Findet man einen Wildvogel, der verletzt, krank oder hilflos erscheint, stellt sich zunächst die Frage, ob man prinzipiell eingreifen sollte. Eine pauschale, allgemeingültige Antwort hierzu ist schwer zu geben.

Zunächst sollte man das Tier beobachten, ob es sich aus eigener Kraft in Sicherheit bringen kann, sich erholt bzw. wieder fliegen kann. Bei Jungvögel aus der Entfernung abwarten, ob die Eltern sich um das Tierchen kümmern.

Die besten Überlebenschancen haben Jungvögel in der Natur bei ihren Eltern und sollten möglichst dort belassen werden. Vögel haben keinen ausgeprägten
Geruchssinn und stören sich nicht an menschlichem Geruch. So können kleine Vögel , vor allem nackte oder kaum befiederte Jungvögel, auch durch Menschenhand wieder in das Nest oder die Nähe zurück gesetzt werden. Fast vollständig befiederte Jungvögel sind oft abenteuerlustig und überschätzen sich schnell. Sie können in einen sicheren Grünbereich gesetzt werden, wo sie auf ihre Eltern warten können.

Besteht akute Lebensgefahr für den Vogel, z.B. er befindet sich in einer Situation, in der er überfahren werden könnte, kann man rascher eingreifen. Auch erwachsenen Vögeln kann man helfen. Finden Sie einen Vogel in Not , können Sie folgendes tun: versehen Sie einen ausreichend großen Karton mit Luftlöchern und -falls möglich – einer Bodeneinlage, z.B. ein altes Handtuch.

Ziehen Sie zum eigenen Schutz feste Handschuhe an und nehmen Sie den Vogel vorsichtig auf. Stellen Sie den Karton in einen geschützten Bereich und warten Sie, ob das Tier sich wieder erholt. Wenn ja, lassen Sie den Vogel bald möglichst wieder frei. Falls sich der Zustand nicht stark verbessert und Sie Hilfe benötigen, finden Sie unter www.wildvogelhilfe.org die Ihnen am nächsten gelegene Wildvogelauffangstation. Auch der Tierarzt Ihres Vertrauens wird Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen können.

Eine kleine Geschichte mit happy-end erlebte der Jungvogel Rudi : vor ca. acht Wochen fand die Schülerin Zoey auf dem Heimweg eine kleine, hilflose Elster. Das junge Mädchen beobachtete, dass bereits mehrere Katzen in der Nähe waren und ein Auge auf den Vogel geworfen hatten. Zoey wollte das Tierchen nicht seinem vorhersehbaren Schicksal überlassen. Geistesgegenwärtig rief sie die Mutter ihrer Freundin Amely an, welche viel Erfahrung in der Aufzucht kleiner Vögel besaß. Die Tierfreundin kam sofort und nahm die Elster in Obhut. Sie wurde mit artgerechtem Futter aufgezogen und ihr Zustand besserte sich täglich.

Rudi entwickelte sich zu einem fröhlichen, kleinen Frechdachs und stibitzte auch gerne etwas Glitzerndes. Um Rudi ein seinem Naturell entsprechendes Leben zu ermöglichen, wurde er inzwischen zum Auswildern in die Vogelauffangstation Seebach gebracht. Dort hat er bereits tierische Freunde gefunden, und auch eine freilebende Elsterdame hat ihr großes Interesse an Rudi bekundet.

Wir wünschen Rudi ein langes und glückliches Leben in Gesundheit und Freiheit.

Eva-Maria Schneider und Karin Ziegler vom Team Tierheim Heiligenstadt

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