Asbach-Sickenberg. Das Grenzmuseum Schifflersgrund hat das größte Exponat aus der umfangreichen und vielfältigen Sammlung auf eine vorübergehende Reise geschickt. Der historische Radlader, der einst als Fluchtfahrzeug genutzt und seit 1999 in der Gedenkstätte ausgestellt wurde, befindet sich seit jüngster Zeit nahe Berlin in der Werkstatt des Diplom-Restaurators Dirk Voigtländer.
Dirk Voigtländer ist bereits für das Deutsche Historische Museum, das Alliiertenmuseum Berlin, das Lutherhaus in Eisenach oder auch für das Militärhistorische Museum in Dresden tätig gewesen. Er sorgt nun für die Restaurierung und Konservierung des wohl bekanntesten Ausstellungsstücks des Grenzmuseums.
Neben einer grundhaften Reinigung steht die Entfernung von Betriebsstoffen sowie die Behebung der Korrosionsschäden bevor, die aufgrund der Präsentation im Außengelände entstanden sind. Ebenso soll der Traktorbagger vom Typ Ursus C355/K-161N die authentische Farbgebung aus dem Jahr 1982 zurückerhalten, die infolge von Überlackierungen verloren gegangen ist.
Anschließend wird der Radlader im entstehenden Gebäudeneubau untergebracht, dauerhaft geschützt vor schädlichen Witterungseinflüssen und als Leitexponat der neuen Dauerausstellung präsentiert, um die Geschichte vom tödlich gescheiterten Fluchtversuch von Heinz-Josef Große zu erzählen.
Der 34-jährige Eichsfelder überwand mit Hilfe des Radladers am 29. März 1982 die DDR-Sperranlagen im Schifflersgrund, kletterte dazu über das Fahrerhaus auf die Baggerschaufel, um anschließend über den Metallgitterzaun mit den Selbstschussanlagen springen zu können. Nach der Landung hinter dem Zaun verstarb er jedoch nach Schüssen von zwei DDR-Grenzsoldaten nur wenige Meter vom eigentlichen Grenzverlauf entfernt. Der Bagger kehrte daraufhin zum Arbeitgeber von Große, der Meliorationsgenossenschaft Eichsfeld in Uder zurück, und befand sich nach 1990 zunächst im Bauhof in Heilbad Heiligenstadt, ehe man den Bagger als ehemaliges Fluchtfahrzeug identifizieren konnte und in das Grenzmuseum brachte.
Museumsleiter Dr. Christian Stöber freut sich über die historisch getreue Instandsetzung. „Der Radlader ist kein beliebiges Baufahrzeug, sondern ein einzigartiges Erinnerungsstück, das ein ebenso bewegendes wie auch tragisches Kapitel der deutschen Teilungsvergangenheit greifbar macht.“ Umso bedeutender seien die Erhaltungsmaßnahmen, so Stöber. „Deswegen sind wir für die finanzielle Unterstützung sehr dankbar.“
Das Projekt wird mit Mitteln des Hessischen Museumsverbandes, der Stiftung der Kreissparkasse Eichsfeld und der Thüringer Staatskanzlei gefördert. „Ansonsten wäre eine fachgerechte Restauration durch ausgewiesene Spezialisten nicht möglich gewesen, der Radlader dem Verfall ausgesetzt und somit ein Teil unserer jüngsten Geschichte verloren gegangen.“