Das Jubiläum des Bildstocks kann man nur verstehen mit dem Blick in die vergangenen Jahrzehnte. Diejenigen, die den 2. Weltkrieg erlebt/ überlebt haben, suchten auch nach neuem persönlichen Halt, nicht in einer irdischen verehrten Person, sondern wie im BRD-Grundgesetz bezogen auf den Gottesbezug, schreibt Winfried Körner:

In dem Nachlaß von Frau Berta Hupe ( 1918-2008) sowie Hans Körner ( 1924-2013) finden sich Angaben über der Entstehung dieser Gebetsstätte. In den Jahren 1927-1931 hatte Adolf Bolte ( später 1941 Propst in Heiligenstadt, ab 1945 Weihbischof und ab 1959 Bischof in Fulda) seine erste Vikarstelle in Dingelstädt bekommen. Während seiner Studienzeit erlebte er als Student Pater Kentenich und wurde von seinen Gedanken angesteckt. Die Erkenntnisse konnte er bei seinem ersten Priestereinsatz in die Praxis umsetzen.

Am 13.04.1930 wurde mit Hilfe von Lehrerin Maria Schäfer die erste Frauen- Schönstatt- Gruppe gebildet werden. Regelmäßige 14-tägige Treffen, Exerzitien in Heiligenstadt 2 mal jährlich sowie ab 1934 Einkehrtage in Friedrichroda bei den Schönstätter Marienschwestern erreichte die Gruppe einen guten Zusammenhalt. Auch Begegnungen mit interessierten Mädchen aus den umliegenden Ortschaften fanden statt.

Dechant Helbig ( 1886-1958) bestätigte als Pfarrer von Dingelstädt ( ab 1943) diese aktive Schönstatt- Mädchengruppe in den Jahren 1944-1946, zu dem auch durch die Arbeit mit hier eingesetzten Marien- Schwestern( ab 01.11.1947) beigetragen hat.

Unter der Anleitung von Schw.Reginhild war die Idee geboren, im Rieth einen Bildstock zu errichten. Von Fam. Engelhardt mit der eifrigen Tochter Regina wurde das Grundstück für günstig gefunden: ein kleiner Taleinschnitt, umgeben vom hohen Bäumen einer Wiese. Ein schlichtes, aus Birkenstämmen hergestelltes Bildstöckchen erstellte Tischler Reinhold Holbein mit Freunden zum Mittwoch 18.10.48.

( Der 18. Oktober 1914 gilt als Gründungstag für die Schönstatt- Bewegung und deswegen war sicherlich der 18. Oktober jeweils gewählt worden.)

Es wird berichtet, dass abends um 23 Uhr die Einweihung erfolgte: „Auf Grund der politischen Situation zogen die Jugendlichen stillschweigend ins Rieth und der (64-jährige) Dechant nahm die Einweihung vor. „ Lieder durften nicht laut gesungen werden, sondern nur gesprochen“ .

Resi Henkel schrieb dazu ein Weihegebet: „Die Heimat soll wieder blühendes Marienland werden “ . Es ist leider nicht überliefert.

Ein stabiles Holzgehäuse mit Dach (von Georg Hörhold geschaffen) und Steinsockel mit der Jahreszahl 1950 zur Aufnahme des Schönstätter Marienbildes wurde später notwendig. Im Mittelpunkt des vorigen und neuen Bildstocks steht das Bildnis der Gottesmutter.

Maria schaut jeden Betrachter ganz persönlich an. Auch die Eichsfelder Gläubigen im weltweiten Verbund haben durch dieses Bild erfahren: In den Augen Gottes und der Gottesmutter bin ich kostbar und wertvoll.

Die gärtnerische Gesamtanlage mit den Blumen und Gewächsen errichtete und pflegte Gärtnermeister Hans Schuchardt bis zu seinem Tod (1978) unter Mithilfe einiger Männer der Schönstadtfamilie.

Die Mitglieder der Dingelstädter Schönstadtfamilie versammelten sich als ersten Höhepunkt am 01. Mai 1951 zur Maiandacht am Bildstock.

1983 konnte Efeu von den Anlagen der Schönstädter Anlagen beschafft und eingepflanzt werden als Zeichen der Verbundenheit mit dem Schönstätter-Marienheiligtum in Vallendar als Ausgangsort dieser geistlichen Bewegung. Nach dem Tod von Herrn Schuchardt übernahm Herr Adolf Engelhardt die Pflege, danach in Verantwortung Fam. Körner/Gremler und der Mithilfe weiteren Gläubigen. Die gepflegte Anlage, die immer brennenden Kerzen vor dem Bildnis zeugen von einer regen Beteiligung der Dingelstädter.

Zwei Gartenbänke als Beitrag hiesigen Gläubigen laden zum Ausruhen, zum „Gebet im Anblick der Gottesmutter, zum Dank und Bitte ein, um Ruhe und Kraft zu schöpfen für die Sorgen des Alltags“ .

An dieser Gebetsstätte finden gemeindeoffene Gebetsstunden zur Maiandacht sowie zum Gebet des Rosenkranzes im Oktober statt. Möge auch zukünftig dieser Ort ein Gebet zur Vermittlung aller Menschen zur Gottesmutter sein: „ Durch Maria zu Jesus“.

Zum 70- Jährigen Jubiläum am Sonntag, 11.10.20 wurde der Rosenkranz unter Leitung von Gemeindereferentin Frau Sieling im Rosenkranzmonat Oktober mit etwa 40 Gläubigen bei strahlenden Sonnenschein gebetet. Auch Bewohner des St. Klara- Heims beteiligten sich an der Gebetsstunde. Davon haben sich Frau Monika Fischer sowie Herr Wolfgang Vallai zur Übernahme der Lesungen bereit erklärt.

Zwei Zeitzeugen konnten von der Situation und Ereignissen vor 70 Jahren kurz berichten. Frau Sieling sprach die anwesenden Kinder von Fam. Kraushar an: „Schön, dass ihr jetzt dabei gewesen seid, so könnt ihr in 70 Jahren von diesem erlebten Jubiläum als Zeitzeugen berichten“.

Text und Foto: W. Körner

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