
Neuer Aussichts- und Informationspunkt am Grenzmuseum Schifflersgrund
Asbach-Sickenberg. Das Grenzmuseum Schifflersgrund verfügt im Außengelände über einen neuen Aussichtspunkt mit Blick auf die ehemalige innerdeutsche Grenze und das Grüne Band. Neben den ebenso beeindruckenden wie bedrückenden Sichtachsen bietet die überdachte Plattform grundlegende Informationen zu den früheren DDR-Sperranlagen, die in großen Teilen bis heute im Original in der markanten Geländesenke zwischen Hessen und Thüringen erhalten sind.
Zum denkmalgeschützten Ensemble gehören unter anderem der Kolonnenweg, der Kontrollstreifen, der Beobachtungsturm und der mehr als 500 Meter lange Streckmetallzaun. Historische Großbilder aus den 1980er Jahren veranschaulichen das frühere Erscheinungsbild der Grenze. Zugleich erleichtert eine Übersichtsgrafik die Orientierung auf dem heutigen Museumsgelände. „Besucher können dadurch besser ihren Standort in Raum und Zeit verorten“, erläutert Museumsleiter Dr. Christian Stöber. „Sie erfahren bereits bei Ankunft, wie die Grenze konkret aussah und verlief, wie die perfide Abriegelung und Abschottung unter der SED-Diktatur auf den letzten Metern funktionierte und wo sie nun die einzelnen Ausstellungsgebäude finden.“
Die Plattform ermöglicht jedoch nicht nur einen erleichterten Einstieg für Einzelbesucher und geführte Gruppen, sondern auch einen idealen Auftakt beim Wandern in der jetzigen Mitte von Deutschland und Europa. So ist dort eine Karte zum Verlauf des TOP-Grenzwanderweges Schifflersgrund vorhanden, auch ein QR-Code zur digitalen Streckenführung entlang der Route. Der elf Kilometer lange Rundweg, der eine Vielzahl von Informationspulten zur Geschichte und Natur an der einstigen Grenze umfasst, beginnt unmittelbar vor Ort. Bei Anreise mit dem Auto können Wanderer ihre Fahrzeuge auf dem Parkplatz des Grenzmuseums abstellen und ihren Ausflug mit einem Besuch der Einrichtung verbinden.
„Entstanden ist neues Eingangstor zum Grenzmuseum Schifflersgrund, das in Ausstellung und Außengelände einführt und gleichsam einen einzigartigen Blick auf die Geschichte und Gegenwart am Grünen Band eröffnet“, hebt Stöber die große Bedeutung des Projektes hervor. „Es ist ein zentraler Bestandteil zur Neugestaltung unserer Einrichtung und zur Freistellung des historischen Ortes.“
Dazu wurde auch die alte Überquerung, die über den früheren KfZ-Sperrgraben führte, dort bis 1990 aber nie existierte und beim Aufbau des Grenzmuseums erst nachträglich angelegt wurde, vollständig abgerissen und der ursprüngliche Geländezustand wiederhergestellt. Stattdessen führt in einer Entfernung von mehr als 30 Metern inzwischen eine neue Zuwegung zum Eingangsgebäude.
Außerdem wurde der frühere Weiterverlauf des Grenzzauns in Richtung Sickenberg durch eine eingelassene Bodenintarsie aus Stahl sowie durch eine offene Fuge zwischen den beplankten Seitenwänden der Aussichtsplattform kenntlich gemacht. Weiterhin zeigt nun bereits bei der Einfahrt zum Parkplatz eine Bodenmarkierung den Verlauf der Grenze zwischen Hessen und Thüringen an. „Insgesamt leistet das Projekt einen wesentlichen Beitrag dazu, die Erinnerungskultur am ehemaligen ‚Eisernen Vorhang‘ zu stärken und das Grüne Band erleb- und sichtbar zu machen“, fasst Stöber zusammen.
Gefördert wurde die Maßnahmen mit LEADER-Mitteln der Regionalen Aktionsgruppe Eichsfeld (RAG), durch die Stiftung Naturschutz Thüringen sowie durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur aus Spendenmitteln der Erbengemeinschaft Heimpel. Die Kosten beliefen sich auf rund 85.000,00 EUR.
„Das Projekt vereint viele Aspekte unserer Entwicklungsstrategie. Es punktet neben der modernen Geschichtsvermittlung auch mit der Stärkung des Naturgedankens am Grünen Band. Es verbessert die Angebote des Grenzmuseums, das nicht nur für Gäste außerhalb der Region ein tolles Ziel ist. Die RAG unterstützte das Eingangstor daher mit ca. 52T Euro aus ihrem LEADER-Budget”, so Katrin Oberthür, Mitarbeiterin der RAG-Geschäftsstelle.
