wir nicht alles verwirklichen können, was eine Mehrheit der katholischen Bischöfe und der katholischen Gläubigen wünschen“, sagte Neymeyr und schlug einen weiteren Bogen zum Wallfahrtsmotto: „Zusammenfinden und zusammenbleiben“.

Peter Weidemann

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