In Thüringen wurden seit dem Kriegsausbruch gegen die Ukraine rund 49.000 Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen, und nach wie vor suchen täglich weitere Schutz. Nicht alle bleiben. Heute leben rund 35.000 ukrainische Kriegsflüchtlinge im Freistaat.

„Es beeindruckt mich sehr, was diese Menschen leisten“, hebt Mirjam Kruppa, Thüringer Beauftragte für Integration, Migration und Flüchtlinge, hervor. Der Krieg zerstört ihre Heimat, die Angst um Ehemänner, Väter und Söhne an der Front, die Sorge um zurückgelassenen Eltern und Freunde gehört für die meisten zum Alltag.

„Und gleichzeitig kümmern sie sich darum, hier Fuß zu fassen: Setzen sich mit der deutschen Bürokratie auseinander, lernen Deutsch, versuchen in ihren erlernten Berufen wieder anzukommen und müssen zu all dem noch, oft alleinerziehend, Familie und Beruf miteinander vereinbaren. Das kostet unglaublich viel Kraft“, berichtet die Beauftragte aus Begegnungen.

Rund 30 Prozent der Geflüchteten sind Kinder unter 18 Jahren. Viele davon sind nur mit ihrer Mutter geflohen. „Was diese Frauen auf ihren Schultern tragen, darf nicht unterschätzt werden,“ mahnt Mirjam Kruppa. Ende 2024 arbeiteten bereits fast 30 Prozent der ukrainischen Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter. Und jeden Monat steigt die Zahl der ukrainischen Erwerbstätigen beträchtlich. „In Thüringen nahm die Zahl ukrainischer Beschäftigter im letzten halben Jahr Monat für Monat um rund 200 zu“, berichtet die Beauftragte unter Verweis auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.

„Die Zahlen zeigen: Integration braucht Zeit. Die Menschen beginnen hier ein ganz neues Leben aufzubauen, müssen ihren Alltag regeln, Kita-Plätze organisieren, die Schulkinder unterstützen und nebenher selbst Deutsch lernen“, erklärt die Beauftragte. Aber es lohne sich, in diese Entwicklung zu investieren. „Wenn die Grundschullehrerin aus der Ukraine die Zeit und die Möglichkeit erhält, Deutsch zu lernen, während ihre Kinder in Kita und Schule sind, dann kann sie nach drei Jahren in Thüringen in ihrem Beruf arbeiten“, macht Mirjam Kruppa deutlich. „Das ist gut für ihre Familie und gut für Thüringen“, so die Beauftragte.

Am 24. Februar 2022 hat Russland die Ukraine angegriffen und seither das Land mit einem zerstörerischen Krieg überzogen. Über 10,5 Millionen Menschen sind laut Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen vor den russischen Bomben auf der Flucht. Davon leben rund 6,3 Millionen Menschen mittlerweile in europäischen Staaten.