Zwischen Deuna und Niederorschel soll mit dem Vorranggebiet W36 ein neues Areal für Windenergieanlagen entstehen. Was auf der Landkarte wie eine freie Fläche wirkt, ist in Wirklichkeit ein vielschichtiger Landschaftsraum – geprägt durch Industrie, Verkehr und zugleich durch Natur, Naherholung und Artenvielfalt.

Die Arbeitsgruppe wird in den drei Infoveranstaltungen mit dem Modell zeigen, welche Auswirkungen 250 Meter hohe Windräder haben. Es wurde extra maßstasgerecht ein Modell angefertigt, weil sich die Ausmaße kaum jemand vorstellen kann. Es sei denn, man fährt nach Steinbach/Reinholterode, dort sind solche Windräder zu sehen und zu spüren. Foto: Ilka Kühn

Im Bereich des Ahlenbachstausees bei Deuna ist ein Vorranggebiet mit neun Windkraftanlagen von jeweils 250 Metern Höhe vorgesehen. Betreiberfirmen haben bereits begonnen, Grundstückseigentümer anzuschreiben, um Flächen zu sichern.

Dagegen regt sich Widerstand: Die Arbeitsgruppe W36, die sich inzwischen aus 13 engagierten Bürgerinnen und Bürgern zusammensetzt, trifft sich regelmäßig mittwochs um 18 Uhr. Neben Einwohnern aus Deuna, Niederorschel und Rüdigershagen haben sich inzwischen auch Bürger aus Gerterode angeschlossen. Ihr gemeinsames Ziel: Die Regionale Planungsgemeinschaft Nordthüringen soll den Bereich rund um den Ahlenbachstausee nicht als Vorranggebiet für Windkraft ausweisen.

Seit über 50 Jahren prägt das Zementwerk Deuna die Region – mit allen damit verbundenen Emissionen. Trotz Investitionen in den Umwelt- und Lärmschutz bestehen nach wie vor Belastungen durch Industrie- und Straßenverkehr. Der geplante Windpark würde genau zwischen diesen bestehenden Lärmquellen liegen und könnte die Geräuschkulisse für Anwohner weiter erhöhen.

Laut § 2 Abs. 2 des Raumordnungsgesetzes sollen vorbelastete Räume entlastet und nicht zusätzlich belastet werden. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen zudem, dass eine Kombination aus Industrie-, Verkehrs- und Windkraftlärm das Risiko für Bluthochdruck, Schlafstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann.

Das Gebiet grenzt unmittelbar an den Ahlenbachstausee, der sich zu einem wertvollen Natur- und Naherholungsraum entwickelt hat. Zahlreiche geschützte Arten – darunter Rot- und Schwarzmilan, Baumfalke, Uhu, verschiedene Singvögel sowie Fledermäuse – finden hier Lebensraum.

Im Zementwerk brütet regelmäßig ein Wanderfalke, am Ortsrand von Rüdigershagen lebt eine Graureiherkolonie, und Zugvögel wie Fischadler und Gänse nutzen das Gebiet als Rastplatz. Auch das Jagdgebiet des Großen Mausohrs, einer streng geschützten Fledermausart, reicht bis in das geplante Vorranggebiet hinein.

Ein Windpark dieser Größe würde unweigerlich zu Kollisionen und Störungen führen – gerade in einem Gebiet, das bereits als Vogelschutzgebiet ausgewiesen ist.

Die Region rund um Deuna ist auch Erholungsraum. Orte wie das Dünkreuz oberhalb von Deuna bieten weite Blicke über den Eichsfelder Kessel bis zum Harz. Viele Menschen kommen hierher, um Ruhe, Weite und Natur zu genießen.

Es ist niemand grundsätzlich gegen erneuerbare Energien. Aber nicht mit 250 Meter hohen Windrädern in Gebieten, wo es um Natur, Erholung und die Gesundheit der Menschen geht. Wer will noch wandern unter brummenden Rotorblättern – oder direkt daneben leben?

Auch die gesetzlich geregelten Abstandsflächen sorgen für Diskussion:.

Bürgerbeteiligung und Petition

Die Petition gegen das Vorranggebiet W36 hat bereits 823 Unterschriften gesammelt. Noch bis zum 3. November 2025 können Bürgerinnen und Bürger Einwendungen zur Regionalplanung einreichen.

Die Arbeitsgruppe möchte in den kommenden Wochen möglichst viele Menschen informieren und ruft zur Beteiligung auf.

Dazu finden Infoveranstaltungen statt:

  • Montag, 20. Oktober 2025, 19 Uhr – Zum Weißen Ross, Deuna
  • Dienstag, 21. Oktober 2025, 19 Uhr – Lindenhalle, Niederorschel
  • Mittwoch, 22. Oktober 2025, 19 Uhr – Alte Dorfschenke, Rüdigershagen

Dort werden Themen wie Lärm, Arten- und Landschaftsschutz, Rückbaupflichten und Bürgerrechte im Planverfahren vorgestellt und diskutiert.

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe fordern, dass die Energiewende mit Augenmaß umgesetzt wird – an Standorten, die natur- und menschenverträglich sind. Der Eichsfelder Kessel brauche Entlastung statt weiterer Belastung, so die einhellige Meinung.