Im EKW können Patienten nun bis kurz vor einer OP Flüssigkeit zu sich nehmen.

Wer schon einmal operiert werden musste, kennt das: Vor einer Operation darf man über viele Stunden keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen. Dabei belegen Studien, dass sich Risiken nach einem operativen Eingriff bei langen Phasen ohne Flüssigkeitsaufnahme sogar erhöhen können.
Deshalb setzen die Anästhesistinnen und Anästhesisten des Ev. Krankenhauses Göttingen-Weende gemeinsam mit allen operativen Fachbereichen ein neues Konzept um, das vor Kurzem gestartet ist. Der Name: „Trinken bis kurz vor der OP“. Damit leistet die Göttinger Klinik einen wichtigen Beitrag zur Patientensicherheit.
Während des Vorgespräches zur OP erhalten die Patienten von den Ärztinnen und Ärzten der Anästhesie einen Flyer mit den entsprechenden Hinweisen. Dieser wird in der Patientenakte abgeheftet. Stationäre Patientinnen und Patienten bekommen am Vorabend ihrer Operation die passende, laminierte Nüchternheitskarte, die durch das Pflegepersonal der Station am Bett angebracht wird.
Die grüne Nüchternheitskarte bedeutet, dass der Patient keine wesentlichen Vorerkrankungen oder operative Besonderheiten aufweist: das Trinken ist erlaubt. Eine gelbe Karte besagt, dass ein individuelles Vorgehen erforderlich ist. Erhält der Patient eine rote Karte, darf er ab Indikationsstellung weder Essen noch Trinken.
Die Vorteile für die Patientinnen und Patienten liegen auf der Hand. Das Erlauben klarer Flüssigkeiten bis kurz vor der Operation erhöht die Sicherheit und senkt das Risiko postoperativer Komplikationen, vermindert Durst-, Hunger- und Unwohlsein, reduziert Stress und stabilisiert den Blutdruck. Weiterhin ist die Anlage venöser Zugänge leichter, und das Risiko von Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen nach der Operation wird gesenkt.
„Das Projekt ist gut angelaufen, es wird sowohl von der Pflege, dem Arztdienst und vor allem den Patientinnen und Patienten gut angenommen“, sagt Dr. Michael Pauli-Magnus, Leitender Oberarzt der Abteilung Klinische Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin des EKW. „Anfangs waren die Patienten noch etwas zögerlich, aber inzwischen ist unser erstes Zwischenfazit durchweg positiv“, sagt auch die Projektverantwortliche, Oberärztin Delia Monica Scortea. Langfristig ist das Projekt ein Gewinn für die Patienten.
