Asbach-Sickenberg. Am 26. Mai 1952 riegelte die DDR, neun Jahre vor dem
Bau der Berliner Mauer, die innerdeutsche Grenze zur Bundesrepublik ab. Ein fünf Kilometer breites Sperrgebiet mit einem tiefengestaffelten Sicherungssystem entstand, in dem zahlreiche Einschränkungen und Restriktionen galten.

Die Grenze zerschnitt, was bis dahin zusammengehörte: Familien, Freunde, Kulturräume, Natur und Wirtschaftsgebiete. Zudem fand die erste große Zwangsumsiedlungsaktion statt, bei der mehr als 8.000 politisch missliebige Personen, oftmals ganze Familien mit Kindern, aus dem Grenzgebiet in das Landesinnere der DDR
deportiert wurden. Der Frühsommer 1952 markierte somit einen tiefen Einschnitt in der Lebenswelt an der innerdeutschen Grenze und den Übergang zum repressiven DDR-Grenzregime, das erst im Spätherbst 1989 überwunden werden konnte und dessen Nachwirkungen bis heute spürbar sind.

Wie änderte sich der Alltag im DDR-Sperrgebiet seit 1952 konkret? Welche
Bedeutung hatten die Maßnahmen für das Leben an und mit der innerdeutschen Grenze? Und wie ging die Bevölkerung damit um? Darüber diskutieren in der Zeitzeugendiskussion am Grenzmuseum Schifflersgrund am Sonntag, 29. Mai um 15.00 Uhr ehemalige Anwohner des DDR-Sperrgebietes.

Ursel Lange wohnt zeitlebens in Asbach, erlebte den Ausbau der Grenzanlagen im Kindesalter und versuchte über den Grenzzaun hinweg in Kontakt mit ihrer unweit
lebenden Westverwandtschaft zu bleiben. Horst Zbierski aus Wahlhausen geriet wegen Fotos von Ortschaften und historischen Gebäuden im Grenzgebiet in das Visier der DDR-Staatssicherheit. Und Gerda Gastrock aus Lindewerra, die die Einrichtung des DDR-Sperrgebietes mit 12 Jahren verfolgte, flüchtete 1961 gemeinsam mit ihrer Familie über die Werra nach Westdeutschland.

Die Veranstaltung trägt den Titel „1952 und danach. Alltag und Leben im DDR-Sperrgebiet nach der Grenzabriegelung“ und wird moderiert von der Journalistin Johanna Wright. Außerdem wird Anne Schmidt vom Grenzmuseum darüber berichten, welche Rolle heutzutage die Erfahrungen von Zeitzeugen spielen und wie deren Erinnerungen für die Nachwelt dokumentiert werden.​

Darüber hinaus werden am Samstag, 28. Mai um 15.00 Uhr sowie am Sonntag, den 29. Mai um 13.00 Uhr öffentliche Führungen angeboten. Anmeldungen gerne telefonisch unter 036087/98409 oder per Mail an info@grenzmuseum.de

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