Das jährliche Feuerwerk zu Silvester vernichtet innerhalb weniger Stunden Millionen Euro, die sich auflösen in etwa 4.000 t Feinstaub und ca. 200 t Müll, der sich aus Feuerwerkskörpern, Flaschen und Verbrennungsrückständen zusammensetzt. Rund 8.000 Menschen erleiden vorübergehende oder bleibende Hörschäden.

Die hierdurch verursachte Feinstaubbelastung entspricht etwa 2 % der gesamten Feinstaubbelastung eines Jahres und 25 % der Feinstaubbelastung, die im ganzen Jahr aus Holzfeuerung in die Umwelt gelangt (Zahlen des Umweltbundesamtes).

Grund genug, sich mit dem mit der alljährlichen Luftverschmutzungsorgie kritisch auseinanderzusetzen. Eine Vielzahl von Studien belegt, dass vor allem Patienten mit Asthma und anderen chronischen Atemwegserkrankungen auch unter kurzzeitigen massiven Luftbelastungen relevante Schäden erleiden können, wie auch Lungengesunde Schaden nehmen können. Man muss sich klarmachen, dass in unseren Städten kurzfristig Werte von bis zu 1.000 Mikrogramm/cbm Luft für Feinstaub PM 10 erreicht werden.

Konzentrationen, die auch in den Folgetagen sich nur langsam ausdünnen und damit das zwanzigfache des zulässigen Grenzwertes für Feinstaub (50 µg) erreichen. Die geltenden Umweltgesetze sehen vor, dass dieser Grenzwert nur an 35 Tagen im Jahr überschritten werden darf, dafür opfern wir also ein bis zwei Tage nur für das Silvesterfeuerwerk. Eigentlich sollten Überschreitungen nur noch an sieben Tagen im Jahr möglich sein, die Übergangsfristen laufen gerade ab.

In diesem Jahr kommen nun Studienergebnisse hinzu, die zeigen, dass das Mortalitätsrisiko von COVID 19 durch regionale und globale Luftverschmutzung zusätzlich negativ beeinflusst wird. In einer Ende Oktober dieses Jahres erschienenen Arbeit ( https://doi.org/10.1093/cvr/cvaa288 ) werden die Beiträge einer regionalen Luftverschmutzung zum Todesrisiko von COVID 19 ausführlich dargestellt und intensiv diskutiert. Die Aussage dieser Arbeit lässt sich dahingehend zusammenfassen, dass der Anteil der COVID 19-Übersterblichkeit, der auf die Exposition gegenüber Feinstaubbelastung in der Umgebung zurückzuführen ist (PM 2,5) weltweit 15 % beträgt, in Europa sogar 19 % und in den besonders stark belasteten ostasiatischen Staaten sage und schreibe 27 %.

Die langfristige Exposition gegenüber Luftverschmutzung erreicht damit das Risiko des inhalativen Tabakrauchens. In China, Italien und Amerika wurden eine Vielzahl von Studien aufgelegt, die zeigen, dass die Sterblichkeit an COVID-19 eng korreliert mit der Luftbelastung in der jeweiligen Region. Andererseits zeigt sich, dass sich in Regionen mit geringer Luftverschmutzung, wie beispielsweise Teilen von Australien keine Übersterblichkeit durch COVID 19 verifizieren lässt.

Akute entzündliche Veränderungen, die durch die Aufnahme von Luftschadstoffen ausgelöst und unterhalten werden, erleichtern offensichtlich die Vermehrung der Viren und verschlimmern den Verlauf der Erkrankung. Zwar sind naturgemäß die Folgen einer lang anhaltenden Luftverschmutzung gravierender als die einer kurzfristigen Exposition, sehr hohe Verschmutzungsgrade, wie sie eben an Silvester anzutreffen sind, sind gleichwohl geeignet, den Verlauf von Atemwegserkrankungen nachhaltig zu beeinflussen.

Insgesamt lässt sich klar sagen, dass es nie so sinnvoll war wie in diesem Jahr, die unnötige und in vielerlei Hinsicht schädliche Belastung von Menschen, Tieren und Umwelt durch die Silvester-Böllerei zu unterlassen, zumal ja auch die damit verbundenen Feiern als eher problematisch hinsichtlich der Infektionsmöglichkeiten gelten müssen.

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Der Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner (BdP) ist ein Zusammenschluss von Fachärzten mit Schwerpunkt Pneumologie in Klinik und Praxis. Dem BdP gehört auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Pädiatrische Pneumologie e.V. an.

Zu den Zielen des BdP gehört die Gestaltung von politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zur Sicherung der hohen Behandlungsqualität in der Pneumologie. Außerdem fördert der BdP die Qualifizierung seiner Mitglieder durch Fortbildungsveranstaltungen. Der BdP betreibt eine umfangreiche Öffentlich-

keitsarbeit zur Aufklärung über die Krankheitsbilder der Atemwege. Weitere Informationen zum BdP unter www.pneumologenverband.de.

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