Unternehmer Steffen Hildebrandt zum Thema Mindestlohn:
Das Thema Mindestlohn kann ich als Unternehmer eines mittelständigen Spielwaren- unternehmens im Eichsfeld nur mit Kopfschütteln verfolgen. Kaum wurde der Mindestlohn
erhört, wird die nächste Erhöhung besprochen. Ich finde es scheinheilig, den Menschen zu
suggerieren, ihnen damit zu helfen. Es gibt nur einen Profiteur und das ist der Staat selbst. Für
mich ist das Ganze eine verdeckte Steuererhöhung.

Die Politik sollte endlich zu pragmatischen Lösungen kommen und nicht die kleinen und
mittelständigen Unternehmen belasten!

Mein Ansatz wäre ein ganz anderer:
Die Lohnsteuer für Geringverdiener sollte bei einem Jahreseinkommen unter 30.000,00 €
gestrichen werden. Im Gegenzug dazu sollte der Spitzensteuersatz um 0,5 Prozent angehoben werden (als Gegenfinanzierung). Ich bin selbst im Spitzensteuersatz und würde diese Mehrbelastung gern tragen!

Bei einer weiteren Anhebung der Mindestlöhne wird die Inflation nur noch weiter angeheizt, denn die Preise für Konsumgüter, Lebensmittel oder Dienstleistungen steigen. Somit hat der Mindestlohnempfänger am Ende leider nicht mehr Geld zur Verfügung. Der Einzige, der aus dieser finanziellen Mehrbelastung der klein- und mittelständischen Handwerks- und Industriebetriebe profitiert, ist der Staat. Seine Mehreinnahmen kommen durch die höhere Lohnsteuer und der Mehrwertsteuer bei steigenden Preisen.

Bei einer Steuerentlastung der Geringverdiener gäbe es mehrere Vorteile:
Die Inflation würde nicht so rasant steigen bzw. ein wenig eingebremst, die Gruppe der
Geringverdiener hätte mehr Netto und somit eine höhere Kaufkraft zur Verfügung und mehr
finanzielle Sicherheit für ihre Familien. Die steigende Kaufkraft ist ein wichtiger Aspekt zum
Ankurbeln des fast zum Erliegen gekommenen Konsums und hätte einen positiven Einfluss auf
den Wirtschaftskreislauf. Arbeiten würde sich wieder lohnen. Der finanzielle Unterschied zu Sozialleistungsempfängern
wäre deutlicher und die sozialen Unterschiede würden verringert werden.

Ein weiterer Aspekt ist nicht zu verachten:
Steigt der Mindestlohn immer weiter, verkleinert sich der Abstand zwischen dem Stundenlohn
eines Mindestlohnempfängers und einer gut ausgebildeten Fachkraft. Lohnt es sich dann noch,
eine Ausbildung zu absolvieren?


Ein weiteres Problem entsteht, was die finanzielle Belastung in die Höhe treibt: Ausgebildete
Fachkräfte, die vielleicht schon länger im Unternehmen tätig sind, erwarten verständlicherweise
ebenfalls eine Lohnerhöhung. Bei dem bestehenden Fachkräftemangel ist die ganze
Vorgehensweise nicht förderlich und die Preisspirale schraubt sich immer weiter in die Höhe.
Deutschland wird durch die immer mehr steigenden Kosten zu einem unattraktiven Standort.
Das wird im internationalen Wettbewerb jetzt schon deutlich. Die Mehrbelastungen der klein-
und mittelständigen Unternehmen sind durch die Bürokratie, die steigenden Personalkosten
und die hohen Energiekosten kaum noch zu händeln.
I

n meinem Unternehmen sehe ich mich täglich damit konfrontiert. Meine Mitwettbewerber
produzieren in bzw. kommen ausschließlich aus Asien. Dort liegen die Stundenlöhne zwischen
einem und zwei Euro und die Energiekosten sind wesentlich geringer. Da kann ich nicht
mithalten.

Bei einem Exportanteil von über 60 Prozent kann ich Deutschland nicht als Insel betrachten, sondern muss global wettbewerbsfähig bleiben, um die Arbeitsplätze in Deutschland zu halten.
Es muss in der „Großen Politik“ mal anders und vor allem pragmatisch gedacht werden!
Steffen Hildebrandt
Geschäftsführender Gesellschafter
Eichsfelder Technik eitech GmbH

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