Zeitreise in die DDR-Vergangenheit berührte über 350 Zuschauer
In der vergangenen Woche verwandelte sich an zwei Abenden (24. und 25. Juni) der Innenhof der Mozartstraße in Leinefelde in ein lebendiges Freilufttheater. Über 350 Nachbarn, Interessierte, ehemalige Bewohner und Gäste – versammelten sich vor den Balkonen der Wohnblöcke, um ein ganz besonderes Stück zu erleben: Balkontheater, live und authentisch mitten im Quartier.
Die Inszenierung wurde mit viel Herzblut von Schauspielerinnen, Mitarbeiterund Mieter der Leinefelder Wohnungsbaugenossenschaft (LWG) getragen, der dieser Wohnblock gehört. Was geboten wurde, war mehr als Theater – es war eine atmosphärische Zeitreise zurück in die DDR-Zeit. Für viele ein emotionaler Rückblick, für Jüngere ein faszinierender Einblick in eine Lebensrealität, die sie so nicht kannten. Die Zuschauer erfuhren aber auch eines aus Leinefelde von einst und wurden mal auf eine etwas andere Art und Weise über Stadtgeschichte und -entwicklung aufgeklärt. Zui verdanken dem Schauspielerteam um Andrea Wilke, Anke Hannemann und Detlef Frank aus dem Brandenburgischen und die Laiendarsteller vom LWG-Team und Mietern.






Mit humorvollen, nachdenklichen und musikalischen Momenten wurde das frühere Leben in der Platte lebendig – authentisch, berührend und direkt auf Augenhöhe. Es wurde gelacht, gestaunt und geschwelgt. Erinnerungen wurden wach, Gespräche begannen – auf den Balkonen, im Hof, am Rande der Aufführung. Es gab zu Essen und zu trinken und es wurde sogar ein eigener LWG-Cocktail gemixt.


Dieses Balkontheater hat gezeigt: Kunst kann verbinden, Erinnerungen wecken und Nachbarschaft stärken – direkt vor der eigenen Haustür. Jörg Schiering, Geschäftsführer der LWG dankte im Anschluss ganz herzlich den Mitwirkenden. Wir sind ja nur ein kleines Team von zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber alles hätten sich eingebracht und er sein erstaunt, welche Talente in einigen schlummern, sagte er den eichsfeldnachrichten.
In den sozialen Medien gabe es große Aufmerksamkeit für dieses Balkontheater. Manch einer hatte sich über die Kulisse gewundert. Es sollte authentisch sein. Aber es sei an dieser Stelle angemerkt: So schlimm wie manche Platte heute aussieht, so war es zu DDR-Zeit nicht. Es hat sich mit der EXPO 2000 diesbezüglich viel getan und auch in der jüngsten Vergangenheit wurden Plattenbauten beispielhaft von den Wohnungsunternehmen oder auch von privat saniert. Aber einiges muss auch noch in Angriff genommen werden. Schön wäre es natürlich auch, wenn die Menschen, die in den Plattenbauten wohnen, auch ein bisschen mithelfen. Viele von ihnen gehen da mit gutem Beispiel schon voran, aber es gibt aber auch viele, denen ihre Umwelt egal ist.
Jedenfalls darf man die Leinefelder Wohnungsbaugenossenschaft (LWG) beglückwünschen, dass sie Kultur in die Südstadt holt. Übrigens: Am 1. und 2. Juli 2025 wird zum kostenlosen Open-Air-Kino eingeladen!
Ilka Kühn