Wer seine Heizung ab 2024 ersetzen will, darf zunächst weiterhin eine reine Erdgasheizung einbauen lassen. Allerdings muss zu einem späteren Zeitpunkt ein Teil der Wärme aus erneuerbaren Energien erzeugt werden, zum Beispiel mit Wasserstoff. Warum sich das für Privathaushalte auf absehbare Zeit nicht rechnet, erklärt die Verbraucherzentrale Thüringen.

Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger für klimaneutrales Heizen: mit vorhandener Heiztechnik und bestehenden Gasnetzen, aber eben ohne Erdgas. Bereits heute bieten Hersteller Heizungen an, die ausgewiesen „H2-ready“ sind. Das bedeutet, dass es möglich ist, die Gasheizung mit einer Beimischung von bis zu 20 Prozent Wasserstoff zu betreiben.

„Um ausschließlich oder auch nur zu 65 Prozent mit Wasserstoff zu heizen, reicht das aber nicht aus. Aktuell werden keine Heizungen angeboten, die zu 100 Prozent mit Wasserstoff heizen können“, sagt Ramona Ballod, Energiereferentin der Verbraucherzentrale Thüringen.

Auch ist Wasserstoff zum Heizen derzeit praktisch nicht verfügbar. Um mit Wasserstoff klimaneutral zu heizen, muss sogenannter grüner oder blauer Wasserstoff eingesetzt werden. Das heißt: Der Wasserstoff muss entweder mithilfe erneuerbarer Energie hergestellt werden oder das bei der Herstellung entstehende Kohlendioxid muss abgefangen und unterirdisch gespeichert werden. Aktuell existieren dafür aber nur wenige Produktionsstätten.

Zugleich wird der Bedarf an Wasserstoff hoch werden, denn neben Gebäuden wollen auch Industrie und Verkehr klimaneutral werden. Hinzu kommt, dass bei der Umstellung eines bestehenden Erdgasnetzes auf Wasserstoff alle an dieses Netz angeschlossenen Gasheizungen auf 100 Prozent Wasserstoff umgestellt werden müssten.

„Insgesamt raten wir Hausbesitzern beim Thema Wasserstoff zur Vorsicht. Der Kauf einer neuen Gasheizung ist nur noch dann sinnvoll, wenn sie auf 100 Prozent Wasserstoff umrüstbar ist und wenn das betreffende Haus in einem sogenannten Wasserstoffnetzausbaugebiet liegt“, so Ramona Ballod. Die bundesdeutsche Wasserstoffinfrastruktur ist allerdings gerade erst in Planung, und Wasserstoffnetzausbaugebiete existieren noch gar nicht.

„Wer beabsichtigt, in Zukunft mit Wasserstoff zu heizen, sollte daher zuvor in seiner Gemeinde fragen, ob in seinem Wohngebiet ein Wasserstoffnetzaus-bau geplant ist“, sagt die Expertin. Außerdem wird eine unabhängige Energieberatung empfohlen, die einen Vergleich mit anderen geeigneten Heizsystemen ermöglicht.

Hinzu kommt: Da bestimmte Industriebereiche auf Wasserstoff angewiesen sind, um klimaneutral zu werden, wird Wasserstoff bevorzugt für Industrie und Gewerbe verfügbar sein. Für die Beheizung von Gebäuden hingegen existieren andere sinnvolle Alternativen wie zum Beispiel Wärmepumpen. 

Weitere Fragen zur Heiztechnik beantworten die Energieberater:innen der Verbraucherzentrale Thüringen. Termine für ein persönliches Beratungsgespräch können unter der Telefonnummer 0800 809 802 400 (kostenfrei) vereinbart werden.

Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Dank einer Kooperation mit dem Thüringer Umweltministerium und der Landesenergieagentur ThEGA sind in Thüringen auch die Vor-Ort-Termine bei den Ratsuchenden zu Hause kostenfrei.

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