Heinz-Sielmann-Stiftung: Die Müllberge weggeworfener Tannenbäume am Straßenrand alle Jahre wieder nach Weihnachten sind dann doch irgendwie nicht mehr weihnachtlich. Warum Weihnachtsbäume nach ein paar Wochen als Brennmaterial enden müssen, versteht man in Zeiten von Klimawandel und Waldsterben immer weniger.

Das muss nicht so sein: sich seinen Lieblings-Weihnachtsbaum gemütlich auszusuchen, ist immer noch das Schönste vor dem Fest. Noch schöner ist, wenn dieser wieder erfolgreich ausgepflanzt werden kann. Seit ein paar Jahren gibt es bereits den Weihnachtsurwald, ein nachhaltiges Baumschul-Projekt, das in ganz Norddeutschland und Berlin-Brandenburg aktiv ist. Der Baumschulbetrieb von Inhaber Andreas Frädrich hat sich auf Nordmanntannen spezialisiert, die in Baumschulqualität im Topf gezogen wurden und danach nachweislich in Wald-, Wild- und Gartenprojekte ausgepflanzt werden.

weggeworfene Tannenbäume liegen auf der Straße

Ein trauriges Bild: Nach dem Fest enden die ausgedienten Weihnachtsbäume meistens als Brennmaterial. 

Viele haben jedoch keinen Garten und erst recht keinen Wald, in dem man jedes Jahr einen Weihnachtsbaum auspflanzt. Im Weihnachtsurwald kann man sich stattdessen seinen lebenden Weihnachtsbaum mieten, damit er überlebt und nicht achtlos weggeschmissen wird. Im neuen Jahr wird der Weihnachtsbaum zurückgebracht und, wenn alles in Ordnung ist, bekommt man ein kleines Pfand von 10 Euro wieder zurück.

Damit das Einpflanzen auch klappt, müssen die Bäume aber verschult sein. Das bedeutet: im Topf gewachsen und nicht etwa kurz vor Weihnachten aus dem Boden gestochen. „Jeder Tannenbaum, der ausgegraben wurde, kann nicht wieder eingepflanzt werden. Das schafft die Pflanze einfach nicht“, erklärt Frädrich: „Solche falsch getopften Weihnachtsbäume finden sich auch in Baumärkten oder Discountern und sind unseriös.“

 

Tannenbaum im Topf

Es geht auch anders: Im Weihnachtsurwald kann man einen lebenden Weihnachtsbaum mieten. Nach den Feiertagen wird er ausgepflanzt.

Baumschulware ist aufwändig und teuer, denn beispielsweise eine 2 Meter hohe Nordmanntanne wurde in ihren acht Jahren mehrmals umgetopft und gepflegt. Das passiert in computergesteuerten Anlagen, in denen die Bäumchen mit Minischläuchen ganz gezielt gewässert und punktuell gedüngt werden.

Im Weihnachtsurwald können diese Weihnachtsbäume auch für den schmalen Geldbeutel erworben werden. „Bäume, die nicht der gängigen Norm entsprechen, kann man besonders günstig erwerben kann“, erklärt Andreas Frädrich. Er empfiehlt sogar extra krumm gewachsene Bäume. Um so perfekter ein Tannenbaum gewachsen ist, desto verdächtiger: Das ist oft ein Hinweis auf eine pflanzenmittelintensive Behandlung wie Pestizid- oder Glyphosateinsatz.

Neben Nordmanntannen hat der Weihnachtsurwald auch ein kleines Angebot an klimawandel-resistenten Weihnachtsbäumen extra für den naturnahen Garten. So gibt es dieses Jahr Schwarzkiefern als Jungpflanzen und auch das Brandenburger Baumset „Alles im Eimer“ plus Advents-Holzschmuck zum Verschenken. Ein Teil der Erlöse aus dem Weihnachtsurwald in Kremmen geht an die Heinz Sielmann Stiftung, die damit Baumpflanzungen in Sielmanns Naturlandschaft Kyritz-Ruppiner Heide finanziert. „Dort pflanzen wir selbstverständlich nicht die originalen Weihnachtsbäume ein. Die wären nicht standorttypisch. Wir kaufen angepasste Baumarten, mit denen der monotone Kiefernforst zu einem naturnahen Mischwald umgebaut wird“, erläutert Rebecca Oechslein, Landschaftsökologin bei der Heinz Sielmann Stiftung.

Der Weihnachtsurwald auf dem Spargelhof Kremmen (Brandenburg)  hat täglich (26. November bis 24. Dezember 2021) von 11 bis 18 Uhr geöffnet, ab dem 7. Januar 2022 ist die Rückgabe der Mietbäume möglich.

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