Zweimal im Jahr dasselbe Spiel: Die Uhren werden vorgestellt oder zurückgedreht, und Millionen Menschen müssen sich erneut an eine andere Zeit gewöhnen. Was ursprünglich als Energiesparmaßnahme gedacht war, hat längst seinen Sinn verloren – und trotzdem hält die Europäische Union weiter daran fest.

Dabei hatte alles so hoffnungsvoll geklungen. Schon 2018 kündigte die EU-Kommission an, die halbjährliche Zeitumstellung abschaffen zu wollen. Eine europaweite Bürgerbefragung ergab damals ein deutliches Votum: Über 80 Prozent der Teilnehmenden waren gegen die Umstellung. Doch seitdem ist kaum etwas passiert. Die Mitgliedsstaaten konnten sich nicht auf eine gemeinsame Linie einigen – Sommerzeit oder Normalzeit? – und so bleibt alles beim Alten.
Dabei sprechen die Argumente längst gegen die Zeitumstellung. Mediziner warnen vor den gesundheitlichen Folgen: Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Gereiztheit – besonders in den ersten Tagen nach der Umstellung. Studien belegen zudem ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Verkehrsunfälle. Auch energetisch bringt die Maßnahme heute kaum noch Vorteile. Moderne Beleuchtung und Heizsysteme haben den einstigen Spareffekt längst aufgehoben.
Die Menschen wollen Kontinuität, keine künstliche Zeitverschiebung. Doch die Politik tut sich schwer, weil kein Land den ersten Schritt machen will. Man befürchtet ein europäisches Flickwerk – mit unterschiedlichen Zeitzonen nebeneinander.
Aber irgendwann muss man sich fragen: Wollen wir uns weiterhin zweimal im Jahr selbst austricksen, nur weil es niemand wagt, eine Entscheidung zu treffen? Die Zeitumstellung ist überholt, unpraktisch und gesundheitlich fragwürdig. Höchste Zeit also, sie endlich abzuschaffen.
Ilka Kühn


