Leinefelde. Gestern ist der modernisierte Zentrale Omnibusbahnhof in Leinefelde offiziell übergeben worden. Bereits vor 26 Jahren war der Busbahnhof schon einmal eingeweiht worden, doch inzwischen war die Anlage deutlich in die Jahre gekommen, so das Argument der Verantwortlichen. Für 3,3 Millionen Euro ist am gleichen Standort mit gleicher Stahlkonstruktion ein neuer Busbahnhof entstanden.

v.li. Ulrich Gabel, Christian Zwingmann, Landtagsabgeordnete Christina Tasch, Architekt Ottmar Stadermann und sein Kollege Enrico Seeboth und Michael Raabe. Und wieder einmal hatte Christian Zwingmann eine stumpfe Schere erwischt. Lachend sagte er, er wüsste schon, warum er sonst immer eine eigene mitbringt. Foto: Ilka Kühn

In einer Pressemitteilung vom 22. Juni 2022 war die Stadt Leinefelde-Worbis noch von Gesamtkosten in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro ausgegangen. Die Bauzeit sollte damals etwa ein Jahr betragen und in 2023 beendet sein, schrieb damals Bürgermeister Marko Grosa. Im weiteren Projektverlauf zeigte sich jedoch, dass diese Annahmen nicht zu halten waren. Stark gestiegene Baupreise, mehrere Ausschreibungsrunden, notwendige Anpassungen in der Planung sowie zusätzliche Anforderungen führten zu Verzögerungen und Mehrkosten. Am Ende beliefen sich die Investitionen auf rund 3,3 Millionen Euro, wobei ein Teil der Mehrkosten durch zusätzliche Fördermittel aufgefangen werden konnte. Zwischenzeitlich waren wir sogar bei vier Millionen Kosten angekommen, so Stadtbürgermeister Christian Zwingmann gestern. Mit seiner Amtsübernahme am 1. Juli 2022 hat er das Projekt Busbahnhof weitergeführt.

Hell präsentiert sich mit Rundumblick der Warteraum mit Snack- und Getränkeautomat. Gestern Vormittag war noch eingedeckt für die Einweihung. Foto: Ilka Kühn

Der Busbahnhof wurde vollständig grundsaniert und modernisiert. Entstanden ist eine barrierefreie Anlage mit neuer Wegeführung, taktilen Leitsystemen und einer modernen, lichtdurchfluteten Wartehalle. Digitale Fahrgastinformationen an allen Bussteigen, eine neue Mobilitätszentrale sowie eine hochwertige Dachkonstruktion gehören ebenso dazu wie die Aufwertung des gesamten Bahnhofsumfeldes. Ziel war es, die Bedingungen für den täglichen Pendlerverkehr, den Schülerverkehr und die regionale Anbindung spürbar zu verbessern.

Auch beim Komfort wurden deutliche Verbesserungen umgesetzt. In der Wartehalle sorgen Fußbodenheizung und Klimatisierung für ein angenehmes Raumklima. Bildschirme informieren über die nächsten Abfahrtszeiten, zudem stehen USB-Ladestationen sowie ein Kaffee- und Snackautomat zur Verfügung. An jedem Bussteig sind zwei TFT-Bildschirme mit Echtzeitinformationen installiert. Für sehbeeinträchtigte Menschen gibt es eine Informationsstelle mit Vorlesefunktion sowie ein durchgängiges Blindenleitsystem, das sich über den gesamten Busbahnhof bis zur Fußgängerachse in Richtung Kaufland erstreckt. Neue Sanitäranlagen mit getrennten Toiletten für Frauen und Männer sowie ein barrierefreies WC mit Wickeltisch ergänzen das Angebot.

Die Mobilitätszentrale der EW Bus GmbH ist ab dem 15. Dezember wieder vor Ort erreichbar. Sie ist montags bis freitags von 8 bis 19.30 Uhr geöffnet und bietet unter anderem Fahrplanauskünfte, Informationen zum Deutschlandticket, Rufbus-Buchungen sowie die Ausgabe von Fahrplanheften an.

