Worbis. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt hat zum Jahresbeginn 2025 die aktuelle Konjunkturumfrage für den Landkreis Eichsfeld vorgestellt. Christian Böduel, IHK-Chef Nordthüringens, präsentierte die Ergebnisse der Presse  gemeinsam mit Firmenchef Marc Leineweber von der Leineweber GmbH, Handel und Transport für den Bau. Beide gaben einen Überblick über die wirtschaftliche Situation in der Region. 

Christian Böduel (re.) und Marc Leineweber präsentierten die neueste IHK-Konjunkturumfrage. Foto: Ilka Kühn

Stellen Sie sich vor, Sie sind Unternehmer und fragen sich, ob Sie mehr Personal einstellen, in neue Maschinen investieren oder lieber vorsichtig sein sollten. Konjunkturumfragen können vielleicht helfen bei der Entscheidung, zumindest vermitteln sie ein Stimmungsbild. Dreimal im Jahr führt die Industrie-. und Handelskammer (IHK) solche Konjunkturumfragen durch, zu Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst, sagte Christian Böduel, IHK-Leiter für Nordthüringen.

Während der Konjunkturklimaindex im Eichsfeld eine leichte Verbesserung zeigt, bleiben viele Unternehmen vorsichtig, insbesondere mit Blick auf steigende Kosten und wirtschaftspolitische Unsicherheiten.

Konjunkturklima zeigt leichte Verbesserung

Der Konjunkturklimaindex im Landkreis Eichsfeld liegt aktuell bei 106 von 200 möglichen Punkten. Damit liegt er leicht über dem langjährigen Durchschnitt von 103 Punkten. Die positive Entwicklung ist auf eine verbesserte Lageeinschätzung vieler Unternehmen zurückzuführen. Der Landkreis Nordhausen hat gerade mal 60 Punkte. 

Geschäftslage: Positive Tendenzen, aber auch Zurückhaltung

Im Vergleich zur Umfrage im Herbst 2024 bewerten die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage jetzt etwas besser. 50 Prozent der befragten Unternehmer sprechen von gut laufenden Geschäften – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur vorherigen Erhebung, in der dieser Wert noch bei 29 Prozent lag. Gleichzeitig sank der Anteil der Unternehmen, die ihre Lage als „befriedigend“ einstufen, von 50 auf 36 Prozent. Der Anteil derjenigen, die eine schlechte Geschäftslage beklagen, liegt nun bei 14 Prozent, nach zuvor 21 Prozent.

Erwartungen für die kommenden Monate gedämpft

Trotz der leicht positiven Entwicklung ist die Skepsis unter den Unternehmen weiterhin hoch. Während 83 Prozent mit einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung rechnen, gehen 17 Prozent von einer Verschlechterung aus. Optimismus ist hingegen kaum zu spüren – nur 14 Prozent erwarten eine bessere Entwicklung ihrer Geschäfte.

Beschäftigungspläne weiterhin zurückhaltend

Die Unternehmen im Eichsfeld bleiben vorsichtig, wenn es um Neueinstellungen geht. 67 Prozent der befragten Betriebe wollen ihre aktuelle Mitarbeiterzahl beibehalten. Ein Viertel der Unternehmen (25 Prozent) sieht sich jedoch gezwungen, über einen Stellenabbau nachzudenken.

Investitionsbereitschaft steigt leicht an

Ein interessanter Trend zeigt sich bei den Investitionen: 17 Prozent der Unternehmen wollen in den kommenden zwölf Monaten mehr investieren, während es im Herbst 2024 nur 7 Prozent waren. 58 Prozent der Betriebe planen mit einem konstanten Budget, ein Anstieg gegenüber den 36 Prozent in der vorherigen Umfrage. Die meisten Investitionen dienen jedoch der Deckung des Ersatzbedarfs (42 Prozent der Nennungen).

Größte Risiken: Energiepreise und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen

Trotz der leichten Erholung bleiben große Herausforderungen bestehen. 75 Prozent der Unternehmen sorgen sich um steigende Energie- und Rohstoffpreise. Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (71 Prozent) und hohe Arbeitskosten (66 Prozent) stellen wesentliche Risiken für die Betriebe dar. Weitere Herausforderungen sind der Inlandsabsatz, der Fachkräftemangel und die Finanzierung.

Fazit: Leichte Stabilisierung, aber keine Entwarnung

Die IHK-Umfrage zeigt, dass sich die wirtschaftliche Lage im Landkreis Eichsfeld leicht stabilisiert hat. Allerdings bleiben die Unsicherheiten groß, und die Unternehmen blicken eher vorsichtig auf die kommenden Monate. Während einige Bereiche eine positive Entwicklung zeigen, stehen viele Betriebe weiterhin vor erheblichen Herausforderungen.

Marc Leineweber beurteilt die Auftragslage in seinem Unternehmen insgesamt positiv. Doch als erfahrener Unternehmer mit vielseitigem ehrenamtlichem Engagement hat er auch die wirtschaftliche Entwicklung im Eichsfeld und darüber hinaus im Blick.

Als stellvertretender Vorsitzender des IHK-Wirtschaftsbeirats, Mitglied der Vollversammlung sowie im Bildungs- und Verkehrsausschuss aktiv, bringt er seine Expertise in verschiedenen wirtschaftspolitischen Gremien ein. Diese breite Perspektive ermöglicht ihm eine fundierte Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – und er betrachtet sie mit einer kritischen, aber realistischen Haltung.

Von Kommunalpolitikern wünscht sich Marc Leineweber beispielsweise, dass sie sich doch öfter mal mit Unternehmern an einen Tisch setzen sollten, um sich deren Probleme anzuhören und danach zu agieren.

Ilka Kühn