Haynrode. Das fast sechshundert Jahre alte „Steinerne Haus“ in Haynrode wird vom Kulturausschuss des Deutschen Bundestages als national bedeutsames Denkmal bewertet. Am Mittwoch stimmte der Ausschuss für eine Förderung von 50.000 Euro als Unterstützung für die Sanierung der Westfassade. Dies teilt Bundestagsabgeordneter Manfred Grund mit.
Den Antrag auf Fördermittel hatte Bürgermeister Andreas Heiroth zusammen mit einem Architektur- und Planungsbüro aus Mühlhausen seit 2019 mehrfach gestellt. Wegen der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Mittel hatte Abgeordneter Manfred Grund im März 2021 persönlich bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Prof. Monika Grütters, auf den Antrag und das geplante Nutzungskonzept aufmerksam gemacht.

Denn bei dem kulturhistorisch wertvollen Gebäude liegt ein denkmalpflegerischer Notfall vor. Zeitnah muss die Westfassade instandgesetzt werden.

Das „Steinerne Haus“, als dessen Erbauer die Brüder Heinrich und Rudolf von Bültzingslöwen gelten, wurde während der Reformationszeit und dem Bauernkrieg erschaffen. Es steht für die Epoche des Endes des Burgenbaus und der Errichtung ritterlicher Landsitze. Der Stammsitz deren von Bültzingslöwen seit 1380, die Harburg bei Haynrode, wurde im Bauernaufstand von 1525 gebranntschatzt. Die Familie baute die Burg nicht wieder auf und verwendete für das Rittergut teilweise Steine der Harburg.

Das Herrenhaus überdauerte Gegenreformation und den Dreißigjährigen Krieg, diente zeitweise als Verwaltungssitz des Landrates Bültzingslöwen bis zu einem Brand 1847. Nach einem weiteren Brand 1891 wurde das Gebäude nicht mehr als Wohnhaus genutzt und verfiel seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, weil dem Bauwerk in der DDR aus politischen Gründen staatlicherseits keine denkmalpflegerische Beachtung mehr geschenkt wurde.

Inzwischen gilt das „Steinerne Haus“ als Baudenkmal förderwürdig. Von der Landesdenkmalschutzbehörde wurde es offiziell zum Einzeldenkmal erklärt. Eine denkmalpflegerische Zielstellung ist definiert worden.

Zum zukünftigen Konzept gehört, dass es nicht als bloß historisierende Ruine als Teil des Dorfmuseums Haynrode fungiert, sondern als rekonstruiertes Zentrum des öffentlichen und kulturellen Lebens und Teil eines zu entwickelnden historischen Dorfensembles dient. Die Gemeinde Haynrode möchte das Gebäude den Bürgern zugänglich machen, berichtet Bürgermeister Andreas Heiroth. Der kleine Saal soll künftig als Kommunalparlament für die Gemeinderatsitzungen dienen. So wäre das Denkmal mit den Erfordernissen des heutigen Gemeindelebens zeitgemäß zu verbinden.

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