Noch nie überwinterten so viele Borkenkäfer unter der Rinde befallener Bäume wie in diesem Jahr. Wer dieses Schadholz samt Käfer jetzt erntet und aus dem Wald entfernt, reduziert spürbar die Käfergefahr im kommenden Frühjahr.  Im vergangenen Jahr wurden in Thüringens Wäldern rund 3,5 Millionen Festmeter Borkenkäfer-Schadholz erfasst. Dies ist die höchste jemals im Freistaat erreichte Jahresmenge.

Davon fallen allein auf den Herbst 2020 (September bis Dezember) etwa 1.2 Millionen Festmeter Schadholz. Zum Vergleich: 2019 fielen im gleichen Herbstzeitraum „nur“ 750.000, 2018 gar „nur“ 440.000 Festmeter an. Ursächlich für diesen enormen Schadholzanfall der letzten Jahre ist der Klimawandel und seine Folgen für unsere heimischen Wälder – wie etwa Trockenheit und Hitze. In diesem Winter schlummern folglich so viele Borkenkäfer wie noch nie speziell in den Fichtenwäldern.

Untersuchungen zeigen, dass ungewöhnlich viele Borkenkäfer nicht im Boden, sondern im befallenen Baum unter der Rinde überwintern. Für Förster und Waldbesitzer ein entscheidender Unterschied: Ein Borkenkäfer tief im Boden ist nicht zu bekämpfen, ein Borkenkäfer im Baum dagegen sehr gut.

Eine konsequente Wintersanierung schwächt den Käfer entscheidend

„Der Borkenkäfersanierung kommt jetzt im Winter eine entscheidende Bedeutung zu. Wer das Zeitfenster bis März nutzt, kann die Käfermengen in seinem Wald kräftig abschöpfen“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Den Waldbesitzern empfiehlt Gebhardt, alles zu unternehmen, um das befallene Holz bis zum Schwarmflugbeginn der Borkenkäfer ab April zu sanieren. Dies heißt, nach dem Einschlag und der Rückung alles Schadholz aus dem Wald abzutransportieren oder anderweitig unschädlich zu machen. Jeder einzelne Baum, aus dem keine Käfer mehr ausfliegen können, trägt dazu bei, den Befallsdruck im Frühjahr zu verringern.

Die Rinde verrät, wo sich die Wintersanierung lohnt

Derartige Sanierungseffekte können allerdings nur da erzielt werden, wo sich auch noch Käfer, Puppen oder Larven unter der Rinde befinden. Dies kann man gut am Rindenzustand ablesen. Bei Bäumen mit bereits vollständig abgefallener Rinde ist dies nicht der Fall, so dass diese aus Waldschutz- und Naturschutzsicht als Totholz im Bestand belassen werden können, sofern dem nicht Aspekte der Verkehrssicherung entgegenstehen.

Aber schon bei Bäumen, an denen die Rinde nur teilweise vom Stamm abgefallen ist, kann dies anders sein. Oftmals befinden sich unter der noch anhaftenden Rinde Überwinterungsstadien der Borkenkäfer.  Nach Beobachtungen des Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrums Gotha (FFK) fanden sich beispielsweise an Fichten, bei denen sich im mittleren Stammbereich die Rinde bereits abgelöst hatte, sowohl im unteren Bereich des Stammes als auch im Bereich der Krone unter der noch anhaftenden Rinde viele vitale Buchdrucker, die sich zur Überwinterung eingebohrt hatten. Dies insbesondere, wenn die Krone noch grün war. Diese Fichten, auch wenn die Krone noch völlig grün erscheint, haben keine Überlebenschance.

„Wer als Waldbesitzer jetzt mit wachem Blick durch seinen Nadelwald streift, konsequent die entdeckten Brutbäume einschlägt und abtransportiert, reduziert maßgeblich die Zahl der Borkenkäfer, die im anstehenden Frühjahr auszuschwärmen drohen“, so Gebhardt abschließend.