Die wohnortnahe ambulante ärztliche Versorgung ist bedroht, heißt es in einer Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen. Und weiter: Dies haben am vergangenen Freitag 800 Niedergelassene aus dem gesamten Bundesgebiet bei einem Krisentreffen in Berlin deutlich gemacht und einen Forderungskatalog an Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach auf den Weg gebracht. Auf dessen Basis soll die ambulante Versorgung künftig sichergestellt werden.
An dem Krisentreffen haben sich auch Ärzte und Psychotherapeuten aus Thüringen beteiligt, um ihren Stimmen im politischen Berlin Gehör zu verschaffen. „Wir lassen uns von der Politik nicht mehr für dumm verkaufen. Wir sind die Experten im Gesundheitswesen. Wir wollen unsere Patienten versorgen, ohne ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen zu bekommen. Wir wollen gehört werden und als Experten für die Versorgung auf Augenhöhe mit der Politik diskutieren“, sagt Dr. Annette Rommel, erste Vorsitzende der Kassenärztliche Vereinigung Thüringen.
Kritisiert wurden unnötige Bürokratie, unausgereifte Digitalisierung oder Mangel an Fachkräften, die viele junge Ärztinnen und Ärzte vor der Niederlassung abschrecken. Dr. Rommel fordert zudem, die bislang gedeckelte Vergütung ärztlicher Leistungen zu entbudgetieren. Insbesondere im fachärztlichen Bereich sorgt das Budget dafür, dass längst nicht alle erbrachten Leistungen bezahlten werden. „Wer kann schon auf Dauer zu 100 Prozent arbeiten und davon nur drei Viertel bezahlt bekommen. Irgendwann geht die Puste aus – die persönliche und die betriebswirtschaftliche. Das zwingt uns dazu, Leistungen zu begrenzen. Demgegenüber steht jedoch das unbegrenzte Leistungsversprechen der Politik. Damit muss Schluss sein“, sagt Dr. Rommel.
Das sind die Forderungen der Praxen an die Politik:
Tragfähige Finanzierung: Retten Sie die Praxen aus den faktischen Minusrunden und sorgen Sie für eine tragfähige Finanzierung, die auch in der ambulanten Gesundheitsversorgung insbesondere Inflation und Kostensteigerungen unmittelbar berücksichtigt!
Abschaffung der Budgets: Beenden Sie die Budgetierung, damit auch Praxen endlich für alle Leistungen bezahlt werden, die sie tagtäglich erbringen!
Ambulantisierung: Setzen Sie die angekündigte Ambulantisierung jetzt um – mit gleichen Spielregeln für Krankenhäuser und Praxen!
Sinnvolle Digitalisierung: Lösen Sie mit der Digitalisierung bestehende Versorgungsprobleme. Sorgen Sie für nutzerfreundliche und funktionstüchtige Technik sowie die entsprechende Finanzierung, und belassen Sie die datengestützte Patientensteuerung in ärztlichen und psychotherapeutischen Händen!
Mehr Weiterbildung in Praxen: Stärken Sie die ärztliche und psychotherapeutische Weiterbildung! Diese muss – um medizinisch und technisch auf dem aktuellen Stand zu sein – schwerpunktmäßig ambulant stattfinden. Beziehen Sie auch hier die niedergelassene Vertragsärzte- und Psychotherapeutenschaft ein!
Weniger Bürokratie: Schnüren Sie das angekündigte Bürokratieabbaupaket, damit wieder die Medizin im Vordergrund steht und nicht der „Papierkram“!
Keine Regresse: Schaffen Sie die medizinisch unsinnigen Wirtschaftlichkeitsprüfungen ab! Die Arzneimittelregresse müssen weg!