Eichsfeld/Bückeburg. Eine spannende Tagesreise führte Mitglieder der Urania Bildungsgesellschaft Eichsfeld, des Heiligenstädter Geschichts- und Museumsvereins sowie interessierte Eichsfelder ins Niedersächsische Landesarchiv nach Bückeburg. Ziel war die Sonderausstellung „Frauenbild & Frauenbildung – Die landwirtschaftlichen Frauenschulen des Reifensteiner Verbandes“, die noch bis zum 27. November 2025 zu sehen ist.

Dr. Karl-Josef Löffelholz, Vorsitzender der Urania Eichsfeld, betonte bei seiner Begrüßung im Bus, wie lohnenswert solche Fahrten seien, um den eigenen Wissenshorizont zu erweitern. Er erinnerte daran, dass der Name „Reifensteiner Verband“ direkt aus der Region stamme. Bereits während der Busfahrt stimmte Günter Liebergesell, Vorsitzender des Heiligenstädter Geschichts- und Museumsvereins, die Teilnehmer auf das Thema der Sonderausstellung ein. Er hatte zuvor mit Malwine Kolary vom Landesarchiv vereinbart, dass die Gruppe eine exklusive Führung erhält – eine Idee, die sofort auf Zustimmung stieß. Dank der Organisation von Dr. Löffelholz und der Unterstützung von Thonreisen konnte die Fahrt umgesetzt werden.
Die Ausstellung widmet sich den ehemals deutschlandweit verbreiteten landwirtschaftlichen Frauenschulen des Reifensteiner Verbandes, einem der größten privaten Schulträger mit über hundertjähriger Geschichte. Historische Fotos, Dokumente und Exponate veranschaulichen das Leben und die Ausbildung der sogenannten „Maiden in blauen Kitteln“. Vorgestellt werden zudem prägende Persönlichkeiten wie Ida von Kortzfleisch, die Gründerin der Reifensteiner Schulen, sowie von Dincklage, Lüders und Boehm, die sich um die Mädchenbildung verdient gemacht haben.
Führung durch die Ausstellung. Fotos Ilka Kühn






Günter Liebergesell wies auf die enge Verbindung zum Eichsfeld hin: Die erste Reifensteiner Schule befand sich ab 1900 im Altbau des heutigen Krankenhauses in Reifenstein, später kam das Gut Beinrode hinzu. Ida von Kortzfleisch, 1850 in Ostpreußen geboren, entstammte einem briefadeligen Geschlecht. Eigentlich wollte sie Kunst studieren, was ihr aufgrund fehlender Ausbildungsmöglichkeiten verwehrt blieb. Aus dieser Erfahrung erwuchs ihr Engagement für bessere Bildungschancen von Frauen, die auf dem Lande lebten.
Der Anlass für die Einladung des Geschichtsvereins Heiligenstadt zur Ausstellungseröffnung im März war ein Vortrag der Journalistin Christine Brose bei der Urania. Das Landesarchiv stieß bei seinen Recherchen auf diesen Beitrag, nahm Kontakt auf – und so entstand die Idee zu dieser gemeinsamen Fahrt.
Während der Führung zeigte sich Malwine Kolary vom Landesarchiv Niedersachsen, Abt. Bückeburg, erfreut über das große Interesse während der Führung. Sie vermittelte lebendig die Geschichte der Schulen, in denen Mädchen ab 16 Jahren ein Jahr lang umfassend in Hauswirtschaft – vom Backen bis zur Landwirtschaft – ausgebildet wurden. Sybille Schlusche, Leiterin des Museums in Obernkirchen, wo später die Zentrale der Reifensteiner Schulen war, ergänzte die Führung mit vielen Fakten und anschaulichen Einblicken in den Alltag.
Ausschnitte aus der Stadtführung. Fotos: Ilka Kühn








Abgerundet wurde der Ausflug durch eine Stadtführung in Bückeburg sowie den Besuch des fürstlichen Anwesens, in dem Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe mit seiner Familie lebt.
Die Ausstellung „Frauenbild & Frauenbildung – Die landwirtschaftlichen Frauenschulen des Reifensteiner Verbandes“ ist montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 16 Uhr, mittwochs bis 18 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Führungen sind auf Anfrage möglich. Informationen gibt es unter Tel. 05722 967730 oder per E-Mail an bueckeburg@nla.niedersachsen.de. Vielleicht lassen sich noch mehr Eichsfelder für einen Besuch begeistern.
Ein gemeinsames Mittagessen und Nachmittagskaffee in der „Alten Schlossküche“ rundete diese Exkursion ab. Fast alle im Bus hatten vorher nie von Bückeburg gehört. Ein großer Dank gilt der Urania Eichsfeld, die solche Exkursionen ermöglicht und jede Woche zwei Vorträge zu verschiedenen Themen in Leinefelde hält.
Ilka Kühn