Angesichts der weiterhin hohen Inzidenz, die sich in den vergangenen Tagen wieder scharf an die 200 Marke annäherte, richtet sich Landrat Dr. Werner Henning zum wiederholten Mal mit einem Appell an die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Eichsfeld, durch ihr eigenes Verhalten zur Pandemiebewältigung beizutragen.

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

der vom Robert-Koch-Institut für den Landkreis Eichsfeld registrierte 7-Tage-
Inzidenzwert näherte sich in den letzten Tagen immer wieder sehr scharf der Marke von 200. Im Februar hätte nach dessen Überschreitung zwingend eine Schließung der Schulen und Kindergärten erfolgen müssen – seit 11. März wird diese von der Landeregierung nur noch empfohlen.

Angesichts des aktuell in der Rechtsprechung und in der Bundesgesetzgebung zu beobachtenden Prozesses einer Neubewertung wichtiger Rahmenbedingungen hat sich der Krisenstab des Landkreises Eichsfeld darauf verständigt, vorerst von einer Schließung der
hiervon betroffenen Bildungseinrichtungen abzusehen. Inhaltlich stützt er sich auf die in
der Allgemeinverfügung des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport vom
9. April 2021 getroffenen Aussagen.

Demungeachtet bitte ich Sie um den Erhalt eines respektvollen Umgangs mit den wechselseitigen Sorgen und Nöten aller Menschen, mit denen wir gemeinschaftlich zu tun haben. Es geht nicht nur darum, wie viel „Distanz“ aus der Perspektive des Infektionsschutzes quasi „wissenschaftlich“ umzusetzen ist. Die Einhaltung eines gewissen Maßes an „Distanz“, oder das Tragen eines Mundschutzes, kann – unter den gegebenen Umständen – auch von einem jeden aus einem rein persönlichen Empfinden eingefordert werden, ohne dass dieses einer weitergehenden Rechtfertigung bedarf.

So gehört es sich eben auch nicht, die Sorgen von Mitschülern und deren Eltern, von Lehrern und Erziehern vor dem real gegebenen hohen Infektionsrisiko einfach zu ignorieren, mit Zitatverweisen auf andere Quellen beiseite zu schieben, andere Vorhaltungen zu machen und sich demonstrativ gegenüber den geltenden Hygienevorschriften ignorant zu verhalten. Vieles von dem ist einfach ganz schlechtes Benehmen, was weder durch rechtliche, wissenschaftliche oder auch politische Begründungen besser wird. Daneben tuen Eltern ihren Kindern auch keinen Gefallen, wenn sie sich zu sehr in den quasi eigengeschützten Sozialraum Schulklasse hineindrängen, vermeintlich um ihre Kinder zu schützen, diese letztendlich aber durch ihre eigene Umklammerung eher unfrei festhalten.

Kinder sollten es auch lernen können, gewisse Konflikte selbst zu lösen, bis hin zur selbst entschiedenen Einordnung in gemeinschaftliche Zwänge. All das ist auch Teil im Wer-
dungsprozess sozialer Gruppen.

Zu wünschen wäre auch, wenn sich möglichst viele Menschen bereitwillig in größeren Gemeinschaften wie den Schulen und der Arbeitswelt offen gegenüber den „Testerwartungen“ verhalten würden. Mit etwas gutem Willen lässt sich auch manches ertragen, was man nicht unbedingt wünscht, ohne gegen alles zu Felde zu ziehen.

Menschen, die nichts anderes mehr tun, sind am Ende auch nur noch unerträglich. Im Umgang miteinander hatten wir wahrhaft schon bessere Zeiten. Freiheit muss einfach
mehr sein, als alle ungeschlachten Emotionen nur noch demonstrativ auszustellen. Für
manches darf man es durchaus auch wieder lernen, sich zu schämen.

Heilbad Heiligenstadt, 13.04.2021
Ihr
Dr. Werner Henning

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