Man kann über Kunst streiten. Oder über Architektur. Oder über den Preis einer öffentlichen Toilette. Letzteres geschieht gerade in Worbis, einem Stadtteil von Leinefelde-Worbis, wo auf dem bislang malerischen Vorplatz der Antoniuskirche nun ein Bauwerk thront, das schon jetzt Geschichte schreibt: eine WC-Anlage für 160.000 Euro.

Noch ist es Baustelle – aber was fertig aussieht, sieht auch dann noch aus wie… na ja, wie ein Container eben.
Es ist eine Investition mit Aussage. Die Stadt hat nicht gekleckert, sondern geklotzt – und zwar direkt vor die Kirche. Dort, wo Wiese und Ruhe den Ton angaben, herrscht nun Beton, Technik und Türen-Tristesse. Der Blick auf die Kirche? Verstellt. Die Atmosphäre? Verschwunden. Der Preis? Offenbar alternativlos – zumindest aus Sicht der Stadtverwaltung.
Natürlich: Die Antoniuswallfahrt lockt jährlich rund 1000 Menschen an. Da braucht es Infrastruktur. Da soll niemand in die Büsche müssen. Aber musste es wirklich dieses Modell sein? Für einen Bruchteil des Geldes hätte man einen Container aufstellen können – zweckmäßig, unauffällig, vielleicht sogar mobil.
Stattdessen nun ein festes Denkmal kommunaler Großzügigkeit. Mit Edelstahl, Hightech und vermutlich WLAN auf dem stillen Örtchen.
Ob der heilige Antonius, Patron der Suchenden, mit dem Standort einverstanden ist, bleibt offen. Vielleicht hilft er künftig nicht mehr nur beim Wiederfinden verlorener Schlüssel – sondern auch beim Suchen nach Sinn und Maß in städtischen Bauprojekten.
Das stille Örtchen hat nun also seinen Platz. Und die Stadt vielleicht sogar ihren Platz im nächsten Schwarzbuch der Steuerzahler.
Ilka Kühn