Auwaldzecke. Foto: Thomas Knoll

Nicht nur im Garten, auch im Wald ist jeder gefährdet: Hunderte Borreliosegeschädigte pro Jahr und die Anzahl der Übertragungskrankheiten nimmt durch neue Zeckenarten weiter zu. Was man machen kann, lesen Sie hier:

In den Sommermonaten nimmt die Anzahl der Erholungssuchenden im -kühlenden- Wald wieder deutlich zu. Leider auch die Wahrscheinlichkeit mit Zecken in Kontakt zu kommen. Diese können für den Menschen gefährliche Krankheiten übertragen. Jährlich erkranken im Freistaat rund 400 Personen an zeckenübertragener Borreliose, ein knappes Dutzend an der gefährlichen Hirnhautentzündung (FSME). Als Risikogebiete gelten insbesondere Süd- und Ostthüringen. Durch die Berücksichtigung weniger Hinweise lassen sich Erkrankungsrisiken aber deutlich minimieren.

Forschende warnen vor klimawandelbedingter Zeckenplage

„Fachleute befürchten, dass durch den Klimawandel nicht nur die heimischen Zecken aktiver sind und damit ein höheres Infektionsrisiko herrscht, sondern dass auch neue Zeckenarten nach Deutschland einwandern – und mit ihnen bisher unbekannte Infektionskrankheiten“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Zecken können über 60 Krankheiten übertragen, am häufigsten die Borreliose, seltener die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Oft bleibt die Borreliose wegen grippeähnlicher Krankheitszeichen unerkannt. Die Betroffenen, oft Forstleute, Jägerinnen und Jäger oder Waldbesitzende – aber auch regelmäßige Waldbesuchende, versäumen deshalb häufig die rechtzeitige Antibiotika-Behandlung. Gegen die ebenfalls durch Zecken übertragbare, deutlich seltenere, gleichwohl gefährliche virale FSME, an der in Thüringen in den letzten Jahren knapp ein Dutzend Personen erkrankten, können sich Erwachsene wie auch Kinder hingegen impfen lassen. Die in Thüringen zunehmend vorkommende, aus Südosteuropa eingewanderte Auwaldzecke kann zusätzlich gefährliche Rickettsien übertragen.

Die Beachtung weniger Hinweise verhelfen zum risikoarmen Waldbesuch

Wichtig für den Waldbesuchenden, der „zeckenfrei“ wandern will: Waldwege nicht verlassen, Wiesenquerungen bei hohem Graswuchs meiden, ebenso Lichtungen, Gebüsche, Unterholz, Bach- und Flussläufe meiden. Die Zecken sitzen dort gern auf besonnten Gräsern und Zweigen vorwiegend in 30-60 cm Höhe und lassen sich von einem Wirtstier oder eben auch dem Menschen im Vorbeigehen abstreifen. Ihr Opfer erkennen sie am Schweißgeruch. Wichtig ist weiterhin, umgehend nach einem Waldbesuch den Körper nach möglichem Zeckenbefall kontrollieren, insbesondere Kniekehlen, Leistenbereich und Nacken, bei Kindern den ganzen Körper. Das Tragen heller, geschlossener Kleidung einschließlich Schuhwerk hilft, die dunkel gefärbten Zecken frühzeitig zu erkennen bzw. abzuwehren. Das Tragen der Socken über der Hose ist ebenfalls ein probates Mittel, um der Zecke den Weg vom Kleidungsstück zur Haut zu verwehren. Auch ggf. mitgeführte Haus- oder Heimtiere wie Hund oder Pferd sollten auf Zeckenbefall kontrolliert werden.

Zeckenschutzmittel alle drei Stunden erneuern

Sprays oder Cremes zum Schutz vor Zecken sollten spätestens nach drei Stunden neu aufgetragen werden, um einen hohen Schutz zu gewährleisten. Zecken sind extrem unempfindlich. Für Kinder wird empfohlen, zuerst den Sonnenschutz aufzutragen und eine Viertelstunde später das Zeckenschutzmittel. Die Beachtung dieser wenigen Förstertipps hilft, die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung drastisch zu reduzieren. Und der Waldbesuch bietet die gewünschte Erholung ohne Reue.

Dr. Horst Sproßmann