Zur Schließung des Hallenbades in Leinefelde-Worbis und das sich aufdrängende „Und nun?“ – Hier ein Beitrag von Eckart Lintzel:

  1. Geschafft!
    Fast 20 Jahre hat es gedauert, von der Ächtung bis zum Gnadenstoß. Das war ein langes Leiden mit einem „tollen“ Image nach außen. Nun hat es sich erstmal erledigt, mit manipulierten Zahlen, unterlassener Pflege und Konzepten, bizarren Schilderungen und
    peinlichen Erklärungen. So ein Bad, 1961 erbaut, 1997 saniert, im ersten Schritt für nur 1,3 Mill. DM, darin 75 Prozent Zuschuss vom Freistaat, mit innovativer Energieversorgung, geringsten Unterhaltungskosten, in der Ausrichtung durchdacht, mit einer Liegewiese zur Sommernutzung, angeschlossen an Fitnessbereich, Saunen, Spielplatz, Jugendhaus, Stadion und Schulcampus, günstig erreichbar an der Ringstraße unserer Kleinstadt, mit Bushaltestelle und Parkplätzen, so ein Bad schließt man nicht, nicht so, so ein Bad integriert man in ein Konzept. Danke all den „Fürsorglichen“ der zurückliegenden 19 Jahre, denen die Menschen ihr Gemeingut anvertraut hatten und auch den nun in Aktion tretenden „Samariter“, die sich der „sterblichen Hüllen“ annehmen werden.

2. Und nun?

Es ist zu befürchten, man wird sich noch mehrerer Dinge entledigen, die bald veraltet und
verschlissen sind, Haus Gülden Creutz, Bahnhof usw. Was für ein Ausverkauf. Diese völlig überzogenen Einzelmaßnahmen und deren Folgekosten der letzten Jahre zu Lasten vieler
anderer Dinge sollten wir dringend überdenken!

Vieles scheint konzeptlos, zu wenig besprochen, ja, sicher auch nicht genug kontrovers ausgestritten, zu sehr auf einzelne und nicht auf die Menschen ausgerichtet. Natürlich müssen wir begreifen und so ehrlich sein, uns eingestehen, dass sich vieles rasant geändert hat. Was wir in Mehrheit nicht mehr nutzen, kann nicht in der alten Verwendung bleiben, muss also
mit Verstand und Kreativität daraus Neues entwickelt werden.

Viele Schulen sind verschwunden, weil wir weniger Kinder hatten. Nur die meisten blieben erhalten, werden genutzt und dienen den Menschen. Bei wenigen schnellen, unüberlegten Entscheidungen sind sie abgerissen worden – schlecht, sehr schlecht. Und natürlich müssen wir deshalb aufgeschlossen für Veränderung und Neues sein. Aber diese Schließungen, Abrisse und Standortwechsel, dieser völlig unnötige Abriss des Milchhof-Hauptgebäudes z.B., auch noch mit so viel Steuergeld, dieses über Nacht geschlossene Krankenhaus, ohne Erklärung was daraus werden soll und wie man die medizinische Versorgungsstruktur vor Ort in einer beruhigenden Attraktivität halten will, diese Entscheidung vom Abriss des „Blauen Wunders“, ohne dass was Neues sicher organisiert ist und ohne Alternative, scheint in der Gesamtheit für unsere
Gemeinde völlig unausgegoren. Es fehlen unsere Fragen, Zweifel und ggf. Widersprüche an die
Gremien von denen es entschieden wird.

Und das ist eigentlich das Schlimmste: Viele dieser Dinge werden uns nicht von außen auferlegt, sie kommen aus unseren Reihen. Es ist nicht mal nötig sich zu begründen, ob ehrlich oder vorgeschoben – wir fragen uns ja Garnichts mehr. Es muss sich ja niemand mehr erklären, diese Kultur und deren Übung ist uns völlig abhandengekommen. Man kann das bei einem Teil der öffentlichen Sitzungen beobachten in denen Besucher das Wort bekommen und wegen der fehlenden Gelegenheiten, so zwangsläufig die Sitzung aufhalten.

Oft gibt es große Unsicherheiten auf allen Seiten: Der Ton, die Art und Weise und oft auch dieser Mangel an Sachlichkeit, Respekt und Offenheit, das alles macht es keinem Leicht und verhindert ein versöhnendes Klima, gute Ergebnisse, Besserung und Freude am Künftigen. Keiner kommt mehr darauf, einen Themenabend, einen Interessenkreis oder gar eine Einwohnerversammlung zu organisieren, Verantwortliche oder Experten einzuladen und sich überhaupt erst mal zu was unterrichten zu lassen, überlegen zu können und sich natürlich einzubringen.

Hoffentlich bekommen wir bald wieder andere Zeiten, in denen sich wieder mehr Menschen kümmern und beteiligen, nicht nur für sich, sondern für das Ganze. Z.Z. sind es in Leinefelde- Worbis einfach zu wenige.
Liebe und Sachverstand brauchts dabei auch. Das Böse hat es immer leichter.

Eckart Lintzel
Worbis, 10.02.23

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