Stimmungsvoll und laut ging es am vergangenen Freitagabend im Festzelt auf dem Worbiser Friedensplatz zu. Es war der Auftakt zum diesjährigen Wipperfest. Ortsbürgermeister Thomas Rehbein konnte viele Besucher begrüßen, auch eine Delegation aus der Partnerstadt Medebach. Der Abend war für die ansässige Brauerei Neunspringe ein besonderer, gabs doch eine Auszeichnung und für die Gäste jede Menge Freibier. Die Eichsfelder Band Deserteure unterhielt die Gäste mit Crossover Folk. Und Bürgermeister Christian Zwingmann verwies lachend darauf, dass er den kürzesten Heimweg habe….
Es war zu spüren, dass sich alle darauf gefreut hatten, endlich wieder zusammen feiern zu können. Doch bevor das Fest so richtig losging, gab es Begrüßungsreden und die Bierauszeichnung. Dank dem Erinnerungsvermögen und geschichtlichen Kenntnissen von Bernhard Berkhahn konnte Thomas Rehbein darauf verweisen, dass Worbis in diesem Jahr einige Jubiläen hat: 860 Jahre Ersterwähnung Worbis, 30 Jahre Gewerbegemeinschaft und 30 Jahre Krengeljägerfest. Er freute sich, dass so viele Vereine der Einladung gefolgt sind. Neben der Bierauszeichnung sollten auch einige Worbiser geehrt werden, aber das wird nachgeholt, da sie verhindert waren. In Ermangelung von Krengeljägern (es konnten noch kein Nachwuchs gewonnen werden) teilten die beiden Bürgermeister dann die Brezeln aus.
Bürgermeister Christian Zwingmann wurde von den Worbisern recht stürmisch begrüßt. Er machte keinen Hehl daraus, dass er sich freue, dass das Fest wieder in Präsenz gefeiert werden kann. Man habe viel jetzt gelesen, welche Projekte die Stadt jetzt stoppen muss, aber es seien auch noch Projekte im Laufen, betonte er. So sei für die Stadtentwicklung die Landesgartenschau sehr wichtig, auch wenn einige das nicht so sehen. “Wir müssen uns als ganze Stadt begreifen mit elf Stadtteilen, wo alle profitieren werden. Denn wenn ein Stadtteil sich entwickelt, werden auch die anderen nachgezogen. Ich möchte nicht, dass ein Stadtteil sich zurückgesetzt fühlt,” sagte der Bürgermeister. Er versprach, dass der Saal ein Thema in Worbis bleibt, auch wenn es vielleicht in den nächsten ein oder zwei Jahren noch nicht umgesetzt werden kann.
Brauerei-Chef Bernd Ehbrecht bekam natürlich auch viel Beifall, nicht zuletzt dafür, dass die Brauerei Freibier ausschenkte. Er dankte dem Bauhof und seinen Mitarbeitern, die das Festzelt aufgebaut hatten. In Bezug auf die Politik und hier zur Getränkeversorgung schlug er harte Worte an. Es hatte sich in den vergangenen zehn Wochen schon angekündigt, dass die Nahrungsmittelbranche vor einem riesigen Problem stehen würde: kein CO2. Ohne dem könne keine Flasche befüllt werden. Egal ob Bier oder Limonade. Das war schon monatelang bekannt. Die Worbiser konnten es mit Geschick und Glück und guten Kontakten noch lösen, sagte Ehbrecht. Er stelle sich aber die Frage: warum steht keiner auf aus der Branche und sagt, wo das eigentliche Problem liegt. Er habe es dann gemacht. Doch dann hieß es: Produktionsstopp in Worbis. Doch das bedeute nicht Insolvenz, versicherte der Brauereichef und freute sich, dass er in Worbis verkünden konnte, durch eine CO2-Lieferung wieder die Produktion aufnehmen zu können. Wie lange, ist fraglich. Das Problem liege darin, dass CO2 ein Abfallprodukt in der Düngemittelindustrie sei und von dort nicht mehr kostendeckend produziert werden kann, betonte Ehbrecht.
Nach einem Hinweis von Bernhard Berkhahn um ein bisschen Ruhe im Zelt, konnte die Preisverleihung für das Neunspringer Helle vorgenommen werden. Dafür war extra Frank Winkel, der Gründer vom ProBier-Club Deutschland angereist und übergab die Auszeichnung Bier des Monats September 2022 für “Neunspringer Helles”. Das Bier ist zugleich für das Bier des Jahres nominiert worden. (Über die Auszeichnung wird noch gesondert berichtet.)
Das Bier floss dann den Abend auch in “Strömen”, wie man so schön sagt und die Worbiser zeigten, dass sie noch gemeinsam feiern können. Auch am Samstagabend soll die Stimmung sehr ausgelassen gewesen sein. Leider hatte sich am Sonntag das Wetter beim Wipperfest von einer sehr herbstlich kühl und nassen Seite gezeigt.
Ilka Kühn
