Foto: EKW

Am Freitag starten die Paralympics in Peking, eine Woche zuvor ist das deutsche Team in die chinesische Hauptstadt geflogen. Mit dabei ist auch Dr. Hartmut Stinus, Facharzt im Orthopaedicum Northeim, einer Tochtergesellschaft des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende. Dr. Stinus fungiert in Peking als „Chief medical officer“, also Chefarzt des gesamten deutschen Teams, sowie als Chefarzt der Para Ski alpin-Mannschaft.

Insgesamt 18 Athletinnen und Athleten werden den Deutschen Behindertensportverband (DBS) in Peking vertreten, die gesamte Delegation umfasst rund 60 Personen.

Zu den Aufgaben von Dr. Stinus gehört zum einen die medizinische Überwachung der Sportler, auch im Hinblick auf Doping, zum anderen ist er Ansprechpartner für sämtliche medizinischen Probleme und kommt natürlich bei Verletzungen zum Einsatz. „Dies ist in China besonders schwierig, weil wir als Gäste die sogenannte Bubble nicht verlassen dürfen. Somit kann ich bei einer Verletzung eines Sportlers nicht in das Krankenhaus“, sagt Stinus. Er habe aber gute Kontakte zu chinesischen Ärzten, weil er seit Jahren eine Gastprofessur in China innehat, so der Bovender Arzt. „Diese sind gerne bereit, uns zu helfen“, lobt Stinus die Kooperationsbereitschaft.

Die Arbeit für das paralympische Team bei den Spielen ist mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden. Denn: Die Betreuung findet nicht nur während der Winterspiele statt, die alle vier Jahre ausgetragen werden, sondern durchweg. „Eigentlich bin ich 24/7 für die Athleten da“, sagt Dr. Stinus. Verletzungsprophylaxe, Beratung der Trainer, Reduktion und Behandlung von Überlastungsschäden – das sind nur einige Beispiele seiner Arbeit. Dabei kooperiert er sehr eng mit den Physiotherapeuten und Trainern des deutschen Teams. Bei großen Veranstaltungen wie Weltmeisterschaften oder eben den Winter-Paralympics ist er vor Ort mit dabei.

Und dies bereits seit 1994: Die Betreuung der Behinderten-Ski-Nationalmannschaft hat er als Arzt bereits bei den Paralympics in Lillehammer, Nagano, Salt Lake City, Turin, Vancouver, Sotchi und Pyeongchang sowie bei vielen internationalen Wettkämpfen begleitet. Seit vier Jahren ist er zudem Chefarzt des gesamten deutschen Teams.

Ein bisschen aufgeregt war der Arzt der Weender Krankenhauses vor der Abreise schon. „Es ist eine komische Situation in Zeiten des Krieges in der Ukraine. Und wir dürfen nicht vergessen, dass die Corona-Pandemie noch nicht vorbei ist“, sagt Stinus. Per Liveschalte wurde das Team am Frankfurter Flughafen von Bundespräsident Steinmeier verabschiedet.

Von China werden Dr. Hartmut Stinus und das gesamte deutsche Team nicht viel sehen. „Wir landen in Peking und werden mit dem Bus ins 75 Kilometer nordwestlich gelegene Yanqing in unser Dorf gefahren“, sagt der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Von dort aus gehe es dann bei den Wettbewerben mit dem Lift auf die Berge, wo die Ski-Alpin-Wettbewerbe stattfinden. Als Chief medical officer darf Dr. Stinus zumindest mit dem Fahrdienst der Paralympics auch nach Zhangjiakou fahren. Hier werden die nordischen Ski- und Snowboardwettbewerbe ausgetragen.

Große Partys wie noch vor vier Jahren in der südkoreanischen Stadt Pyeongchang werde es wohl keine geben, erzählt der musikbegeisterte Arzt. „Ich habe aber wieder meine Gitarre dabei, so dass wir vielleicht gegen Ende der Spiele im olympischen Dorf ein wenig feiern können“, hofft Dr. Stinus. China als Austragungsort der olympischen und paralympischen Spiele sieht er kritisch. Er sei enttäuscht, dass sich die Münchener 2013 bei Bürgerentscheiden gegen die Spiele in Deutschland entschieden hätten.

Für die am Freitag startenden Paralympics erwartet der Arzt des Ev. Krankenhauses Göttingen-Weende eine Menge Medaillen für die deutschen Athleten. Vor allem Anna-Lena Forster sei ein „Superstar“ im Deutschen Behindertensportverband, übrigens der zweitgrößte Sportverband Deutschlands nach dem Deutschen Fußballverband.

Privat ist Dr. Hartmut Stinus früher selbst Skirennen gefahren. Heute ist er Fan der Wurmberg-Abfahrten bei Braunlage im Harz. Dort kann er dann nach den Paralympics ab 15. März wieder selbst dem Wintersport nachgehen – neben seiner ärztlichen Tätigkeit im Orthopaedicum in Northeim.

Print Friendly, PDF & Email