Der Projektverlauf zog sich über mehrere Jahre. Nach der Vorplanung im Jahr 2021 übernahmen Stadt und EW Bus Anfang 2022 die Projektverantwortung. Der Baubeginn für die Demontage erfolgte im Mai 2023, die Arbeiten an den Freianlagen starteten im Februar 2024. Trotz aller Schwierigkeiten wurde die Maßnahme Ende November 2025 abgeschlossen. Die Umsetzung erfolgte größtenteils bei laufendem Betrieb und stellte alle Beteiligten vor hohe logistische Herausforderungen.

Beteiligt waren zahlreiche regionale Firmen, darunter Ernst & Herwig, Gerüstbau Kohlstedt, Sandstrahl Schuch, Metallbau MAE, Metallbau Henning, Metallbau Hepro, Dachdecker Montag, Estrich Weber, BMK Leinefelde, Elektro Fiedler, Heizung Hartmann und Akkurat.

Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 3,3 Millionen Euro. Rund 1,98 Millionen Euro stammen aus Fördermitteln des TLBV/KVI, der Eigenanteil der Stadt liegt bei etwa 1,32 Millionen Euro. Nach etlichen Hürden im Bauablauf überwiegt nun bei allen Beteiligten die Erleichterung: Der Busbahnhof ist fertiggestellt und steht den Fahrgästen als moderne, barrierefreie Mobilitätsdrehscheibe zur Verfügung, seit gestern Nachmittag. 

Enrico Seeboth sprach für das Architekturbüro Stadermann und sagte u.a.:

„Das prägnante Dachtragwerk, seit jeher ein starkes Zeichen im Stadtbild, wurde vollständig saniert und zugleich ästhetisch verfeinert. Die neue Alucobond-Unterseite lässt das Dach heute wie ein helles, leichtes Segel über der Anlage schweben – selbstbewusst, elegant und doch respektvoll gegenüber seiner eigenen Geschichte. Transparente Fassaden, lichtdurchflutete Räume und klare Wegebeziehungen geben dem Busbahnhof eine neue Offenheit und Ordnung. Die Insel wirkt heute heller, sicherer, moderner – und bleibt dennoch ganz sie selbst.
Besonders wichtig war uns die Verbesserung der Orientierung und Barrierefreiheit:
Taktile Leitsysteme, verkürzte Wege, klare Sichtachsen und eine funktionale Neuordnung der Gebäudeteile sorgen dafür, dass alle Nutzerinnen und Nutzer sich intuitiv zurechtfinden.
Der neue Aufenthaltsbereich öffnet sich nun mit raumhoher Verglasung weit in den Stadtraum – ein geschützter Ort, der zugleich kommuniziert.
Die Technik-, Service- und Sanitärbereiche sind robust, effizient und zeitgemäß organisiert
und nicht zuletzt wurde die gesamte Außenanlage mit hochwertigen, langlebigen Materialien neu gefasst.“

Michael Raabe, technischer Geschäftsführer der Eichsfeldwerke, sagte gestern in einem Gespräch den eichsfeldnachrichten, dass allein in Leinefelde jährlich 268 000 Fahrgäste den Busbahnhof frequentieren, das seien – rechnet man Montag bis Freitag – täglich 1000 Fahrgäste. 111 Busse fahren täglich vom Busbahnhof Leinefelde ab.

EW-Geschäftsführer Ulrich Gabel war sehr erfreut über die gesamte Anlage und sagte, dass es das neue Wohnzimmer der Stadt sei. Bleibt zu hoffen, dass der Busbahnhof in einem sauberen Zustand bleibt. Übrigens sind Kameras angebracht, wo die Mitarbeiter der Mobilitätszentrale den Überblick haben.

Ilka Kühn