Eine Studie zur Tiergesundheit in deutschen Milchviehbetrieben, über die heute die Neue Osnabrücker Zeitung berichtet, macht deutlich, was der Deutsche Tierschutzbund schon lange anmahnt: In vielen Bereichen ist die Haltung nicht tiergerecht. Die Tierschützer mahnen erneut an, dass bis heute keine Haltungsvorgaben für Kühe in Deutschland existieren. Die Große Koalition hatte versprochen, ordnungsrechtliche Lücken im Tierschutz zu schließen.

„Die Bedingungen in der Milchkuhhaltung sind oftmals weit entfernt von guter, fachlicher Praxis. Indem Fortschritte und Verbesserungen blockiert oder hinausgezögert werden, tut man aber weder den Tieren noch den Landwirten einen Gefallen“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Er betont, dass CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag versprochen hatten, ordnungsrechtliche Lücken im Tierschutz zu schließen: „Diese Aufgabe haben die Bundesregierung und die zuständige Ministerin Julia Klöckner schon viel zu lange verschlafen.“

Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes braucht es endlich eine verbindliche Verordnung zur Haltung von Rindern. Denn bislang regelt die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung konkret lediglich, wie Schweine, Hühner, Kälber und Kaninchen gehalten werden müssen. Jeder Kuh sollte zumindest ein ausreichend großer, trockener und sauberer Liegeplatz zustehen, kranken Tieren eine Krankenbox. Mehr Tiere sollten Zugang zur Weide bekommen, und die Anbindehaltung endlich der Vergangenheit angehören.

Neben der Forderung nach tiergerechteren Haltungsvorgaben verlangt der Deutsche Tierschutzbund, dass Milch und Milchprodukte nicht länger zu Niedrigstpreisen verramscht werden dürften, da höhere Standards im Tierschutz sonst kaum umsetzbar sind. Hier sieht der Verband die Molkereien und den Handel in der Verantwortung. Auch sollten Verstöße gegen Tierschutzgesetz und Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung durch verstärkte und strengere Kontrollen schneller festgestellt und Verstöße geahndet werden.

Für die Studie hatten die Tierärztliche Hochschule Hannover, die Freie Universität Berlin und die Ludwig-Maximilians-Universität München zwischen 2016 und 2020 765 Milchkuhbetriebe analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass in der überwiegenden Zahl der Betriebe die Haltungs- und Managementbedingungen nicht geeignet waren, um Milchkühe langfristig gesund zu halten. Viele Tiere stehen in einem Haltungssystem, das ihrer Unversehrtheit nicht zuträglich ist.  Zudem belegt die Studie, dass insbesondere die Versorgung der wirtschaftlich „wertlosen“ Bullenkälber auf vielen Betrieben problematisch ist.

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