Bürgermeister im Gleichklang – Eröffnung des diesjährigen Stadtfestes mit Geschichte, Humor und Musik

Leinefelde. Ein Novum zum Auftakt des 29. Stadtfestes in Leinefelde: Auf der Bühne am Märtens Teich versammelten sich am Samstag gleich mehrere Bürgermeister – ehemalige wie aktuelle. Neben dem amtierenden Ortsbürgermeister Patrick Westphalen standen Christian Zwingmann (aktueller Gesamt-Stadtbürgermeister), Gerd Reinhardt und Siegfried Klapprott. Nur Dirk Moll und Marko Grosa fehlten zur vollständigen „Bürgermeister-Runde“.
Patrick Westphalen betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung des Ehrenamts: „Letztlich sind es die Vereine, die dafür sorgen, dass wir hier ein schönes Stadtfest feiern können.“ Besonders hob er den Einsatz all jener hervor, die bei sommerlicher Hitze – gefühlt 30 Grad – Buden aufbauen, Technik verlegen oder den Festplatz herrichten.
Der Ortsbürgermeister erinnerte auch an ein weiteres Jubiläum: Vor genau 25 Jahren, im Jahr 2000, war Leinefelde ein dezentraler Standort der Weltausstellung Expo in Hannover. „Leinefelde hat mit der Expo internationale Anerkennung erhalten“, so Westphalen. Die städtebauliche Entwicklung, vom einstigen Plattenbauviertel hin zur modernen Kleinstadt, sei heute kaum vergleichbar.
Auch Gerd Reinhardt, ehemaliger Stadtbürgermeister, nahm das Publikum mit auf eine Zeitreise: Er erinnerte an die Anfänge des Stadtfestes im Jahr 1995. „In Heiligenstadt gab es das Fest der Möhrenkönige, in Worbis das der Krengeljäger – da wollten wir in Leinefelde natürlich nicht nachstehen.“ Der Begriff „Lämmerschwänze“, so Reinhardt augenzwinkernd, stamme aus dem historischen Fellhandel. „Und die fressen nun mal Möhren – und wenn sie richtig Hunger haben, vielleicht auch Krengel“, sagte er unter dem Gelächter der Gäste. Reinhardt nannte auch weitere geschichtsträchtige Daten – etwa die Neugestaltung des Märtens Teichs und Eröffnung am 13. Juni 2008. Er brachte noch manche Episode aus den vergangenen Zeiten.
Christian Zwingmann betonte in seinem Grußwort die Bedeutung des Stadtumbaus, den Reinhardt damals angestoßen und druchgeführt habe – und der mit der kommenden Landesgartenschau nahtlos weitergeführt werden soll. Zwingmann lobte auch den Einsatz der Vereine, der Mitarbeiter der Stadt. Er ging auch auf die gestrige Grundsteinlegung zum geplanten Schulneubau des Bistums Erfurt, den er als einmalig bezeichnete.

Eine symbolische Geste gab es auch vom Landesgartenschauteam: 800 Pfingstrosen sollten an die Vereine und Bürger verteilt werden – ein schöner Gedanke, der allerdings unter der Hitze litt. Viele Blütenblätter fielen noch am selben Tag.

Siegfried Klapprott, einst Ortsbürgermeister in Leinefelde, betonte die Bedeutung des Miteinanders: „Das Zusammensein beim Stadtfest war immer etwas Besonderes – und ist es bis heute.“ Zugleich blickte er voraus und warb für die Landesgartenschau 2026: „Auch dort wird in Leinefelde wieder etwas entstehen, das herausragt und Menschen verbindet.“






Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung durch die Marchingband Dietemann aus Eschwege – ein stimmungsvoller Auftritt, der der Band sicher neue Fans im Eichsfeld beschert hat. Die komplette Versorgnung übernehmen Vereine und einige Händler. So bietet der Leinefelder Ungarnverein heute neben Langosz auch wieder Ungarischen Kesselgulasch an.
Später am Nachmittag trat gestern die Konrad-Hentrich-Grundschule musikalisch auf, am Abend folgte Livemusik mit der Band „Robius“.
Nicht nur in Leinefelde war an diesem Wochenende viel los – fast schon zu viel: In Worbis spielten mehrere Bands im Bärenpark zum diesjährigen Festival, in Breitenbach wurde ein großes Sportfest gefeiert, in Nordhausen lockte das traditionsreiche Rolandsfest Tausende an – und am Fuß der Burg Scharfenstein konnte man „The Sisters of Mercy“ live erleben. Ein Wochenende wie im Veranstaltungskatalog – bunt, laut, lebendig. Vielleicht wäre es aber auch im Sinne vieler Beteiligter und Besucher, wenn sich diese kulturellen Höhepunkte künftig etwas entzerren würden. Denn jede dieser Veranstaltungen hätte es verdient, für sich zu glänzen.
Ilka Kühn