Wenn man fast 30 Jahre den gleichen Job macht in Anerkennung, dann hat man sicher einen guten Job gemacht. Und es ist vorstellbar, dass der Abschied dann nicht leicht fällt. So geht es jetzt Kornelia Parschau. 26 Jahre war sie bei der AWO Schuldnerberatung in Leinefelde, davon 22 als Chefin. Zur Verabschiedung vor Weihnachten waren viele gekommen, um ihr noch einmal Danke zu sagen.

v.li. Roswitha Böck, Ramona Büschleb und Kornelia Parschau. Foto: Ilka Kühn

Es gab sogar ein Ständchen, ein extra für sie angefertigtes Gedicht und ein Fotoalbum, damit sie an die vergangenen Zeiten denkt. Über die könnte Kornelia Parschau sicher ein Buch schreiben. Ihr Arbeitsvertrag bei der AWO begann genau am 1. Mai 1994. Ihr letzter Tag bei der AWO war der 23. Dezember 2022. Ab 1. Januar 2023 übernimmt Ramona Büschleb die Schuldnerberatung, sie ist bereits seit einem Jahr hier tätig. Auch für Roswitha Böck ist die Arbeit in der Schuldnerberatung zu Ende. Sie ist zwar schon ein Weilchen in Rente, hat aber immer noch ein paar Stunden geholfen.

Kornelia Parschau geht jetzt in den “Ruhestand” – aber sie ruht nicht wirklich, sondern hilft im Unternehmen ihre Sohnes. Die Enkelkinder freuen sich aber sicher auch, dass nun Oma mehr Zeit hat. Außerdem geht Kornelia Parschau in ihrem Hobby bei der Ausbildung ihrer beiden Hunde voll auf.

In den vergangenen Jahren hat sie viel erlebt. Wievielen Menschen sie zur Seite gestanden hat mit ihrem Team, lässt sich schwer in Zahlen ausdrücken. Jedenfalls als sie begonnen hat bei der AWO, war die Akte Nr. 56 in Arbeit, jetzt sind es 4292 Akten. Und hinter jeder verbirgt sich ein Schicksal. Menschen, die in Krisen geraten sind. Für Kornelia Parschau ging es darum, diesen Menschen wieder Halt zu geben, sie zu motivieren, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen, die Schulden abzubauen und ein neues Leben zu beginnen. Das war manchmal leichter gesagt als getan. Aber aufgeben war nicht. Und so sind Tausende von Menschen sicher dankbar, auch wenn es vielleicht unbemerkt bleibt.

Eine Schuldnerberatung kann sicher nicht alles lösen, aber schon die kleinste Hilfe bringt Linderung in einer Situation, wo manch einer nicht mehr ein noch aus weiß, vor allem, wenn Kinder im Haushalt leben und die Haushaltskasse leer ist.

Viele Jahre befand sich die AWO Schuldnerberatung im Gebäude des AWO Kindergartens. Im Jahr 2015 bezog sie dann das Büro in der Bergstraße 5 im Leine Center. Dort ist es anonymer für die Hilfesuchenden und aber zugleich auch barrierefrei durch den Aufzug. Von 18 bis ins hohe Alter sind diejenigen, die die Schuldnerberatung aufsuchen, wenn sie in finanzielle Not geraten sind. Etwa 600 Familien werden pro Jahr durch die Schuldnerberatung betreut. Beiderseitiges Vertrauen steht an oberster Stelle.

Kornelia Parschau geht schweren Herzens. Aber sie sagt auch, es kommt für jeden Mal der Tag, wo man Platz machen muss. Sie steht gern mit Rat zur Seite, aber sie ist auch der neuen Leiterin gegenüber loyal, die ihren Platz jetzt einnehmen wird.

Ilka Kühn

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