„Euer Spaß ist unser Job“, steht auf einem Transparent von Künstlern der Unterhaltungsbranche. In Zeiten des Coronavirus bleibt auch die Kultur nicht von den Folgen der Ausbreitung der Krankheit verschont. Weltweit wurden zahlreiche Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen wegen des Coronavirus abgesagt. Auch bei uns im Eichsfelder Kulturhaus ist die Kultur ab Mitte März mit einer Vollbremsung zum Stillstand gebracht worden. 

Dabei konnte das Eichsfelder Kulturhaus 2019 und auch Anfang 2020 auf eine schöne Theaterzeit mit einer Auslastung von fast 85% zurückblicken. Das Programm wurde gut angenommen und das Publikum schätzte das vielfältige Angebot des Hauses. Die Sorge um das Kulturhaus und den Fortbestand der Kultur auf gewohntem Niveau wegen der Auswirkungen der Corona-Krise auf das gesellschaftliche Leben ist Theaterchefin Cathleen Köchy anzumerken.

Aktuell kann niemand sagen, wie es weitergeht und wann ein normaler, regulärer und gewohnter Theaterbetrieb möglich sein wird und auf den Brettern, die die Eichsfelder Theaterwelt bedeuten, sich wieder ein Schauspieler, Musiker oder Tänzer dem Publikum präsentieren kann. Die Mitarbeiter des Kulturhauses haben ein Corona-Hygiene- und Lüftungskonzept erarbeitet, das sofort genehmigt wurde, aber wirtschaftlich nicht umsetzbar ist. So könnte das Haus unter strengen Hygienevorgaben seine Türen öffnen, aber nur für 170 Besucher auf 580 Plätzen.

Das würde für Veranstalter ein finanzielles Fiasko bedeuten. Das Eichsfelder Kulturhaus ist ein reines Gastspiel- Theater ohne eigenes Ensemble und ist daher von einer institutionellen Förderung durch das Land ausgeschlossen. Daher ist weder für das Haus noch für die Geschäftspartner ein Spielbetrieb möglich.

Fast alle angekündigten Veranstaltungen konnten mit der Hoffnung auf ein Ende der Einschränkungen auf den Herbst 2021 verlegt werden. Bei der Mehrzahl der ausfallenden Termine gelang es, das Geld für die bezahlten Karten zurückzugeben, ausgenommen die Veranstaltungen von Hainich-Konzert und „Baumann und Clausen“. Hier machen die Veranstalter von der Verordnung des Gesetzgebers Gebrauch, die bereits erworbenen Karten in Veranstaltergutscheine umzuwandeln.

Aber so, wie das Publikum, sehnen sich auch die Verantwortlichen der Eichsfelder Kulturbetriebe danach, dass das nun so stille Haus wieder atmen und leben kann. Wir brauchen ja gerade die Kunst, das Theater, die Musik, um andere Lebensenergien in uns wieder freizumachen. Durch die gute Zusammenarbeit von Cathleen Köchy, Leiterin des Eichsfelder Kulturhauses, und Jens Greßler, Leiter der Eichsfelder Musikschule, fanden beide einen Weg, die Türen des Kulturhauses für drei besondere Live-Konzerterlebnisse unter Corona- Bedingungen für das Publikum zu öffnen. Es wurde eine gemeinsame Konzertreihe aus 3 Konzerten unter der Überschrift: „Live im Kulturhaus! -endlich!“ konzipiert.

Das erste Kammerorchesterkonzert mit dem Motto: „Musik für die Seele“ startet am 09.10.2020 um 18 Uhr im Eichsfelder Kulturhaus. Es spielt das Kammerstreichorchester der Eichsfelder Musikschule unter der Leitung von Katrin Schwesig. Werke, wie Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ oder das „Adagio“ von Albinoni sind nur einige der Bonbons des Abends. Nach der langen Zeit, in der Corona das Kulturleben bis auf wenige kleine Events eingeschränkt hat, sollen die Gäste Musik genießen und für eine kurze Zeit endlich alles um sich herum vergessen. Auch moderne Titel wie: „Lord of the dance“ oder die „Pizzicato Polka“ kommen nicht zu kurz.

Das zweite Konzert findet am 08.11.2020 um 16 Uhr statt und wartet mit modernen Interpretationen auf, bei denen Musik und Lyrik zusammengeführt werden. Interpreten sind die Schüler der Gitarrenklasse von Uwe Schulze und die Sängerinnen und Sänger der Gesangsklasse.  In Verbindung mit aktueller Musik auf musikalisch hohem Niveau werden auch eigene Texte und Begleitungen präsentiert. Frei nach Goethes Faust sollen die Zuhörer spüren: „Zum Augenblicke dürft’ ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!“ Besonders das jüngere Publikum wird darauf „voll abfahren“.

Pünktlich zur Vorweihnachtszeit will das 3. Konzert am 13.12.2020 um 16 Uhr mit einem weihnachtlichen Programm die Weihnachtszeit festlich begleiten. Sowohl Solisten, das Ensemble und das Orchester kommen zum Einsatz. Gegenwärtig laufen die Planungen für zusätzliche Überraschungen auf Hochtouren. Auch Online-Übertragungen soll es geben, damit so viele Menschen wie möglich, die musikalischen Höhepunkte erleben können.

Mit diesen Konzerten wollen die Akteure den Gästen etwas schenken an Erlebnis und Kultur. Der Eintritt zu allen drei Veranstaltungen ist frei. Es wird darum gebeten, Tickets in Form von Platzkarten an der Kasse des Kulturhauses oder online zu ordern. 170 Karten stehen für jeden Termin zur Verfügung.

Bei der Sitzordnung ist zu beachten, dass Familien, Angehörige eines Haushaltes sowie eines weiteren Haushaltes entsprechend der Corona-Richtlinien nebeneinandersitzen dürfen. Bis zum Einnehmen des Sitzplatzes ist ein Mund-Nasenschutz erforderlich, der auf dem Platz abgenommen werden darf. Es erübrigt sich zu betonen, dass alle Akteure und Veranstalter sich riesig auf diese Gelegenheit, der Krise und dem Virus zu trotzen, freuen und den Tag, wenn die Scheinwerfer im Theater wieder angehen mit großer Sehnsucht erwarten.

Herbert Grönemeyer hat seine Gedanken zu unserer gegenwärtigen Situation wie folgt zusammengefasst: „Ein Land ohne Live-Kultur ist wie ein Gehirn ohne geistige Nahrung, ohne Euphorie, Aufbruch, Lust, Diskurs, Lachen und Tanz. Es verdorrt, gibt Raum für Verblödung, für krude und verrohende Theorien, verhärtet und fällt seelenlos auseinander“. 

Text und Foto: Gisela Reinhardt

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